Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].so fanden wir nicht selten bei ihm den Fürsten im eifrigen Gespräch über Gegenstände der Kunst oder Litteratur. Sein nicht gewöhnliches musikalisches Talent veranlagte ihn, erst einzelne Lieder aus dem Faust zu komponiren, woraus denn nach und nach die vollständige Partitur entstand. Wenn er sich auch zur Instrumentirung seiner Ensemblestücke der praktischen Orchesterkenntniß des Kapellmeisters Schneider bediente, so that dies der Originalität seiner Schöpfungen keinen Eintrag. Er spielte das Violoncello mit hinlänglicher Fertigkeit, um sich zu seinen Liedern begleiten zu können, die er mit einem angenehmen Bariton vortrug. So hörten wir von ihm an verschiedenen Abenden: Der Schäfer putzte sich zum Tanz - Es war einmal ein König u. a. Die seelenvolle Innigkeit des Vortrages und die geniale Behandlung des Instrumentes, das der menschlichen Stimme so nahe sich anschmiegt, erregten zugleich Erstaunen und Bewunderung. Das Violoncello selbst war ein unschätzbarer Straduari, der an Adel des Tons nicht leicht übertroffen werden konnte. Für einen feinen Zug wahrer Vornehmheit mußte ich es halten, daß der Fürst seinen Gesang ausschließlich an die Wirtin des Hauses richtete; er schien mir dadurch andeuten zu wollen, daß er nicht für jedermann singe, und nur ihr zu Gefallen in einem größeren Kreise sich hören lasse. Ihre warme Danksagung erwiederte er mit einem ehrfurchtsvollen Handkusse, die Lobsprüche der übrigen Gäste empfing er mit jener Grandezza, die ohne abstoßend zu sein, doch das Bewußtsein ausdrückte, er begehre und bedürfe nicht des Beifalls. Auf seine Veranlassung hatte Göthe zwei kleine Geisterchöre eingeschoben, den ersten hinter den Worten: so fanden wir nicht selten bei ihm den Fürsten im eifrigen Gespräch über Gegenstände der Kunst oder Litteratur. Sein nicht gewöhnliches musikalisches Talent veranlagte ihn, erst einzelne Lieder aus dem Faust zu komponiren, woraus denn nach und nach die vollständige Partitur entstand. Wenn er sich auch zur Instrumentirung seiner Ensemblestücke der praktischen Orchesterkenntniß des Kapellmeisters Schneider bediente, so that dies der Originalität seiner Schöpfungen keinen Eintrag. Er spielte das Violoncello mit hinlänglicher Fertigkeit, um sich zu seinen Liedern begleiten zu können, die er mit einem angenehmen Bariton vortrug. So hörten wir von ihm an verschiedenen Abenden: Der Schäfer putzte sich zum Tanz – Es war einmal ein König u. a. Die seelenvolle Innigkeit des Vortrages und die geniale Behandlung des Instrumentes, das der menschlichen Stimme so nahe sich anschmiegt, erregten zugleich Erstaunen und Bewunderung. Das Violoncello selbst war ein unschätzbarer Straduari, der an Adel des Tons nicht leicht übertroffen werden konnte. Für einen feinen Zug wahrer Vornehmheit mußte ich es halten, daß der Fürst seinen Gesang ausschließlich an die Wirtin des Hauses richtete; er schien mir dadurch andeuten zu wollen, daß er nicht für jedermann singe, und nur ihr zu Gefallen in einem größeren Kreise sich hören lasse. Ihre warme Danksagung erwiederte er mit einem ehrfurchtsvollen Handkusse, die Lobsprüche der übrigen Gäste empfing er mit jener Grandezza, die ohne abstoßend zu sein, doch das Bewußtsein ausdrückte, er begehre und bedürfe nicht des Beifalls. Auf seine Veranlassung hatte Göthe zwei kleine Geisterchöre eingeschoben, den ersten hinter den Worten: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="24"/> so fanden wir nicht selten bei ihm den Fürsten im eifrigen Gespräch über Gegenstände der Kunst oder Litteratur. Sein nicht gewöhnliches musikalisches Talent veranlagte ihn, erst einzelne Lieder aus dem Faust zu komponiren, woraus denn nach und nach die vollständige Partitur entstand. Wenn er sich auch zur Instrumentirung seiner Ensemblestücke der praktischen Orchesterkenntniß des Kapellmeisters Schneider bediente, so that dies der Originalität seiner Schöpfungen keinen Eintrag. Er spielte das Violoncello mit hinlänglicher Fertigkeit, um sich zu seinen Liedern begleiten zu können, die er mit einem angenehmen Bariton vortrug. So hörten wir von ihm an verschiedenen Abenden: Der Schäfer putzte sich zum Tanz – Es war einmal ein König u. a. Die seelenvolle Innigkeit des Vortrages und die geniale Behandlung des Instrumentes, das der menschlichen Stimme so nahe sich anschmiegt, erregten zugleich Erstaunen und Bewunderung. Das Violoncello selbst war ein unschätzbarer Straduari, der an Adel des Tons nicht leicht übertroffen werden konnte. </p><lb/> <p>Für einen feinen Zug wahrer Vornehmheit mußte ich es halten, daß der Fürst seinen Gesang ausschließlich an die Wirtin des Hauses richtete; er schien mir dadurch andeuten zu wollen, daß er nicht für jedermann singe, und nur ihr zu Gefallen in einem größeren Kreise sich hören lasse. Ihre warme Danksagung erwiederte er mit einem ehrfurchtsvollen Handkusse, die Lobsprüche der übrigen Gäste empfing er mit jener Grandezza, die ohne abstoßend zu sein, doch das Bewußtsein ausdrückte, er begehre und bedürfe nicht des Beifalls. </p><lb/> <p>Auf seine Veranlassung hatte Göthe zwei kleine Geisterchöre eingeschoben, den ersten hinter den Worten: </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0032]
so fanden wir nicht selten bei ihm den Fürsten im eifrigen Gespräch über Gegenstände der Kunst oder Litteratur. Sein nicht gewöhnliches musikalisches Talent veranlagte ihn, erst einzelne Lieder aus dem Faust zu komponiren, woraus denn nach und nach die vollständige Partitur entstand. Wenn er sich auch zur Instrumentirung seiner Ensemblestücke der praktischen Orchesterkenntniß des Kapellmeisters Schneider bediente, so that dies der Originalität seiner Schöpfungen keinen Eintrag. Er spielte das Violoncello mit hinlänglicher Fertigkeit, um sich zu seinen Liedern begleiten zu können, die er mit einem angenehmen Bariton vortrug. So hörten wir von ihm an verschiedenen Abenden: Der Schäfer putzte sich zum Tanz – Es war einmal ein König u. a. Die seelenvolle Innigkeit des Vortrages und die geniale Behandlung des Instrumentes, das der menschlichen Stimme so nahe sich anschmiegt, erregten zugleich Erstaunen und Bewunderung. Das Violoncello selbst war ein unschätzbarer Straduari, der an Adel des Tons nicht leicht übertroffen werden konnte.
Für einen feinen Zug wahrer Vornehmheit mußte ich es halten, daß der Fürst seinen Gesang ausschließlich an die Wirtin des Hauses richtete; er schien mir dadurch andeuten zu wollen, daß er nicht für jedermann singe, und nur ihr zu Gefallen in einem größeren Kreise sich hören lasse. Ihre warme Danksagung erwiederte er mit einem ehrfurchtsvollen Handkusse, die Lobsprüche der übrigen Gäste empfing er mit jener Grandezza, die ohne abstoßend zu sein, doch das Bewußtsein ausdrückte, er begehre und bedürfe nicht des Beifalls.
Auf seine Veranlassung hatte Göthe zwei kleine Geisterchöre eingeschoben, den ersten hinter den Worten:
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/32>, abgerufen am 26.07.2024. |