Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].erzählte er einmal sehr ausführlich und mit einem gewissen ernsthaften Humor. Zwei Reisende können von den unfreundlichen Wirthsleuten nichts zu essen erhalten. Nun, sagen sie, wenn ihr denn gar nichts habt, so müssen wir uns Steine kochen. - I, wie wollt ihr die weich kriegen? - O, das geht schon, wenn sie lange genug ziehn, und die Zuthaten gut sind. - Ein Dutzend Bachkiesel wird rein abgewaschen und aufs Feuer gesetzt. Nach einiger Zeit sagt der eine Reisende: sie wollen noch nicht werden; es wäre gut, ein Stück Brodt einzuschneiden; es geschieht. - Tüchtig gesalzen werden sie schneller gar, - ein Stück Butter macht sie geschmeidiger, - habt ihr keine Petersilie im Hause? die hilft, - eine Hand voll Mehl desgleichen. Zuletzt wurden noch ein paar Eier hineingeschlagen. Nachdem die Reisenden diese nahrhafte Suppe mit bestem Appetite verzehrt, lassen sie die Steine stehn. - Aber ihr eßt ja die Steine nicht? - Die sind schon wieder hart geworden; wenn ihr sie essen wollt, so müßt ihr sie noch einmal aufkochen. Interessanter war die Mittheilung, daß Nicolai sich noch recht gut entsinnen konnte, wie sein Vater von der Huldigung König Friedrichs II. (1740) nach Hause gekommen sei, in kurzem spanischen Mantel, mit Degen und Federhut, einer Allongeperücke und mit großen Schleifen auf den Schuhen. Damals war Nicolai (geb. 1733) sieben Jahre alt. Er durchlebte die glorreiche Zeit der drei schlesischen Kriege mit vollem Bewußtsein. Bei dem Abschlusse des Hubertsburger Friedens (1763) war er ein Mann von 30 Jahren. Er erwähnte, daß die Berliner Bürger es dem Könige lange nicht verziehen hätten, als er bei dem vorbereiteten Einzuge um die Stadt herum, durch ein anderes erzählte er einmal sehr ausführlich und mit einem gewissen ernsthaften Humor. Zwei Reisende können von den unfreundlichen Wirthsleuten nichts zu essen erhalten. Nun, sagen sie, wenn ihr denn gar nichts habt, so müssen wir uns Steine kochen. – I, wie wollt ihr die weich kriegen? – O, das geht schon, wenn sie lange genug ziehn, und die Zuthaten gut sind. – Ein Dutzend Bachkiesel wird rein abgewaschen und aufs Feuer gesetzt. Nach einiger Zeit sagt der eine Reisende: sie wollen noch nicht werden; es wäre gut, ein Stück Brodt einzuschneiden; es geschieht. – Tüchtig gesalzen werden sie schneller gar, – ein Stück Butter macht sie geschmeidiger, – habt ihr keine Petersilie im Hause? die hilft, – eine Hand voll Mehl desgleichen. Zuletzt wurden noch ein paar Eier hineingeschlagen. Nachdem die Reisenden diese nahrhafte Suppe mit bestem Appetite verzehrt, lassen sie die Steine stehn. – Aber ihr eßt ja die Steine nicht? – Die sind schon wieder hart geworden; wenn ihr sie essen wollt, so müßt ihr sie noch einmal aufkochen. Interessanter war die Mittheilung, daß Nicolai sich noch recht gut entsinnen konnte, wie sein Vater von der Huldigung König Friedrichs II. (1740) nach Hause gekommen sei, in kurzem spanischen Mantel, mit Degen und Federhut, einer Allongeperücke und mit großen Schleifen auf den Schuhen. Damals war Nicolai (geb. 1733) sieben Jahre alt. Er durchlebte die glorreiche Zeit der drei schlesischen Kriege mit vollem Bewußtsein. Bei dem Abschlusse des Hubertsburger Friedens (1763) war er ein Mann von 30 Jahren. Er erwähnte, daß die Berliner Bürger es dem Könige lange nicht verziehen hätten, als er bei dem vorbereiteten Einzuge um die Stadt herum, durch ein anderes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0069" n="57"/> erzählte er einmal sehr ausführlich und mit einem gewissen ernsthaften Humor. Zwei Reisende können von den unfreundlichen Wirthsleuten nichts zu essen erhalten. Nun, sagen sie, wenn ihr denn gar nichts habt, so müssen wir uns Steine kochen. – I, wie wollt ihr die weich kriegen? – O, das geht schon, wenn sie lange genug ziehn, und die Zuthaten gut sind. – Ein Dutzend Bachkiesel wird rein abgewaschen und aufs Feuer gesetzt. Nach einiger Zeit sagt der eine Reisende: sie wollen noch nicht werden; es wäre gut, ein Stück Brodt einzuschneiden; es geschieht. – Tüchtig gesalzen werden sie schneller gar, – ein Stück Butter macht sie geschmeidiger, – habt ihr keine Petersilie im Hause? die hilft, – eine Hand voll Mehl desgleichen. Zuletzt wurden noch ein paar Eier hineingeschlagen. Nachdem die Reisenden diese nahrhafte Suppe mit bestem Appetite verzehrt, lassen sie die Steine stehn. – Aber ihr eßt ja die Steine nicht? – Die sind schon wieder hart geworden; wenn ihr sie essen wollt, so müßt ihr sie noch einmal aufkochen. </p><lb/> <p>Interessanter war die Mittheilung, daß Nicolai sich noch recht gut entsinnen konnte, wie sein Vater von der Huldigung König Friedrichs II. (1740) nach Hause gekommen sei, in kurzem spanischen Mantel, mit Degen und Federhut, einer Allongeperücke und mit großen Schleifen auf den Schuhen. Damals war Nicolai (geb. 1733) sieben Jahre alt. Er durchlebte die glorreiche Zeit der drei schlesischen Kriege mit vollem Bewußtsein. Bei dem Abschlusse des Hubertsburger Friedens (1763) war er ein Mann von 30 Jahren. Er erwähnte, daß die Berliner Bürger es dem Könige lange nicht verziehen hätten, als er bei dem vorbereiteten Einzuge um die Stadt herum, durch ein anderes </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0069]
erzählte er einmal sehr ausführlich und mit einem gewissen ernsthaften Humor. Zwei Reisende können von den unfreundlichen Wirthsleuten nichts zu essen erhalten. Nun, sagen sie, wenn ihr denn gar nichts habt, so müssen wir uns Steine kochen. – I, wie wollt ihr die weich kriegen? – O, das geht schon, wenn sie lange genug ziehn, und die Zuthaten gut sind. – Ein Dutzend Bachkiesel wird rein abgewaschen und aufs Feuer gesetzt. Nach einiger Zeit sagt der eine Reisende: sie wollen noch nicht werden; es wäre gut, ein Stück Brodt einzuschneiden; es geschieht. – Tüchtig gesalzen werden sie schneller gar, – ein Stück Butter macht sie geschmeidiger, – habt ihr keine Petersilie im Hause? die hilft, – eine Hand voll Mehl desgleichen. Zuletzt wurden noch ein paar Eier hineingeschlagen. Nachdem die Reisenden diese nahrhafte Suppe mit bestem Appetite verzehrt, lassen sie die Steine stehn. – Aber ihr eßt ja die Steine nicht? – Die sind schon wieder hart geworden; wenn ihr sie essen wollt, so müßt ihr sie noch einmal aufkochen.
Interessanter war die Mittheilung, daß Nicolai sich noch recht gut entsinnen konnte, wie sein Vater von der Huldigung König Friedrichs II. (1740) nach Hause gekommen sei, in kurzem spanischen Mantel, mit Degen und Federhut, einer Allongeperücke und mit großen Schleifen auf den Schuhen. Damals war Nicolai (geb. 1733) sieben Jahre alt. Er durchlebte die glorreiche Zeit der drei schlesischen Kriege mit vollem Bewußtsein. Bei dem Abschlusse des Hubertsburger Friedens (1763) war er ein Mann von 30 Jahren. Er erwähnte, daß die Berliner Bürger es dem Könige lange nicht verziehen hätten, als er bei dem vorbereiteten Einzuge um die Stadt herum, durch ein anderes
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/69>, abgerufen am 16.02.2025. |