Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].glänzende Schwanzstern den geringsten Antheil haben mochte. Das Wetter war in diesem ganzen Sommer von einer merkwürdigen Beständigkeit. Die Tage waren warm vom März bis in den November; im Juli und August kam fast alle Abend ein Gewitter, um die Luft zu erfrischen und die Erde zu tränken. Da mußten die Trauben wohl reifen. Wenn die Abende kühler wurden, so begann die Zeit des Kaminfeuers, und damit eine neue Lust für die kindlichen Seelen. Der Kamin im Gartensaale trat mit einem flachen Simse aus der Wand hervor, und die Feuerung geschah nicht wie bei anderen Kaminen an der Erde auf einer breiten steinernen Grundlage, sondern in einem mäßig großen Kugelabschnitte in der Mauer. Die Asche fiel unten durch einen Rost, und ein niedriges eisernes Gitter verhinderte das Herausfallen des Holzes. So senkten die Scheite beim Abbrennen sich immer wieder zusammen, und gaben auf dem Roste die schönste Kohlenglut. Mit welchem Eifer wurden die selbstgesägten Klötze aus dem Holzstalle herbeigeholt und wie kunstreich schichtete der Vater den kleinen Scheiterhaufen von den übers Kreuz gelegten Stücken! Fritz ließ es sich nicht nehmen, mit der Feuerzeugpistole Licht zu machen, und bald knisterten die Reiser in rasch angefachter Glut. Eilten wir dann noch einmal in den Hintergarten, um bis in die Dunkelheit hinein eine Nachlese an den entlaubten Pflaumenbäumen zu halten, so leuchtete uns beim Zurückkehren nach dem Grasplatze schon von fern die Flamme des Kamins entgegen. Fritz wollte von einem Schulkameraden erfahren haben, daß reife Kastanien, in die glühende Asche gelegt, mit einem gewaltigen Knalle zerplatzten. Nach vielen Bitten glänzende Schwanzstern den geringsten Antheil haben mochte. Das Wetter war in diesem ganzen Sommer von einer merkwürdigen Beständigkeit. Die Tage waren warm vom März bis in den November; im Juli und August kam fast alle Abend ein Gewitter, um die Luft zu erfrischen und die Erde zu tränken. Da mußten die Trauben wohl reifen. Wenn die Abende kühler wurden, so begann die Zeit des Kaminfeuers, und damit eine neue Lust für die kindlichen Seelen. Der Kamin im Gartensaale trat mit einem flachen Simse aus der Wand hervor, und die Feuerung geschah nicht wie bei anderen Kaminen an der Erde auf einer breiten steinernen Grundlage, sondern in einem mäßig großen Kugelabschnitte in der Mauer. Die Asche fiel unten durch einen Rost, und ein niedriges eisernes Gitter verhinderte das Herausfallen des Holzes. So senkten die Scheite beim Abbrennen sich immer wieder zusammen, und gaben auf dem Roste die schönste Kohlenglut. Mit welchem Eifer wurden die selbstgesägten Klötze aus dem Holzstalle herbeigeholt und wie kunstreich schichtete der Vater den kleinen Scheiterhaufen von den übers Kreuz gelegten Stücken! Fritz ließ es sich nicht nehmen, mit der Feuerzeugpistole Licht zu machen, und bald knisterten die Reiser in rasch angefachter Glut. Eilten wir dann noch einmal in den Hintergarten, um bis in die Dunkelheit hinein eine Nachlese an den entlaubten Pflaumenbäumen zu halten, so leuchtete uns beim Zurückkehren nach dem Grasplatze schon von fern die Flamme des Kamins entgegen. Fritz wollte von einem Schulkameraden erfahren haben, daß reife Kastanien, in die glühende Asche gelegt, mit einem gewaltigen Knalle zerplatzten. Nach vielen Bitten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="137"/> glänzende Schwanzstern den geringsten Antheil haben mochte. Das Wetter war in diesem ganzen Sommer von einer merkwürdigen Beständigkeit. Die Tage waren warm vom März bis in den November; im Juli und August kam fast alle Abend ein Gewitter, um die Luft zu erfrischen und die Erde zu tränken. 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Eilten wir dann noch einmal in den Hintergarten, um bis in die Dunkelheit hinein eine Nachlese an den entlaubten Pflaumenbäumen zu halten, so leuchtete uns beim Zurückkehren nach dem Grasplatze schon von fern die Flamme des Kamins entgegen. </p><lb/> <p>Fritz wollte von einem Schulkameraden erfahren haben, daß reife Kastanien, in die glühende Asche gelegt, mit einem gewaltigen Knalle zerplatzten. Nach vielen Bitten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0149]
glänzende Schwanzstern den geringsten Antheil haben mochte. Das Wetter war in diesem ganzen Sommer von einer merkwürdigen Beständigkeit. Die Tage waren warm vom März bis in den November; im Juli und August kam fast alle Abend ein Gewitter, um die Luft zu erfrischen und die Erde zu tränken. Da mußten die Trauben wohl reifen.
Wenn die Abende kühler wurden, so begann die Zeit des Kaminfeuers, und damit eine neue Lust für die kindlichen Seelen. Der Kamin im Gartensaale trat mit einem flachen Simse aus der Wand hervor, und die Feuerung geschah nicht wie bei anderen Kaminen an der Erde auf einer breiten steinernen Grundlage, sondern in einem mäßig großen Kugelabschnitte in der Mauer. Die Asche fiel unten durch einen Rost, und ein niedriges eisernes Gitter verhinderte das Herausfallen des Holzes. So senkten die Scheite beim Abbrennen sich immer wieder zusammen, und gaben auf dem Roste die schönste Kohlenglut. Mit welchem Eifer wurden die selbstgesägten Klötze aus dem Holzstalle herbeigeholt und wie kunstreich schichtete der Vater den kleinen Scheiterhaufen von den übers Kreuz gelegten Stücken! Fritz ließ es sich nicht nehmen, mit der Feuerzeugpistole Licht zu machen, und bald knisterten die Reiser in rasch angefachter Glut. Eilten wir dann noch einmal in den Hintergarten, um bis in die Dunkelheit hinein eine Nachlese an den entlaubten Pflaumenbäumen zu halten, so leuchtete uns beim Zurückkehren nach dem Grasplatze schon von fern die Flamme des Kamins entgegen.
Fritz wollte von einem Schulkameraden erfahren haben, daß reife Kastanien, in die glühende Asche gelegt, mit einem gewaltigen Knalle zerplatzten. Nach vielen Bitten
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/149>, abgerufen am 27.07.2024. |