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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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die etwas ähnliches auszuführen beschlossen. Burschenschafter und Landsmannschafter, die sich sonst mit den Hiebern auf der Mensur gegenüber standen, waren plötzlich ganz einig. An die Spitze traten zwei Grafen von Medem aus Kurland, Neffen der Herzogin, mit denen ich später sehr gute Freundschaft schloß, Herr von Reventlow aus Holstein, Herr von Bonin aus Pommern (der Freund Gerlachs), die Senioren der Schwaben, Hessen, Vandalen u. a.

In einem Bierhause zweiten oder dritten Ranges "zum großen Fasse" hatte der Wirt es an der nöthigen Höflichkeit gegen die Studenten fehlen lassen. Dieser Gast- und Bierwirt ward zum Schlachtopfer ausersehn. An dem verabredeten Abende des 14. Juni begab sich eine Deputation von Studenten zum Wirte, um ihn wegen seines ungehörigen Betragens zur Rede zu stellen, als er aber noch ausfallender ward, so stürzten die Delegirten auf die Straße, und ließen den bekannten Mahnruf "Burschen raus" ertönen. Die schon versammelten Haufen der Schwaben, Hessen u. a. eilten mit Schlägern bewaffnet herbei, verjagten nicht bloß die Hausbewohner, sondern auch einige fremde Gäste, die sich eben zur Ruhe legen wollten, und begannen die Zerstörung des Hausgeräthes. Ein armer Handwerksbursch, der in der Verwirrung ein paar flache Hiebe davongetragen, irrte klagend umher, und wußte sich nicht zu helfen. Bonin nahm sich seiner an, verschaffte ihm seinen Ranzen, führte ihn auf die Straße, und rieth ihm, sich ungesäumt fortzumachen. Heiliger Gott! fragte der erschrockne Mensch, kömmt denn das in dem Heidelberg öfter vor? O nein, erwiederte Bonin gutgelaunt, höchstens alle 14 Tage oder 3 Wochen! Ich hatte mich auch, mit einem Hieber bewafnet, auf das Schlachtfeld begeben,

die etwas ähnliches auszuführen beschlossen. Burschenschafter und Landsmannschafter, die sich sonst mit den Hiebern auf der Mensur gegenüber standen, waren plötzlich ganz einig. An die Spitze traten zwei Grafen von Medem aus Kurland, Neffen der Herzogin, mit denen ich später sehr gute Freundschaft schloß, Herr von Reventlow aus Holstein, Herr von Bonin aus Pommern (der Freund Gerlachs), die Senioren der Schwaben, Hessen, Vandalen u. a.

In einem Bierhause zweiten oder dritten Ranges „zum großen Fasse“ hatte der Wirt es an der nöthigen Höflichkeit gegen die Studenten fehlen lassen. Dieser Gast- und Bierwirt ward zum Schlachtopfer ausersehn. An dem verabredeten Abende des 14. Juni begab sich eine Deputation von Studenten zum Wirte, um ihn wegen seines ungehörigen Betragens zur Rede zu stellen, als er aber noch ausfallender ward, so stürzten die Delegirten auf die Straße, und ließen den bekannten Mahnruf „Burschen raus“ ertönen. Die schon versammelten Haufen der Schwaben, Hessen u. a. eilten mit Schlägern bewaffnet herbei, verjagten nicht bloß die Hausbewohner, sondern auch einige fremde Gäste, die sich eben zur Ruhe legen wollten, und begannen die Zerstörung des Hausgeräthes. Ein armer Handwerksbursch, der in der Verwirrung ein paar flache Hiebe davongetragen, irrte klagend umher, und wußte sich nicht zu helfen. Bonin nahm sich seiner an, verschaffte ihm seinen Ranzen, führte ihn auf die Straße, und rieth ihm, sich ungesäumt fortzumachen. Heiliger Gott! fragte der erschrockne Mensch, kömmt denn das in dem Heidelberg öfter vor? O nein, erwiederte Bonin gutgelaunt, höchstens alle 14 Tage oder 3 Wochen! Ich hatte mich auch, mit einem Hieber bewafnet, auf das Schlachtfeld begeben,

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[375/0383] die etwas ähnliches auszuführen beschlossen. Burschenschafter und Landsmannschafter, die sich sonst mit den Hiebern auf der Mensur gegenüber standen, waren plötzlich ganz einig. An die Spitze traten zwei Grafen von Medem aus Kurland, Neffen der Herzogin, mit denen ich später sehr gute Freundschaft schloß, Herr von Reventlow aus Holstein, Herr von Bonin aus Pommern (der Freund Gerlachs), die Senioren der Schwaben, Hessen, Vandalen u. a. In einem Bierhause zweiten oder dritten Ranges „zum großen Fasse“ hatte der Wirt es an der nöthigen Höflichkeit gegen die Studenten fehlen lassen. Dieser Gast- und Bierwirt ward zum Schlachtopfer ausersehn. An dem verabredeten Abende des 14. Juni begab sich eine Deputation von Studenten zum Wirte, um ihn wegen seines ungehörigen Betragens zur Rede zu stellen, als er aber noch ausfallender ward, so stürzten die Delegirten auf die Straße, und ließen den bekannten Mahnruf „Burschen raus“ ertönen. Die schon versammelten Haufen der Schwaben, Hessen u. a. eilten mit Schlägern bewaffnet herbei, verjagten nicht bloß die Hausbewohner, sondern auch einige fremde Gäste, die sich eben zur Ruhe legen wollten, und begannen die Zerstörung des Hausgeräthes. Ein armer Handwerksbursch, der in der Verwirrung ein paar flache Hiebe davongetragen, irrte klagend umher, und wußte sich nicht zu helfen. Bonin nahm sich seiner an, verschaffte ihm seinen Ranzen, führte ihn auf die Straße, und rieth ihm, sich ungesäumt fortzumachen. Heiliger Gott! fragte der erschrockne Mensch, kömmt denn das in dem Heidelberg öfter vor? O nein, erwiederte Bonin gutgelaunt, höchstens alle 14 Tage oder 3 Wochen! Ich hatte mich auch, mit einem Hieber bewafnet, auf das Schlachtfeld begeben,

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/383>, abgerufen am 24.11.2024.