Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].theuers, hatte sich eine Art von französischem Landsturm gebildet, der aus verschiedenen Banden bewaffneter Bauern bestand. Nach Art der spanischen Guerillas fingen sie einzelne Nachzügler auf, und machten die Verbindungen unsicher. Hier fiel der Lützower Friesen, dessen Andenken neben dem von Theodor Körner bei allen seinen Kameraden lange Zeit lebendig blieb. Jahn nennt ihn in seinem Nachrufe: einen Reiter in allen Sätteln gerecht, einen unnahbaren Fechter auf Hieb und Stoß, im Schwimmen, Laufen, Ringen unübertroffen. Bei einem einsamen Ritte durch den Ardenner Wald war Friesen spurlos verschwunden, und kam nie wieder zum Vorschein. Alle Nachforschungen waren vergebens, erst mehrere Jahre nachher erfuhr man die näheren Umstände seines Todes. Im dichten Walde fiel Friesen in einen Hinterhalt bewaffneter Bauern, die zuerst sein Pferd niederstießen. Geschickt schwang er sich aus dem Sattel, deckte den Rücken durch einen Baum, und vertheidigte sich mit dem Säbel gegen die Knittel und Stangen. Bald ward ihm die Klinge zerschlagen; da wendete er sich mit rascher Besonnenheit an den Anführer, überreichte ihm den Griff, und sagte: er ergebe sich zum Gefangnen, und hoffe von der französischen Grosmuth nach ehrlichem Kriegsbrauche behandelt zu werden. Die bei der Ehre gefaßten Bauern schonten seines Lebens, umringten ihn und führten ihn gefangen fort. So hätte er wohl davonkommen können, aber unglücklicher Weise begegnete ihnen ein zweiter Schwarm, der von Pardon nichts wissen wollte. Von diesem ward er nach kurzen Unterhandlungen erschlagen, und an derselben Stelle im Walde verscharrt. Als ich von August zu erfahren wünschte, wie sich theuers, hatte sich eine Art von französischem Landsturm gebildet, der aus verschiedenen Banden bewaffneter Bauern bestand. Nach Art der spanischen Guerillas fingen sie einzelne Nachzügler auf, und machten die Verbindungen unsicher. Hier fiel der Lützower Friesen, dessen Andenken neben dem von Theodor Körner bei allen seinen Kameraden lange Zeit lebendig blieb. Jahn nennt ihn in seinem Nachrufe: einen Reiter in allen Sätteln gerecht, einen unnahbaren Fechter auf Hieb und Stoß, im Schwimmen, Laufen, Ringen unübertroffen. Bei einem einsamen Ritte durch den Ardenner Wald war Friesen spurlos verschwunden, und kam nie wieder zum Vorschein. Alle Nachforschungen waren vergebens, erst mehrere Jahre nachher erfuhr man die näheren Umstände seines Todes. Im dichten Walde fiel Friesen in einen Hinterhalt bewaffneter Bauern, die zuerst sein Pferd niederstießen. Geschickt schwang er sich aus dem Sattel, deckte den Rücken durch einen Baum, und vertheidigte sich mit dem Säbel gegen die Knittel und Stangen. Bald ward ihm die Klinge zerschlagen; da wendete er sich mit rascher Besonnenheit an den Anführer, überreichte ihm den Griff, und sagte: er ergebe sich zum Gefangnen, und hoffe von der französischen Grosmuth nach ehrlichem Kriegsbrauche behandelt zu werden. Die bei der Ehre gefaßten Bauern schonten seines Lebens, umringten ihn und führten ihn gefangen fort. So hätte er wohl davonkommen können, aber unglücklicher Weise begegnete ihnen ein zweiter Schwarm, der von Pardon nichts wissen wollte. Von diesem ward er nach kurzen Unterhandlungen erschlagen, und an derselben Stelle im Walde verscharrt. Als ich von August zu erfahren wünschte, wie sich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0448" n="436"/> theuers, hatte sich eine Art von französischem Landsturm gebildet, der aus verschiedenen Banden bewaffneter Bauern bestand. Nach Art der spanischen Guerillas fingen sie einzelne Nachzügler auf, und machten die Verbindungen unsicher. Hier fiel der Lützower Friesen, dessen Andenken neben dem von Theodor Körner bei allen seinen Kameraden lange Zeit lebendig blieb. Jahn nennt ihn in seinem Nachrufe: einen Reiter in allen Sätteln gerecht, einen unnahbaren Fechter auf Hieb und Stoß, im Schwimmen, Laufen, Ringen unübertroffen. Bei einem einsamen Ritte durch den Ardenner Wald war Friesen spurlos verschwunden, und kam nie wieder zum Vorschein. Alle Nachforschungen waren vergebens, erst mehrere Jahre nachher erfuhr man die näheren Umstände seines Todes. Im dichten Walde fiel Friesen in einen Hinterhalt bewaffneter Bauern, die zuerst sein Pferd niederstießen. Geschickt schwang er sich aus dem Sattel, deckte den Rücken durch einen Baum, und vertheidigte sich mit dem Säbel gegen die Knittel und Stangen. Bald ward ihm die Klinge zerschlagen; da wendete er sich mit rascher Besonnenheit an den Anführer, überreichte ihm den Griff, und sagte: er ergebe sich zum Gefangnen, und hoffe von der französischen Grosmuth nach ehrlichem Kriegsbrauche behandelt zu werden. Die bei der Ehre gefaßten Bauern schonten seines Lebens, umringten ihn und führten ihn gefangen fort. So hätte er wohl davonkommen können, aber unglücklicher Weise begegnete ihnen ein zweiter Schwarm, der von Pardon nichts wissen wollte. Von diesem ward er nach kurzen Unterhandlungen erschlagen, und an derselben Stelle im Walde verscharrt. </p><lb/> <p>Als ich von August zu erfahren wünschte, wie sich </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [436/0448]
theuers, hatte sich eine Art von französischem Landsturm gebildet, der aus verschiedenen Banden bewaffneter Bauern bestand. Nach Art der spanischen Guerillas fingen sie einzelne Nachzügler auf, und machten die Verbindungen unsicher. Hier fiel der Lützower Friesen, dessen Andenken neben dem von Theodor Körner bei allen seinen Kameraden lange Zeit lebendig blieb. Jahn nennt ihn in seinem Nachrufe: einen Reiter in allen Sätteln gerecht, einen unnahbaren Fechter auf Hieb und Stoß, im Schwimmen, Laufen, Ringen unübertroffen. Bei einem einsamen Ritte durch den Ardenner Wald war Friesen spurlos verschwunden, und kam nie wieder zum Vorschein. Alle Nachforschungen waren vergebens, erst mehrere Jahre nachher erfuhr man die näheren Umstände seines Todes. Im dichten Walde fiel Friesen in einen Hinterhalt bewaffneter Bauern, die zuerst sein Pferd niederstießen. Geschickt schwang er sich aus dem Sattel, deckte den Rücken durch einen Baum, und vertheidigte sich mit dem Säbel gegen die Knittel und Stangen. Bald ward ihm die Klinge zerschlagen; da wendete er sich mit rascher Besonnenheit an den Anführer, überreichte ihm den Griff, und sagte: er ergebe sich zum Gefangnen, und hoffe von der französischen Grosmuth nach ehrlichem Kriegsbrauche behandelt zu werden. Die bei der Ehre gefaßten Bauern schonten seines Lebens, umringten ihn und führten ihn gefangen fort. So hätte er wohl davonkommen können, aber unglücklicher Weise begegnete ihnen ein zweiter Schwarm, der von Pardon nichts wissen wollte. Von diesem ward er nach kurzen Unterhandlungen erschlagen, und an derselben Stelle im Walde verscharrt.
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