Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

Bild:
<< vorherige Seite

nissen von Gelehrten zählt gegen 6800 Blätter. Die Musikaliensammlung enthielt Schätze von älteren Sachen. Diese und ähnliche Liebhabereien wurden alle mit gleicher Sorgfalt und Ordnung im wissenschaftlichen Geiste gepflegt, so daß sein Freund Engel einmal sagte: andre Leute haben nur ein Steckenpferd, aber Nicolai hat einen ganzen Stall voll.

Im Jahre 1785 feierte Nicolai seine silberne Hochzeit an der Seite seiner Frau und im Kreise von 5 blühenden Kindern. Dies Ereigniß wurde nicht nur durch ein angenehmes Familienbild gefeiert, dem Frau Theerbusch, eine gesuchte Portraitmalerin, ihr Talent widmete, sondern die Freunde des Hauses, Ramler an der Spitze, ließen einen "Nicolaischen Familienkalender" drucken, von dem sich einige Exemplare erhalten haben. Es sind darin auf humoristische Weise allerlei Ereignisse und Vorfälle verzeichnet, deren Zusammenhang und Bedeutung uns zum Theile entgeht, die aber damals gewiß nicht verfehlten, einen heiteren Eindruck zu machen. Göckingk giebt in seinem Leben Nicolais p. 85 eine Liste von 71 Freunden, die in jenem Kalender verzeichnet sind.

Ueber die silberne Hochzeit ward ein besonderes Aktenheft angelegt, worin die verschiedenen, jetzt oft unverständlichen Gedichte und spashaften Glückwünsche von Gedike, dem Grafen von Veitheim u. a., ja selbst die scherzhaften Devisen der Bonbonpapierchen gesammelt sind, die von dem zweiten Sohne Karl August Nicolai herrührten. Die Hochzeittafel hatte 99 Gedecke; von den anwesenden Gästen nennen wir folgende: Biester, Dohm, Gedike, Gleim, Klein, Meil, Mösen, Oelrichs, Oesfeld, Ramler, Teller, Theden, Wölner, lauter Namen, die in der Mitte

nissen von Gelehrten zählt gegen 6800 Blätter. Die Musikaliensammlung enthielt Schätze von älteren Sachen. Diese und ähnliche Liebhabereien wurden alle mit gleicher Sorgfalt und Ordnung im wissenschaftlichen Geiste gepflegt, so daß sein Freund Engel einmal sagte: andre Leute haben nur ein Steckenpferd, aber Nicolai hat einen ganzen Stall voll.

Im Jahre 1785 feierte Nicolai seine silberne Hochzeit an der Seite seiner Frau und im Kreise von 5 blühenden Kindern. Dies Ereigniß wurde nicht nur durch ein angenehmes Familienbild gefeiert, dem Frau Theerbusch, eine gesuchte Portraitmalerin, ihr Talent widmete, sondern die Freunde des Hauses, Ramler an der Spitze, ließen einen „Nicolaischen Familienkalender“ drucken, von dem sich einige Exemplare erhalten haben. Es sind darin auf humoristische Weise allerlei Ereignisse und Vorfälle verzeichnet, deren Zusammenhang und Bedeutung uns zum Theile entgeht, die aber damals gewiß nicht verfehlten, einen heiteren Eindruck zu machen. Göckingk giebt in seinem Leben Nicolais p. 85 eine Liste von 71 Freunden, die in jenem Kalender verzeichnet sind.

Ueber die silberne Hochzeit ward ein besonderes Aktenheft angelegt, worin die verschiedenen, jetzt oft unverständlichen Gedichte und spashaften Glückwünsche von Gedike, dem Grafen von Veitheim u. a., ja selbst die scherzhaften Devisen der Bonbonpapierchen gesammelt sind, die von dem zweiten Sohne Karl August Nicolai herrührten. Die Hochzeittafel hatte 99 Gedecke; von den anwesenden Gästen nennen wir folgende: Biester, Dohm, Gedike, Gleim, Klein, Meil, Mösen, Oelrichs, Oesfeld, Ramler, Teller, Theden, Wölner, lauter Namen, die in der Mitte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="7"/>
nissen von Gelehrten zählt gegen 6800 Blätter. Die Musikaliensammlung enthielt Schätze von älteren Sachen. Diese und ähnliche Liebhabereien wurden alle mit gleicher Sorgfalt und Ordnung im wissenschaftlichen Geiste gepflegt, so daß sein Freund Engel einmal sagte: andre Leute haben nur ein Steckenpferd, aber Nicolai hat einen ganzen Stall voll. </p><lb/>
        <p>Im Jahre 1785 feierte Nicolai seine silberne Hochzeit an der Seite seiner Frau und im Kreise von 5 blühenden Kindern. Dies Ereigniß wurde nicht nur durch ein angenehmes Familienbild gefeiert, dem Frau Theerbusch, eine gesuchte Portraitmalerin, ihr Talent widmete, sondern die Freunde des Hauses, Ramler an der Spitze, ließen einen &#x201E;Nicolaischen Familienkalender&#x201C; drucken, von dem sich einige Exemplare erhalten haben. Es sind darin auf humoristische Weise allerlei Ereignisse und Vorfälle verzeichnet, deren Zusammenhang und Bedeutung uns zum Theile entgeht, die aber damals gewiß nicht verfehlten, einen heiteren Eindruck zu machen. Göckingk giebt in seinem Leben Nicolais p. 85 eine Liste von 71 Freunden, die in jenem Kalender verzeichnet sind. </p><lb/>
        <p>Ueber die silberne Hochzeit ward ein besonderes Aktenheft angelegt, worin die verschiedenen, jetzt oft unverständlichen Gedichte und spashaften Glückwünsche von Gedike, dem Grafen von Veitheim u. a., ja selbst die scherzhaften Devisen der Bonbonpapierchen gesammelt sind, die von dem zweiten Sohne Karl August Nicolai herrührten. Die Hochzeittafel hatte 99 Gedecke; von den anwesenden Gästen nennen wir folgende: Biester, Dohm, Gedike, Gleim, Klein, Meil, Mösen, Oelrichs, Oesfeld, Ramler, Teller, Theden, Wölner, lauter Namen, die in der Mitte
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0019] nissen von Gelehrten zählt gegen 6800 Blätter. Die Musikaliensammlung enthielt Schätze von älteren Sachen. Diese und ähnliche Liebhabereien wurden alle mit gleicher Sorgfalt und Ordnung im wissenschaftlichen Geiste gepflegt, so daß sein Freund Engel einmal sagte: andre Leute haben nur ein Steckenpferd, aber Nicolai hat einen ganzen Stall voll. Im Jahre 1785 feierte Nicolai seine silberne Hochzeit an der Seite seiner Frau und im Kreise von 5 blühenden Kindern. Dies Ereigniß wurde nicht nur durch ein angenehmes Familienbild gefeiert, dem Frau Theerbusch, eine gesuchte Portraitmalerin, ihr Talent widmete, sondern die Freunde des Hauses, Ramler an der Spitze, ließen einen „Nicolaischen Familienkalender“ drucken, von dem sich einige Exemplare erhalten haben. Es sind darin auf humoristische Weise allerlei Ereignisse und Vorfälle verzeichnet, deren Zusammenhang und Bedeutung uns zum Theile entgeht, die aber damals gewiß nicht verfehlten, einen heiteren Eindruck zu machen. Göckingk giebt in seinem Leben Nicolais p. 85 eine Liste von 71 Freunden, die in jenem Kalender verzeichnet sind. Ueber die silberne Hochzeit ward ein besonderes Aktenheft angelegt, worin die verschiedenen, jetzt oft unverständlichen Gedichte und spashaften Glückwünsche von Gedike, dem Grafen von Veitheim u. a., ja selbst die scherzhaften Devisen der Bonbonpapierchen gesammelt sind, die von dem zweiten Sohne Karl August Nicolai herrührten. Die Hochzeittafel hatte 99 Gedecke; von den anwesenden Gästen nennen wir folgende: Biester, Dohm, Gedike, Gleim, Klein, Meil, Mösen, Oelrichs, Oesfeld, Ramler, Teller, Theden, Wölner, lauter Namen, die in der Mitte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-01-07T13:04:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1) (2014-01-07T13:04:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Kolumnentitel: nicht übernommen
  • Kustoden: nicht übernommen
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/19
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/19>, abgerufen am 24.11.2024.