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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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Horn; ihm folgte sogleich der zweite, diesem der dritte, und so fort, bis die Nachtwächter der ganzen Stadt ein melancholisches Geheul in der kleinen Terz oder übermäßigen Sekunde ausführten. Fuhren nun die erschreckten Bürger ans Fenster und fragten den nächsten Nachtwächter, wo das Feuer sei, so erhielten sie unfehlbar die Antwort: Ik weeß nich! und der Lärm dauerte so lange, bis er sich am Ende von selbst verlor. Am nächsten Tage las man dann in den Zeitungen, es habe vor irgend einem Thore oder in Charlottenburg gebrannt.

Diesmal aber wollte der Lärm gar nicht aufhören, und bald brachten die ausgeschickten Dienstleute die Nachricht, daß die Petrikirche brenne. So unglaublich dies anfangs schien, so ward es doch immer mehr bestätigt. Da die Petrikirche kaum einige hundert Schritte von unserm Hause in der Brüderstrasse entfernt ist, so hielt mein Vater es für seine Pflicht nach der Stadt zu gehn, um dem Grosvater Nicolai hülfreich zu sein. Er ging fort und ahnete nicht, daß unterdessen die Gefahr auch nach unsrer Seite hin sich verbreiten werde.

Nach nicht langer Zeit sahen die aufmerksamen Gärtnerleute aus der Dachluke einen näheren Feuerschein, und nun kam die Kunde, daß auch der Waisenthurm brenne, der ungefähr in der Mitte zwischen der Petrikirche und dem Hause in der Lehmgasse liegt. Bald wurde die Glut noch heftiger, und einzelne Feuerfunken flogen über das Haus. Nun weckte die Mutter die drei ältesten Kinder, und fing an, die nöthigsten Sachen einzupacken. Wir schaarten uns um sie, und sahen durch die Scheiben der Mansardstube mit Grauen nach dem fernen Brande, der immer größere Dimensionen anzunehmen schien. Fritz,

Horn; ihm folgte sogleich der zweite, diesem der dritte, und so fort, bis die Nachtwächter der ganzen Stadt ein melancholisches Geheul in der kleinen Terz oder übermäßigen Sekunde ausführten. Fuhren nun die erschreckten Bürger ans Fenster und fragten den nächsten Nachtwächter, wo das Feuer sei, so erhielten sie unfehlbar die Antwort: Ik weeß nich! und der Lärm dauerte so lange, bis er sich am Ende von selbst verlor. Am nächsten Tage las man dann in den Zeitungen, es habe vor irgend einem Thore oder in Charlottenburg gebrannt.

Diesmal aber wollte der Lärm gar nicht aufhören, und bald brachten die ausgeschickten Dienstleute die Nachricht, daß die Petrikirche brenne. So unglaublich dies anfangs schien, so ward es doch immer mehr bestätigt. Da die Petrikirche kaum einige hundert Schritte von unserm Hause in der Brüderstrasse entfernt ist, so hielt mein Vater es für seine Pflicht nach der Stadt zu gehn, um dem Grosvater Nicolai hülfreich zu sein. Er ging fort und ahnete nicht, daß unterdessen die Gefahr auch nach unsrer Seite hin sich verbreiten werde.

Nach nicht langer Zeit sahen die aufmerksamen Gärtnerleute aus der Dachluke einen näheren Feuerschein, und nun kam die Kunde, daß auch der Waisenthurm brenne, der ungefähr in der Mitte zwischen der Petrikirche und dem Hause in der Lehmgasse liegt. Bald wurde die Glut noch heftiger, und einzelne Feuerfunken flogen über das Haus. Nun weckte die Mutter die drei ältesten Kinder, und fing an, die nöthigsten Sachen einzupacken. Wir schaarten uns um sie, und sahen durch die Scheiben der Mansardstube mit Grauen nach dem fernen Brande, der immer größere Dimensionen anzunehmen schien. Fritz,

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Horn; ihm folgte sogleich der zweite, diesem der dritte, und so fort, bis die Nachtwächter der ganzen Stadt ein melancholisches Geheul in der kleinen Terz oder übermäßigen Sekunde ausführten. Fuhren nun die erschreckten Bürger ans Fenster und fragten den nächsten Nachtwächter, wo das Feuer sei, so erhielten sie unfehlbar die Antwort: Ik weeß nich! und der Lärm dauerte so lange, bis er sich am Ende von selbst verlor. Am nächsten Tage las man dann in den Zeitungen, es habe vor irgend einem Thore oder in Charlottenburg gebrannt. </p><lb/>
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[139/0151] Horn; ihm folgte sogleich der zweite, diesem der dritte, und so fort, bis die Nachtwächter der ganzen Stadt ein melancholisches Geheul in der kleinen Terz oder übermäßigen Sekunde ausführten. Fuhren nun die erschreckten Bürger ans Fenster und fragten den nächsten Nachtwächter, wo das Feuer sei, so erhielten sie unfehlbar die Antwort: Ik weeß nich! und der Lärm dauerte so lange, bis er sich am Ende von selbst verlor. Am nächsten Tage las man dann in den Zeitungen, es habe vor irgend einem Thore oder in Charlottenburg gebrannt. Diesmal aber wollte der Lärm gar nicht aufhören, und bald brachten die ausgeschickten Dienstleute die Nachricht, daß die Petrikirche brenne. So unglaublich dies anfangs schien, so ward es doch immer mehr bestätigt. Da die Petrikirche kaum einige hundert Schritte von unserm Hause in der Brüderstrasse entfernt ist, so hielt mein Vater es für seine Pflicht nach der Stadt zu gehn, um dem Grosvater Nicolai hülfreich zu sein. Er ging fort und ahnete nicht, daß unterdessen die Gefahr auch nach unsrer Seite hin sich verbreiten werde. Nach nicht langer Zeit sahen die aufmerksamen Gärtnerleute aus der Dachluke einen näheren Feuerschein, und nun kam die Kunde, daß auch der Waisenthurm brenne, der ungefähr in der Mitte zwischen der Petrikirche und dem Hause in der Lehmgasse liegt. Bald wurde die Glut noch heftiger, und einzelne Feuerfunken flogen über das Haus. Nun weckte die Mutter die drei ältesten Kinder, und fing an, die nöthigsten Sachen einzupacken. Wir schaarten uns um sie, und sahen durch die Scheiben der Mansardstube mit Grauen nach dem fernen Brande, der immer größere Dimensionen anzunehmen schien. Fritz,

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/151>, abgerufen am 24.11.2024.