Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].ist es, daß jener Grosvater Parthey in erster Ehe mit einer um 27 Jahre älteren Frau verheirathet war, deren Grabschrift mit etwas zweifelhafter Chronologie bis vor kurzem auf dem Kirchhofe von Frankenberg vorhanden war und also lautete: "Hier ruhen die Gebeine weiland Frau Anna Maria Parthey, gebornen Höppnerin, welche geboren den 31. März 1669. Sie verehlichte sich 1. mit Meister Georg Schulze, Zeug- und Leinweber alhier, zeugte mit selbigem in vierjähriger Ehe einen Sohn und eine Tochter. Zum zweiten Male verehlichte sie sich den 29. Januar 1694 mit George Thüringer, auch Bürger, Zeug- und Leinweber alhier, mit dem sie in 29jähriger Ehe einen Sohn und sieben Töchter gezeuget, auch in allem 36 Kindes- und 9 Kindes-Kinder erlebet. Zum dritten Male verehlichte sie sich den 6. August 1726 mit Meister Daniel Parthey, Bürger, Zeug- und Leineweber alhier, mit dem sie 17 Jahre in vergnügter und friedlicher Ehe gelebet, doch ohne Leibeserben. Sie starb seelig den 7. Febr. 1742. Ihres Alters 73 Jahr, 4 Monate, 2 Wochen, 4 Tage. Es ist mithin kein Paradoxon, zu behaupten, daß meine und meines Bruders Stiefgrosmutter i. J. 1669 geboren sei. Der Tod dieser Frau betrübte den Grosvater Parthey auf eine solche Weise, daß er sein Geschäft niederlegte, von der Welt nichts mehr wissen wollte und den grösten Theil seines Vermögens einer seiner Stieftöchter überließ, die ihm jedoch diese Wohlthat mit dem schnödesten Undanke lohnte. Als er indessen seine zweite Frau, die ist es, daß jener Grosvater Parthey in erster Ehe mit einer um 27 Jahre älteren Frau verheirathet war, deren Grabschrift mit etwas zweifelhafter Chronologie bis vor kurzem auf dem Kirchhofe von Frankenberg vorhanden war und also lautete: „Hier ruhen die Gebeine weiland Frau Anna Maria Parthey, gebornen Höppnerin, welche geboren den 31. März 1669. Sie verehlichte sich 1. mit Meister Georg Schulze, Zeug- und Leinweber alhier, zeugte mit selbigem in vierjähriger Ehe einen Sohn und eine Tochter. Zum zweiten Male verehlichte sie sich den 29. Januar 1694 mit George Thüringer, auch Bürger, Zeug- und Leinweber alhier, mit dem sie in 29jähriger Ehe einen Sohn und sieben Töchter gezeuget, auch in allem 36 Kindes- und 9 Kindes-Kinder erlebet. Zum dritten Male verehlichte sie sich den 6. August 1726 mit Meister Daniel Parthey, Bürger, Zeug- und Leineweber alhier, mit dem sie 17 Jahre in vergnügter und friedlicher Ehe gelebet, doch ohne Leibeserben. Sie starb seelig den 7. Febr. 1742. Ihres Alters 73 Jahr, 4 Monate, 2 Wochen, 4 Tage. Es ist mithin kein Paradoxon, zu behaupten, daß meine und meines Bruders Stiefgrosmutter i. J. 1669 geboren sei. Der Tod dieser Frau betrübte den Grosvater Parthey auf eine solche Weise, daß er sein Geschäft niederlegte, von der Welt nichts mehr wissen wollte und den grösten Theil seines Vermögens einer seiner Stieftöchter überließ, die ihm jedoch diese Wohlthat mit dem schnödesten Undanke lohnte. Als er indessen seine zweite Frau, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="17"/> ist es, daß jener Grosvater Parthey in erster Ehe mit einer um 27 Jahre älteren Frau verheirathet war, deren Grabschrift mit etwas zweifelhafter Chronologie bis vor kurzem auf dem Kirchhofe von Frankenberg vorhanden war und also lautete: </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">„Hier ruhen die Gebeine weiland Frau Anna Maria Parthey, gebornen Höppnerin, welche geboren den 31. März 1669. Sie verehlichte sich 1. mit Meister Georg Schulze, Zeug- und Leinweber alhier, zeugte mit selbigem in vierjähriger Ehe einen Sohn und eine Tochter. Zum zweiten Male verehlichte sie sich den 29. Januar 1694 mit George Thüringer, auch Bürger, Zeug- und Leinweber alhier, mit dem sie in 29jähriger Ehe einen Sohn und sieben Töchter gezeuget, auch in allem 36 Kindes- und 9 Kindes-Kinder erlebet. Zum dritten Male verehlichte sie sich den 6. August 1726 mit Meister Daniel Parthey, Bürger, Zeug- und Leineweber alhier, mit dem sie 17 Jahre in vergnügter und friedlicher Ehe gelebet, doch ohne Leibeserben. Sie starb seelig den 7. Febr. 1742. Ihres Alters 73 Jahr, 4 Monate, 2 Wochen, 4 Tage.<lb/> Leichentext: Jesaiä 41, v. 10.“</hi> </p> <p>Es ist mithin kein Paradoxon, zu behaupten, daß meine und meines Bruders Stiefgrosmutter i. J. 1669 geboren sei. </p><lb/> <p>Der Tod dieser Frau betrübte den Grosvater Parthey auf eine solche Weise, daß er sein Geschäft niederlegte, von der Welt nichts mehr wissen wollte und den grösten Theil seines Vermögens einer seiner Stieftöchter überließ, die ihm jedoch diese Wohlthat mit dem schnödesten Undanke lohnte. Als er indessen seine zweite Frau, die </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0029]
ist es, daß jener Grosvater Parthey in erster Ehe mit einer um 27 Jahre älteren Frau verheirathet war, deren Grabschrift mit etwas zweifelhafter Chronologie bis vor kurzem auf dem Kirchhofe von Frankenberg vorhanden war und also lautete:
„Hier ruhen die Gebeine weiland Frau Anna Maria Parthey, gebornen Höppnerin, welche geboren den 31. März 1669. Sie verehlichte sich 1. mit Meister Georg Schulze, Zeug- und Leinweber alhier, zeugte mit selbigem in vierjähriger Ehe einen Sohn und eine Tochter. Zum zweiten Male verehlichte sie sich den 29. Januar 1694 mit George Thüringer, auch Bürger, Zeug- und Leinweber alhier, mit dem sie in 29jähriger Ehe einen Sohn und sieben Töchter gezeuget, auch in allem 36 Kindes- und 9 Kindes-Kinder erlebet. Zum dritten Male verehlichte sie sich den 6. August 1726 mit Meister Daniel Parthey, Bürger, Zeug- und Leineweber alhier, mit dem sie 17 Jahre in vergnügter und friedlicher Ehe gelebet, doch ohne Leibeserben. Sie starb seelig den 7. Febr. 1742. Ihres Alters 73 Jahr, 4 Monate, 2 Wochen, 4 Tage.
Leichentext: Jesaiä 41, v. 10.“
Es ist mithin kein Paradoxon, zu behaupten, daß meine und meines Bruders Stiefgrosmutter i. J. 1669 geboren sei.
Der Tod dieser Frau betrübte den Grosvater Parthey auf eine solche Weise, daß er sein Geschäft niederlegte, von der Welt nichts mehr wissen wollte und den grösten Theil seines Vermögens einer seiner Stieftöchter überließ, die ihm jedoch diese Wohlthat mit dem schnödesten Undanke lohnte. Als er indessen seine zweite Frau, die
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/29>, abgerufen am 26.07.2024. |