Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].Die beiden Feldherren hatten die Absicht, so bald als möglich anzugreifen, und versprachen sich, wenn sie angegriffen würden, gegenseitige Hülfe. Napoleon kam ihnen zuvor, und war auch diesmal der Angreifer. Mit richtiger Berechnung der Umstände stürzte er sich am 16. Juni 1815 bei Ligny zuerst auf Blücher, und drängte ihn nach einem äußerst blutigen Schlachttage am Abend zurück. Vergebens verlangte Blücher Hülfe von den Engländern. Wellington erwiederte, er sei noch nicht im Stande zu marschiren. Bei Ligny geschah es, daß der alte Blücher, der sich tollkühn vorgewagt, mit dem Pferde stürzte, und daß ein französisches Kürassirregiment bei ihm vorüber hin- und zurückjagte, ohne ihn zu bemerken. Der General von Nostiz hielt allein bei ihm aus. Am 17. Juni war Ruhetag; die Preußen verbanden ihre Wunden, und Napoleon ordnete aufs neue seine siegreichen Schaaren. Am 18. wandte er sich mit gewohnter Heftigkeit bei dem Dorfe Waterloo gegen Wellington, und würde ihn vielleicht zurückgedrängt haben, wenn Blücher gleiches mit gleichem vergolten hätte. Wellington begehrte seinerseits am 18. früh Hülfe, und Blücher erwiederte: ich komme! Als seine ermüdeten Truppen sich in Marsch setzten, begann es zu regnen, da rief er freudig: mein Stern von der Katzbach geht auf! und beschleunigte den Schritt. Wellington hielt tapfer aus, und wies alle Angriffe des ungestümen Gegners mit seiner gewohnten Kaltblütigkeit zurück. Als am Nachmittage seine gelichteten Schlachtreihen wankten, sagte er mit eiserner Ruhe: ich wollte, es wäre Abend, oder Blücher käme! Und Blücher kam! Seine vorauseilenden Adjutanten brachten an Wellington die Nachricht, das ganze preußische Heer sei im Anmarsch. Die beiden Feldherren hatten die Absicht, so bald als möglich anzugreifen, und versprachen sich, wenn sie angegriffen würden, gegenseitige Hülfe. Napoléon kam ihnen zuvor, und war auch diesmal der Angreifer. Mit richtiger Berechnung der Umstände stürzte er sich am 16. Juni 1815 bei Ligny zuerst auf Blücher, und drängte ihn nach einem äußerst blutigen Schlachttage am Abend zurück. Vergebens verlangte Blücher Hülfe von den Engländern. Wellington erwiederte, er sei noch nicht im Stande zu marschiren. Bei Ligny geschah es, daß der alte Blücher, der sich tollkühn vorgewagt, mit dem Pferde stürzte, und daß ein französisches Kürassirregiment bei ihm vorüber hin- und zurückjagte, ohne ihn zu bemerken. Der General von Nostiz hielt allein bei ihm aus. Am 17. Juni war Ruhetag; die Preußen verbanden ihre Wunden, und Napoléon ordnete aufs neue seine siegreichen Schaaren. Am 18. wandte er sich mit gewohnter Heftigkeit bei dem Dorfe Waterloo gegen Wellington, und würde ihn vielleicht zurückgedrängt haben, wenn Blücher gleiches mit gleichem vergolten hätte. Wellington begehrte seinerseits am 18. früh Hülfe, und Blücher erwiederte: ich komme! Als seine ermüdeten Truppen sich in Marsch setzten, begann es zu regnen, da rief er freudig: mein Stern von der Katzbach geht auf! und beschleunigte den Schritt. Wellington hielt tapfer aus, und wies alle Angriffe des ungestümen Gegners mit seiner gewohnten Kaltblütigkeit zurück. Als am Nachmittage seine gelichteten Schlachtreihen wankten, sagte er mit eiserner Ruhe: ich wollte, es wäre Abend, oder Blücher käme! Und Blücher kam! Seine vorauseilenden Adjutanten brachten an Wellington die Nachricht, das ganze preußische Heer sei im Anmarsch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="40"/> Die beiden Feldherren hatten die Absicht, so bald als möglich anzugreifen, und versprachen sich, wenn sie angegriffen würden, gegenseitige Hülfe. Napoléon kam ihnen zuvor, und war auch diesmal der Angreifer. Mit richtiger Berechnung der Umstände stürzte er sich am 16. Juni 1815 bei Ligny zuerst auf Blücher, und drängte ihn nach einem äußerst blutigen Schlachttage am Abend zurück. Vergebens verlangte Blücher Hülfe von den Engländern. Wellington erwiederte, er sei noch nicht im Stande zu marschiren. Bei Ligny geschah es, daß der alte Blücher, der sich tollkühn vorgewagt, mit dem Pferde stürzte, und daß ein französisches Kürassirregiment bei ihm vorüber hin- und zurückjagte, ohne ihn zu bemerken. Der General von Nostiz hielt allein bei ihm aus. </p><lb/> <p>Am 17. Juni war Ruhetag; die Preußen verbanden ihre Wunden, und Napoléon ordnete aufs neue seine siegreichen Schaaren. Am 18. wandte er sich mit gewohnter Heftigkeit bei dem Dorfe Waterloo gegen Wellington, und würde ihn vielleicht zurückgedrängt haben, wenn Blücher gleiches mit gleichem vergolten hätte. Wellington begehrte seinerseits am 18. früh Hülfe, und Blücher erwiederte: ich komme! Als seine ermüdeten Truppen sich in Marsch setzten, begann es zu regnen, da rief er freudig: mein Stern von der Katzbach geht auf! und beschleunigte den Schritt. Wellington hielt tapfer aus, und wies alle Angriffe des ungestümen Gegners mit seiner gewohnten Kaltblütigkeit zurück. Als am Nachmittage seine gelichteten Schlachtreihen wankten, sagte er mit eiserner Ruhe: ich wollte, es wäre Abend, oder Blücher käme! Und Blücher kam! Seine vorauseilenden Adjutanten brachten an Wellington die Nachricht, das ganze preußische Heer sei im Anmarsch. </p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0048]
Die beiden Feldherren hatten die Absicht, so bald als möglich anzugreifen, und versprachen sich, wenn sie angegriffen würden, gegenseitige Hülfe. Napoléon kam ihnen zuvor, und war auch diesmal der Angreifer. Mit richtiger Berechnung der Umstände stürzte er sich am 16. Juni 1815 bei Ligny zuerst auf Blücher, und drängte ihn nach einem äußerst blutigen Schlachttage am Abend zurück. Vergebens verlangte Blücher Hülfe von den Engländern. Wellington erwiederte, er sei noch nicht im Stande zu marschiren. Bei Ligny geschah es, daß der alte Blücher, der sich tollkühn vorgewagt, mit dem Pferde stürzte, und daß ein französisches Kürassirregiment bei ihm vorüber hin- und zurückjagte, ohne ihn zu bemerken. Der General von Nostiz hielt allein bei ihm aus.
Am 17. Juni war Ruhetag; die Preußen verbanden ihre Wunden, und Napoléon ordnete aufs neue seine siegreichen Schaaren. Am 18. wandte er sich mit gewohnter Heftigkeit bei dem Dorfe Waterloo gegen Wellington, und würde ihn vielleicht zurückgedrängt haben, wenn Blücher gleiches mit gleichem vergolten hätte. Wellington begehrte seinerseits am 18. früh Hülfe, und Blücher erwiederte: ich komme! Als seine ermüdeten Truppen sich in Marsch setzten, begann es zu regnen, da rief er freudig: mein Stern von der Katzbach geht auf! und beschleunigte den Schritt. Wellington hielt tapfer aus, und wies alle Angriffe des ungestümen Gegners mit seiner gewohnten Kaltblütigkeit zurück. Als am Nachmittage seine gelichteten Schlachtreihen wankten, sagte er mit eiserner Ruhe: ich wollte, es wäre Abend, oder Blücher käme! Und Blücher kam! Seine vorauseilenden Adjutanten brachten an Wellington die Nachricht, das ganze preußische Heer sei im Anmarsch.
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/48>, abgerufen am 05.07.2024. |