Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].Nachkommen Banquos vorüberziehn, the last with a glass in his hand: der letzte hält einen Spiegel (worin noch viele andre sich zeigen); hier steht im französischen: le dernier tient un verre. Eben so wenig wie der französische Shakspeare gefiel mir die französische Uebersetzung der Bibel von de Sacy, welche in einem prachtvollen Quartanten dastand. Die Reden Christi schienen mir im französischen sehr viel Aehnlichkeit mit Lafontaines Fabeln zu haben; es war mir unmöglich, nur eine Spur von Andacht oder Erhebung dabei zu empfinden. Freilich mußte ich mir sagen, daß bei den wahrhaft frommen Franzosen dies ganz anders sein werde, dagegen fiel mir aber ein, daß die meisten Franzosen der katholischen Kirche angehören, wo das Lesen der Bibel allen Laien verboten wird; die de Sacysche Uebersetzung ist also im Grunde nur für die kleine Zahl der französischen Geistlichen gemacht, die nach dem mechanischen Herleiern des Brevires noch Neigung empfinden, sich mit der Bibel nicht bloß aus der Vulgata bekannt zu machen. Von meinem guten Freunde Millin fand ich eine antiquarische Reise durch das südliche Frankreich, eine Beschreibung von französischen alten Denkmälern mit mehreren Hundert Kupfern und verschiedene antiquarische Abhandlungen. So sehr die Durchsicht derselben mich freute, so wenig konnte ich begreifen, wie diese speciell archäologischen Werke nach Löbichau kämen, bis ich erfuhr, daß der kürzlich verstorbene Verfasser in dem Hause der Herzogin in Paris ein häufiger und gern gesehener Gast gewesen sei. Die Stunden in der Bibliothek verbrachte ich anfangs in klösterlicher Stille, wie sie zum wahren Genusse einer Nachkommen Banquos vorüberziehn, the last with a glass in his hand: der letzte hält einen Spiegel (worin noch viele andre sich zeigen); hier steht im französischen: le dernier tient un verre. Eben so wenig wie der französische Shakspeare gefiel mir die französische Uebersetzung der Bibel von de Sacy, welche in einem prachtvollen Quartanten dastand. Die Reden Christi schienen mir im französischen sehr viel Aehnlichkeit mit Lafontaines Fabeln zu haben; es war mir unmöglich, nur eine Spur von Andacht oder Erhebung dabei zu empfinden. Freilich mußte ich mir sagen, daß bei den wahrhaft frommen Franzosen dies ganz anders sein werde, dagegen fiel mir aber ein, daß die meisten Franzosen der katholischen Kirche angehören, wo das Lesen der Bibel allen Laien verboten wird; die de Sacysche Uebersetzung ist also im Grunde nur für die kleine Zahl der französischen Geistlichen gemacht, die nach dem mechanischen Herleiern des Brevires noch Neigung empfinden, sich mit der Bibel nicht bloß aus der Vulgata bekannt zu machen. Von meinem guten Freunde Millin fand ich eine antiquarische Reise durch das südliche Frankreich, eine Beschreibung von französischen alten Denkmälern mit mehreren Hundert Kupfern und verschiedene antiquarische Abhandlungen. So sehr die Durchsicht derselben mich freute, so wenig konnte ich begreifen, wie diese speciell archäologischen Werke nach Löbichau kämen, bis ich erfuhr, daß der kürzlich verstorbene Verfasser in dem Hause der Herzogin in Paris ein häufiger und gern gesehener Gast gewesen sei. 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Freilich mußte ich mir sagen, daß bei den wahrhaft frommen Franzosen dies ganz anders sein werde, dagegen fiel mir aber ein, daß die meisten Franzosen der katholischen Kirche angehören, wo das Lesen der Bibel allen Laien verboten wird; die de Sacysche Uebersetzung ist also im Grunde nur für die kleine Zahl der französischen Geistlichen gemacht, die nach dem mechanischen Herleiern des Brevires noch Neigung empfinden, sich mit der Bibel nicht bloß aus der Vulgata bekannt zu machen. </p><lb/> <p>Von meinem guten Freunde Millin fand ich eine antiquarische Reise durch das südliche Frankreich, eine Beschreibung von französischen alten Denkmälern mit mehreren Hundert Kupfern und verschiedene antiquarische Abhandlungen. 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Nachkommen Banquos vorüberziehn, the last with a glass in his hand: der letzte hält einen Spiegel (worin noch viele andre sich zeigen); hier steht im französischen: le dernier tient un verre.
Eben so wenig wie der französische Shakspeare gefiel mir die französische Uebersetzung der Bibel von de Sacy, welche in einem prachtvollen Quartanten dastand. Die Reden Christi schienen mir im französischen sehr viel Aehnlichkeit mit Lafontaines Fabeln zu haben; es war mir unmöglich, nur eine Spur von Andacht oder Erhebung dabei zu empfinden. Freilich mußte ich mir sagen, daß bei den wahrhaft frommen Franzosen dies ganz anders sein werde, dagegen fiel mir aber ein, daß die meisten Franzosen der katholischen Kirche angehören, wo das Lesen der Bibel allen Laien verboten wird; die de Sacysche Uebersetzung ist also im Grunde nur für die kleine Zahl der französischen Geistlichen gemacht, die nach dem mechanischen Herleiern des Brevires noch Neigung empfinden, sich mit der Bibel nicht bloß aus der Vulgata bekannt zu machen.
Von meinem guten Freunde Millin fand ich eine antiquarische Reise durch das südliche Frankreich, eine Beschreibung von französischen alten Denkmälern mit mehreren Hundert Kupfern und verschiedene antiquarische Abhandlungen. So sehr die Durchsicht derselben mich freute, so wenig konnte ich begreifen, wie diese speciell archäologischen Werke nach Löbichau kämen, bis ich erfuhr, daß der kürzlich verstorbene Verfasser in dem Hause der Herzogin in Paris ein häufiger und gern gesehener Gast gewesen sei.
Die Stunden in der Bibliothek verbrachte ich anfangs in klösterlicher Stille, wie sie zum wahren Genusse einer
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/400>, abgerufen am 16.07.2024. |