Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].stellungen seiner Umgebung, er blieb auf seinem Sinne. Die französischen Behörden überreichten ihm eine Eingabe, worin erwähnt ward, daß der Fürst von Talleyrand sich auf das wärmste für die Erhaltung der Brücke verwende. Der alte Blücher soll unter die Eingabe eigenhändig geschrieben haben: Die Brücke wird gesprengt, und es sollte mir sehr angenehm sein, wenn der Herr Fürst von Talleyrand sich vorher darauf setzte! Nur durch die Ankunft der drei verbündeten Monarchen sei, so hieß es, die Ausführung dieses Vandalismus verhindert worden. Aus Wien erfuhr man ferner, daß der Kronprinz von Preußen (nachher König Friedrich Wilhelm IV.) aus einer romantischen Vorliebe für schöne Gegenden und alte gothische Dome, besonders dahin gewirkt habe, die herrenlosen Rheinprovinzen für Preußen zu erwerben. Die andern Mächte ließen es geschehn, vielleicht nicht ohne heimliche Schadenfreude, weil Preußen dadurch in die prekärste geographische Lage versetzt, im Osten von Rußland, im Westen von Frankreich bedroht wurde, die sich gelegentlich über Preußen hinweg die Hände reichen konnten. Hardenberg ging endlich, nach vergeblichen Versuchen ein besseres Resultat zu erreichen, auf die ungünstige Kombination ein, weil er mit richtigem Blicke erkannte, was möglich sei zu erreichen, und was nicht. Wer hätte damals voraussehn können, daß diese oft beklagte Zweitheilung Preußens in eine östliche und westliche Hälfte den Grund zu seiner jetzigen Größe legen werde! Wenn irgendwo, so läßt sich hier das Walten einer historischen Vorsehung freudig anerkennen. Nach wenig Jahren hatte Preußen durch zweckmäßige Einrichtungen die anfangs stellungen seiner Umgebung, er blieb auf seinem Sinne. Die französischen Behörden überreichten ihm eine Eingabe, worin erwähnt ward, daß der Fürst von Talleyrand sich auf das wärmste für die Erhaltung der Brücke verwende. Der alte Blücher soll unter die Eingabe eigenhändig geschrieben haben: Die Brücke wird gesprengt, und es sollte mir sehr angenehm sein, wenn der Herr Fürst von Talleyrand sich vorher darauf setzte! Nur durch die Ankunft der drei verbündeten Monarchen sei, so hieß es, die Ausführung dieses Vandalismus verhindert worden. Aus Wien erfuhr man ferner, daß der Kronprinz von Preußen (nachher König Friedrich Wilhelm IV.) aus einer romantischen Vorliebe für schöne Gegenden und alte gothische Dome, besonders dahin gewirkt habe, die herrenlosen Rheinprovinzen für Preußen zu erwerben. Die andern Mächte ließen es geschehn, vielleicht nicht ohne heimliche Schadenfreude, weil Preußen dadurch in die prekärste geographische Lage versetzt, im Osten von Rußland, im Westen von Frankreich bedroht wurde, die sich gelegentlich über Preußen hinweg die Hände reichen konnten. Hardenberg ging endlich, nach vergeblichen Versuchen ein besseres Resultat zu erreichen, auf die ungünstige Kombination ein, weil er mit richtigem Blicke erkannte, was möglich sei zu erreichen, und was nicht. Wer hätte damals voraussehn können, daß diese oft beklagte Zweitheilung Preußens in eine östliche und westliche Hälfte den Grund zu seiner jetzigen Größe legen werde! Wenn irgendwo, so läßt sich hier das Walten einer historischen Vorsehung freudig anerkennen. Nach wenig Jahren hatte Preußen durch zweckmäßige Einrichtungen die anfangs <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="33"/> stellungen seiner Umgebung, er blieb auf seinem Sinne. Die französischen Behörden überreichten ihm eine Eingabe, worin erwähnt ward, daß der Fürst von Talleyrand sich auf das wärmste für die Erhaltung der Brücke verwende. Der alte Blücher soll unter die Eingabe eigenhändig geschrieben haben: Die Brücke wird gesprengt, und es sollte mir sehr angenehm sein, wenn der Herr Fürst von Talleyrand sich vorher darauf setzte! Nur durch die Ankunft der drei verbündeten Monarchen sei, so hieß es, die Ausführung dieses Vandalismus verhindert worden. </p><lb/> <p>Aus Wien erfuhr man ferner, daß der Kronprinz von Preußen (nachher König Friedrich Wilhelm IV.) aus einer romantischen Vorliebe für schöne Gegenden und alte gothische Dome, besonders dahin gewirkt habe, die herrenlosen Rheinprovinzen für Preußen zu erwerben. Die andern Mächte ließen es geschehn, vielleicht nicht ohne heimliche Schadenfreude, weil Preußen dadurch in die prekärste geographische Lage versetzt, im Osten von Rußland, im Westen von Frankreich bedroht wurde, die sich gelegentlich über Preußen hinweg die Hände reichen konnten. Hardenberg ging endlich, nach vergeblichen Versuchen ein besseres Resultat zu erreichen, auf die ungünstige Kombination ein, weil er mit richtigem Blicke erkannte, was möglich sei zu erreichen, und was nicht. Wer hätte damals voraussehn können, daß diese oft beklagte Zweitheilung Preußens in eine östliche und westliche Hälfte den Grund zu seiner jetzigen Größe legen werde! Wenn irgendwo, so läßt sich hier das Walten einer historischen Vorsehung freudig anerkennen. Nach wenig Jahren hatte Preußen durch zweckmäßige Einrichtungen die anfangs </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0041]
stellungen seiner Umgebung, er blieb auf seinem Sinne. Die französischen Behörden überreichten ihm eine Eingabe, worin erwähnt ward, daß der Fürst von Talleyrand sich auf das wärmste für die Erhaltung der Brücke verwende. Der alte Blücher soll unter die Eingabe eigenhändig geschrieben haben: Die Brücke wird gesprengt, und es sollte mir sehr angenehm sein, wenn der Herr Fürst von Talleyrand sich vorher darauf setzte! Nur durch die Ankunft der drei verbündeten Monarchen sei, so hieß es, die Ausführung dieses Vandalismus verhindert worden.
Aus Wien erfuhr man ferner, daß der Kronprinz von Preußen (nachher König Friedrich Wilhelm IV.) aus einer romantischen Vorliebe für schöne Gegenden und alte gothische Dome, besonders dahin gewirkt habe, die herrenlosen Rheinprovinzen für Preußen zu erwerben. Die andern Mächte ließen es geschehn, vielleicht nicht ohne heimliche Schadenfreude, weil Preußen dadurch in die prekärste geographische Lage versetzt, im Osten von Rußland, im Westen von Frankreich bedroht wurde, die sich gelegentlich über Preußen hinweg die Hände reichen konnten. Hardenberg ging endlich, nach vergeblichen Versuchen ein besseres Resultat zu erreichen, auf die ungünstige Kombination ein, weil er mit richtigem Blicke erkannte, was möglich sei zu erreichen, und was nicht. Wer hätte damals voraussehn können, daß diese oft beklagte Zweitheilung Preußens in eine östliche und westliche Hälfte den Grund zu seiner jetzigen Größe legen werde! Wenn irgendwo, so läßt sich hier das Walten einer historischen Vorsehung freudig anerkennen. Nach wenig Jahren hatte Preußen durch zweckmäßige Einrichtungen die anfangs
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