Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].Industrie recht lebhaft vergegenwärtigt. Es heißt daselbst pag. 420: "Im Jahre 1816 begann eine neue und interessante Reiseart auf der Themse in Dampfbooten. Diese Fahrzeuge sind mit Dampfmaschinen und Schaufelrädern versehn, um das Schiff mit größerer Schnelligkeit selbst gegen Wind und Flut, auch über stümische See zu treiben. Das erste Dampfschiff, welches das gewagte Unternehmen ausführte, das gefährliche Meer nordwärts von England zu durchschiffen, hieß die Themse, und wurde von Herrn Dodd geführt. Es ist durch das Logbuch, welches Herr Weld im September 1815 herausgab, bewiesen, daß dieses Dampfschiff, oft gegen konträren Wind, und bei stürmischer See, 758 Seemeilen in 121 Stunden zurücklegte." Als nun bei der Berathung über unsre Rückreise nach Paris davon die Rede war, daß auch zwischen Dover und Calais ein Dampfschiff fahre, und wir Lust bezeigten, diese neue Gelegenheit zu benutzen, so ward uns dies von allen Seiten widerrathen, weil die Sache, besonders in der jetzigen Aequinoctialzeit zu gefährlich sei. Ganz vor kurzem sei mitten im Kanale das eine Schaufelrad an dem Dampfer zerbrochen, das andre Rad habe aber weiter gearbeitet, und das Schiff immerfort in einem großen Kreise herumgeführt. Zum Glücke sei ein simples Segelschiff dem neuen künstlichen Vehikel zu Hülfe gekommen, und habe es endlich am Schlepptau in den Hafen gebracht. Wir wählten also der Sicherheit wegen ein französisches Packetboot, hatten eine sehr stürmische Ueberfahrt, bei der die Seekrankheit die meisten Passagiere, sogar den französischen Kapitän mit seinen Matrosen heimsuchte, und waren am 31. März 1821 wieder in Paris, wo ich Industrie recht lebhaft vergegenwärtigt. Es heißt daselbst pag. 420: „Im Jahre 1816 begann eine neue und interessante Reiseart auf der Themse in Dampfbooten. Diese Fahrzeuge sind mit Dampfmaschinen und Schaufelrädern versehn, um das Schiff mit größerer Schnelligkeit selbst gegen Wind und Flut, auch über stümische See zu treiben. Das erste Dampfschiff, welches das gewagte Unternehmen ausführte, das gefährliche Meer nordwärts von England zu durchschiffen, hieß die Themse, und wurde von Herrn Dodd geführt. Es ist durch das Logbuch, welches Herr Weld im September 1815 herausgab, bewiesen, daß dieses Dampfschiff, oft gegen konträren Wind, und bei stürmischer See, 758 Seemeilen in 121 Stunden zurücklegte.“ Als nun bei der Berathung über unsre Rückreise nach Paris davon die Rede war, daß auch zwischen Dover und Calais ein Dampfschiff fahre, und wir Lust bezeigten, diese neue Gelegenheit zu benutzen, so ward uns dies von allen Seiten widerrathen, weil die Sache, besonders in der jetzigen Aequinoctialzeit zu gefährlich sei. Ganz vor kurzem sei mitten im Kanale das eine Schaufelrad an dem Dampfer zerbrochen, das andre Rad habe aber weiter gearbeitet, und das Schiff immerfort in einem großen Kreise herumgeführt. Zum Glücke sei ein simples Segelschiff dem neuen künstlichen Vehikel zu Hülfe gekommen, und habe es endlich am Schlepptau in den Hafen gebracht. Wir wählten also der Sicherheit wegen ein französisches Packetboot, hatten eine sehr stürmische Ueberfahrt, bei der die Seekrankheit die meisten Passagiere, sogar den französischen Kapitän mit seinen Matrosen heimsuchte, und waren am 31. März 1821 wieder in Paris, wo ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0502" n="494"/> Industrie recht lebhaft vergegenwärtigt. Es heißt daselbst pag. 420: „Im Jahre 1816 begann eine neue und interessante Reiseart auf der Themse in Dampfbooten. Diese Fahrzeuge sind mit Dampfmaschinen und Schaufelrädern versehn, um das Schiff mit größerer Schnelligkeit selbst gegen Wind und Flut, auch über stümische See zu treiben. Das erste Dampfschiff, welches das gewagte Unternehmen ausführte, das gefährliche Meer nordwärts von England zu durchschiffen, hieß die Themse, und wurde von Herrn Dodd geführt. Es ist durch das Logbuch, welches Herr Weld im September 1815 herausgab, bewiesen, daß dieses Dampfschiff, oft gegen konträren Wind, und bei stürmischer See, 758 Seemeilen in 121 Stunden zurücklegte.“</p><lb/> <p>Als nun bei der Berathung über unsre Rückreise nach Paris davon die Rede war, daß auch zwischen Dover und Calais ein Dampfschiff fahre, und wir Lust bezeigten, diese neue Gelegenheit zu benutzen, so ward uns dies von allen Seiten widerrathen, weil die Sache, besonders in der jetzigen Aequinoctialzeit zu gefährlich sei. Ganz vor kurzem sei mitten im Kanale das eine Schaufelrad an dem Dampfer zerbrochen, das andre Rad habe aber weiter gearbeitet, und das Schiff immerfort in einem großen Kreise herumgeführt. Zum Glücke sei ein simples Segelschiff dem neuen künstlichen Vehikel zu Hülfe gekommen, und habe es endlich am Schlepptau in den Hafen gebracht. </p><lb/> <p>Wir wählten also der Sicherheit wegen ein französisches Packetboot, hatten eine sehr stürmische Ueberfahrt, bei der die Seekrankheit die meisten Passagiere, sogar den französischen Kapitän mit seinen Matrosen heimsuchte, und waren am 31. März 1821 wieder in Paris, wo ich </p> </div> </body> </text> </TEI> [494/0502]
Industrie recht lebhaft vergegenwärtigt. Es heißt daselbst pag. 420: „Im Jahre 1816 begann eine neue und interessante Reiseart auf der Themse in Dampfbooten. Diese Fahrzeuge sind mit Dampfmaschinen und Schaufelrädern versehn, um das Schiff mit größerer Schnelligkeit selbst gegen Wind und Flut, auch über stümische See zu treiben. Das erste Dampfschiff, welches das gewagte Unternehmen ausführte, das gefährliche Meer nordwärts von England zu durchschiffen, hieß die Themse, und wurde von Herrn Dodd geführt. Es ist durch das Logbuch, welches Herr Weld im September 1815 herausgab, bewiesen, daß dieses Dampfschiff, oft gegen konträren Wind, und bei stürmischer See, 758 Seemeilen in 121 Stunden zurücklegte.“
Als nun bei der Berathung über unsre Rückreise nach Paris davon die Rede war, daß auch zwischen Dover und Calais ein Dampfschiff fahre, und wir Lust bezeigten, diese neue Gelegenheit zu benutzen, so ward uns dies von allen Seiten widerrathen, weil die Sache, besonders in der jetzigen Aequinoctialzeit zu gefährlich sei. Ganz vor kurzem sei mitten im Kanale das eine Schaufelrad an dem Dampfer zerbrochen, das andre Rad habe aber weiter gearbeitet, und das Schiff immerfort in einem großen Kreise herumgeführt. Zum Glücke sei ein simples Segelschiff dem neuen künstlichen Vehikel zu Hülfe gekommen, und habe es endlich am Schlepptau in den Hafen gebracht.
Wir wählten also der Sicherheit wegen ein französisches Packetboot, hatten eine sehr stürmische Ueberfahrt, bei der die Seekrankheit die meisten Passagiere, sogar den französischen Kapitän mit seinen Matrosen heimsuchte, und waren am 31. März 1821 wieder in Paris, wo ich
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/502>, abgerufen am 05.07.2024. |