Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].zeichnung: der Erlkönig. Von allen Darstellungen dieses oft bebandelten Gegenstandes, die ich kenne, würde ich der Reinhartschen den Vorzug geben. Sie ist die wildeste und schauerlichste. Dem Vater hat der Künstler einen Helm aufgesetzt, dadurch wird er als Krieger bezeichnet, und trotzdem jagt er in furchtsamer Eil vor dem luftigen Ungethüm davon. Ist in meinem Besitz. An der Hauptwand des Besuchzimmers hing eine große Landschaft von Wallis: das Theater in Taormina. Eine solche ätherische Weite der Aussicht über Land und Meer hielt ich beinahe für unmöglich, bis ich das Glück hatte, in Taormina mich zu überzeugen, daß die Schönheit der Natur alle Darstellungen weit überrage. Einen besonderen Werth erhielt dieses trefliche Bild durch den Umstand, daß mehrere Figuren im Vordergrunde von Thorwaldsen hineingemalt waren, der bei dem ihm befreundeten Wallis einmal versuchen wollte, ob er auch die Palette in die Hand nehmen könne. Sehr gern betrachteten wir eine schnell ausgeführte bunte Gouachezeichnung von Schinkel auf blauem Papier. Sie gab eine weite Fensteraussicht über Rom. Ob sie aus Schinkels Wohnung aufgenommen war, oder aus der von Kohlrausch, ist mir entfallen. Eine unbeschreibliche Anmuth entfaltete ein kleines Oelbild von Franz oder Johann Riepenhausen: Genovefa mit dem Kaplane lesend. Diese Darstellung findet sich auch in den gestochenen Umrissen zur Genovefa, und es bleibt dahingestellt, welches die frühere Arbeit sei. Jedenfalls verdient das Oelbild auch in Bezug auf die Komposition den Vorzug. Auf dem Kupferstiche guckt der Engel mit dem Lilienstengel neugierig zur Thür herein, zeichnung: der Erlkönig. Von allen Darstellungen dieses oft bebandelten Gegenstandes, die ich kenne, würde ich der Reinhartschen den Vorzug geben. Sie ist die wildeste und schauerlichste. Dem Vater hat der Künstler einen Helm aufgesetzt, dadurch wird er als Krieger bezeichnet, und trotzdem jagt er in furchtsamer Eil vor dem luftigen Ungethüm davon. Ist in meinem Besitz. An der Hauptwand des Besuchzimmers hing eine große Landschaft von Wallis: das Theater in Taormina. Eine solche ätherische Weite der Aussicht über Land und Meer hielt ich beinahe für unmöglich, bis ich das Glück hatte, in Taormina mich zu überzeugen, daß die Schönheit der Natur alle Darstellungen weit überrage. Einen besonderen Werth erhielt dieses trefliche Bild durch den Umstand, daß mehrere Figuren im Vordergrunde von Thorwaldsen hineingemalt waren, der bei dem ihm befreundeten Wallis einmal versuchen wollte, ob er auch die Palette in die Hand nehmen könne. Sehr gern betrachteten wir eine schnell ausgeführte bunte Gouachezeichnung von Schinkel auf blauem Papier. Sie gab eine weite Fensteraussicht über Rom. Ob sie aus Schinkels Wohnung aufgenommen war, oder aus der von Kohlrausch, ist mir entfallen. Eine unbeschreibliche Anmuth entfaltete ein kleines Oelbild von Franz oder Johann Riepenhausen: Genovefa mit dem Kaplane lesend. Diese Darstellung findet sich auch in den gestochenen Umrissen zur Genovefa, und es bleibt dahingestellt, welches die frühere Arbeit sei. Jedenfalls verdient das Oelbild auch in Bezug auf die Komposition den Vorzug. Auf dem Kupferstiche guckt der Engel mit dem Lilienstengel neugierig zur Thür herein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="71"/> zeichnung: der Erlkönig. Von allen Darstellungen dieses oft bebandelten Gegenstandes, die ich kenne, würde ich der Reinhartschen den Vorzug geben. Sie ist die wildeste und schauerlichste. Dem Vater hat der Künstler einen Helm aufgesetzt, dadurch wird er als Krieger bezeichnet, und trotzdem jagt er in furchtsamer Eil vor dem luftigen Ungethüm davon. Ist in meinem Besitz. </p><lb/> <p>An der Hauptwand des Besuchzimmers hing eine große Landschaft von Wallis: das Theater in Taormina. Eine solche ätherische Weite der Aussicht über Land und Meer hielt ich beinahe für unmöglich, bis ich das Glück hatte, in Taormina mich zu überzeugen, daß die Schönheit der Natur alle Darstellungen weit überrage. Einen besonderen Werth erhielt dieses trefliche Bild durch den Umstand, daß mehrere Figuren im Vordergrunde von Thorwaldsen hineingemalt waren, der bei dem ihm befreundeten Wallis einmal versuchen wollte, ob er auch die Palette in die Hand nehmen könne. </p><lb/> <p>Sehr gern betrachteten wir eine schnell ausgeführte bunte Gouachezeichnung von Schinkel auf blauem Papier. Sie gab eine weite Fensteraussicht über Rom. Ob sie aus Schinkels Wohnung aufgenommen war, oder aus der von Kohlrausch, ist mir entfallen. </p><lb/> <p>Eine unbeschreibliche Anmuth entfaltete ein kleines Oelbild von Franz oder Johann Riepenhausen: Genovefa mit dem Kaplane lesend. Diese Darstellung findet sich auch in den gestochenen Umrissen zur Genovefa, und es bleibt dahingestellt, welches die frühere Arbeit sei. Jedenfalls verdient das Oelbild auch in Bezug auf die Komposition den Vorzug. Auf dem Kupferstiche guckt der Engel mit dem Lilienstengel neugierig zur Thür herein, </p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0079]
zeichnung: der Erlkönig. Von allen Darstellungen dieses oft bebandelten Gegenstandes, die ich kenne, würde ich der Reinhartschen den Vorzug geben. Sie ist die wildeste und schauerlichste. Dem Vater hat der Künstler einen Helm aufgesetzt, dadurch wird er als Krieger bezeichnet, und trotzdem jagt er in furchtsamer Eil vor dem luftigen Ungethüm davon. Ist in meinem Besitz.
An der Hauptwand des Besuchzimmers hing eine große Landschaft von Wallis: das Theater in Taormina. Eine solche ätherische Weite der Aussicht über Land und Meer hielt ich beinahe für unmöglich, bis ich das Glück hatte, in Taormina mich zu überzeugen, daß die Schönheit der Natur alle Darstellungen weit überrage. Einen besonderen Werth erhielt dieses trefliche Bild durch den Umstand, daß mehrere Figuren im Vordergrunde von Thorwaldsen hineingemalt waren, der bei dem ihm befreundeten Wallis einmal versuchen wollte, ob er auch die Palette in die Hand nehmen könne.
Sehr gern betrachteten wir eine schnell ausgeführte bunte Gouachezeichnung von Schinkel auf blauem Papier. Sie gab eine weite Fensteraussicht über Rom. Ob sie aus Schinkels Wohnung aufgenommen war, oder aus der von Kohlrausch, ist mir entfallen.
Eine unbeschreibliche Anmuth entfaltete ein kleines Oelbild von Franz oder Johann Riepenhausen: Genovefa mit dem Kaplane lesend. Diese Darstellung findet sich auch in den gestochenen Umrissen zur Genovefa, und es bleibt dahingestellt, welches die frühere Arbeit sei. Jedenfalls verdient das Oelbild auch in Bezug auf die Komposition den Vorzug. Auf dem Kupferstiche guckt der Engel mit dem Lilienstengel neugierig zur Thür herein,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/79 |
Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/79>, abgerufen am 26.07.2024. |