Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].standen die Töchter des Justizrathes Sebald, Amalie und Auguste, beide von der Natur mit den reichsten musikalischen Gaben ausgestattet. Amalie, die ältere, bezauberte durch den silbernen Klang ihrer vollen Altstimme, Auguste, die jüngere, riß alle Herzen hin durch ihren frischen, jugendlichen, glockenreinen Sopran. Sie würde auf jedem Theater als Primadonna eine glänzende Laufbahn gemacht haben. Die Stimmen der beiden Schwestern waren von der Natur auf das glücklichste mit einander verbunden; die von ihnen gesungenen kleinen Duette gehörten zu dem reizendsten, was man sich denken konnte. Es entstanden in und nach den Freiheitskriegen manche artige Volkslieder, die von den Sebaldschen Schwestern zweistimmig vorgetragen, immer von neuem Lob und Beifall fanden. Die meisten davon sind jetzt aus dem lyrischen Liederschatze der Deutschen verschwunden, und durch andre ersetzt worden; aber ich kann es mir nicht versagen, von einigen wenigtens den Text herzusetzen, weil diese Liederchen zu meinen angenehmsten musikalischen Erinnerungen gehören. Der Handwerksgeselle. Er, er, er und der, Herr Meister, leb' er wohl! Sie, sie, sie und sie, Frau Meistrin, leb' sie wohl! Ich wünsch euch noch zu guterletzt Einen andern, der meine Stell' ersetzt; Man muß sein Glück probiren, Marschiren! standen die Töchter des Justizrathes Sebald, Amalie und Auguste, beide von der Natur mit den reichsten musikalischen Gaben ausgestattet. Amalie, die ältere, bezauberte durch den silbernen Klang ihrer vollen Altstimme, Auguste, die jüngere, riß alle Herzen hin durch ihren frischen, jugendlichen, glockenreinen Sopran. Sie würde auf jedem Theater als Primadonna eine glänzende Laufbahn gemacht haben. Die Stimmen der beiden Schwestern waren von der Natur auf das glücklichste mit einander verbunden; die von ihnen gesungenen kleinen Duette gehörten zu dem reizendsten, was man sich denken konnte. Es entstanden in und nach den Freiheitskriegen manche artige Volkslieder, die von den Sebaldschen Schwestern zweistimmig vorgetragen, immer von neuem Lob und Beifall fanden. Die meisten davon sind jetzt aus dem lyrischen Liederschatze der Deutschen verschwunden, und durch andre ersetzt worden; aber ich kann es mir nicht versagen, von einigen wenigtens den Text herzusetzen, weil diese Liederchen zu meinen angenehmsten musikalischen Erinnerungen gehören. Der Handwerksgeselle. Er, er, er und der, Herr Meister, leb’ er wohl! Sie, sie, sie und sie, Frau Meistrin, leb’ sie wohl! Ich wünsch euch noch zu guterletzt Einen andern, der meine Stell’ ersetzt; Man muß sein Glück probiren, Marschiren! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="119"/> standen die Töchter des Justizrathes Sebald, Amalie und Auguste, beide von der Natur mit den reichsten musikalischen Gaben ausgestattet. Amalie, die ältere, bezauberte durch den silbernen Klang ihrer vollen Altstimme, Auguste, die jüngere, riß alle Herzen hin durch ihren frischen, jugendlichen, glockenreinen Sopran. Sie würde auf jedem Theater als Primadonna eine glänzende Laufbahn gemacht haben. Die Stimmen der beiden Schwestern waren von der Natur auf das glücklichste mit einander verbunden; die von ihnen gesungenen kleinen Duette gehörten zu dem reizendsten, was man sich denken konnte. Es entstanden in und nach den Freiheitskriegen manche artige Volkslieder, die von den Sebaldschen Schwestern zweistimmig vorgetragen, immer von neuem Lob und Beifall fanden. Die meisten davon sind jetzt aus dem lyrischen Liederschatze der Deutschen verschwunden, und durch andre ersetzt worden; aber ich kann es mir nicht versagen, von einigen wenigtens den Text herzusetzen, weil diese Liederchen zu meinen angenehmsten musikalischen Erinnerungen gehören. </p><lb/> <p>Der Handwerksgeselle. </p><lb/> <p>Er, er, er und der, </p><lb/> <p>Herr Meister, leb’ er wohl! </p><lb/> <p>Sie, sie, sie und sie, </p><lb/> <p>Frau Meistrin, leb’ sie wohl! </p><lb/> <p>Ich wünsch euch noch zu guterletzt </p><lb/> <p>Einen andern, der meine Stell’ ersetzt; </p><lb/> <p>Man muß sein Glück probiren, </p><lb/> <p>Marschiren! </p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0127]
standen die Töchter des Justizrathes Sebald, Amalie und Auguste, beide von der Natur mit den reichsten musikalischen Gaben ausgestattet. Amalie, die ältere, bezauberte durch den silbernen Klang ihrer vollen Altstimme, Auguste, die jüngere, riß alle Herzen hin durch ihren frischen, jugendlichen, glockenreinen Sopran. Sie würde auf jedem Theater als Primadonna eine glänzende Laufbahn gemacht haben. Die Stimmen der beiden Schwestern waren von der Natur auf das glücklichste mit einander verbunden; die von ihnen gesungenen kleinen Duette gehörten zu dem reizendsten, was man sich denken konnte. Es entstanden in und nach den Freiheitskriegen manche artige Volkslieder, die von den Sebaldschen Schwestern zweistimmig vorgetragen, immer von neuem Lob und Beifall fanden. Die meisten davon sind jetzt aus dem lyrischen Liederschatze der Deutschen verschwunden, und durch andre ersetzt worden; aber ich kann es mir nicht versagen, von einigen wenigtens den Text herzusetzen, weil diese Liederchen zu meinen angenehmsten musikalischen Erinnerungen gehören.
Der Handwerksgeselle.
Er, er, er und der,
Herr Meister, leb’ er wohl!
Sie, sie, sie und sie,
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Ich wünsch euch noch zu guterletzt
Einen andern, der meine Stell’ ersetzt;
Man muß sein Glück probiren,
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