Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].von zwei schwarzen Bretterzäunen gebildete Straße, im Sommer ein Staubstreifen, im Winter ein unpassirbarer Sumpf. Diese Straße war uns Kindern deshalb sehr merkwürdig, weil man darin, außer dem spärlich gedeihenden Unkraut, gar nichts grünes wahrnahm, und weil sie gar kein Fenster hatte, außer einem, das aus der hinten vorbeiführenden Rosenqueergasse hineinblickte. Dieser ganze Stadttheil war sehr wenig angebaut. Das Köpnicker Feld auf dem linken Spreeufer innerhalb der Stadtmauer gelegen, reichte vom Schlesischen bis zum Hallischen Thore. Es bestand ursprünglich aus dem nackten gelben märkischen Sande, wurde aber nach und nach durch die Betriebsamkeit der Ackerbürger in fruchtbare Getreide- und Gemüsefluren umgewandelt. Auf dem rechten Spreeufer erstreckte sich eine fast eben so große Fläche vom Stralauer nach dem Frankfurter und Landsberger Thore; hier gab es mehr Gärten und Wiesen, aber fast eben so wenig Häuser als auf der andern Seite. Unser Landhaus selbst war sehr zweckmäßig angelegt. Aus einem kühlen Gartensaale mit drei tiefherabgehenden Glasthüren trat man auf eine steinerne Terrasse hinaus, die von zwei uralten Linden beschattet, den Hinabblick auf einen weiten, von Ahorn- und Akaziengängen umgebenen Grasplatz gewährte. Links vom Grasplatze sah man einen von Hecken umzogenen Baum, der einige Fliederlauben mit Bänken und steinernen Kinderfiguren auf Postamenten enthielt, rechts lag ein dichtverwachsenes Wäldchen, unser liebster Spielplatz. Hier konnten wir in den dunkeln Gebüschen eine Robinsonshöhle anlegen, oder von den hohen Linden und Platanen herab weit über die Nachbargärten hinausschauen. Zwischen zwei riesigen Pappeln im Hinter- von zwei schwarzen Bretterzäunen gebildete Straße, im Sommer ein Staubstreifen, im Winter ein unpassirbarer Sumpf. Diese Straße war uns Kindern deshalb sehr merkwürdig, weil man darin, außer dem spärlich gedeihenden Unkraut, gar nichts grünes wahrnahm, und weil sie gar kein Fenster hatte, außer einem, das aus der hinten vorbeiführenden Rosenqueergasse hineinblickte. Dieser ganze Stadttheil war sehr wenig angebaut. Das Köpnicker Feld auf dem linken Spreeufer innerhalb der Stadtmauer gelegen, reichte vom Schlesischen bis zum Hallischen Thore. Es bestand ursprünglich aus dem nackten gelben märkischen Sande, wurde aber nach und nach durch die Betriebsamkeit der Ackerbürger in fruchtbare Getreide- und Gemüsefluren umgewandelt. Auf dem rechten Spreeufer erstreckte sich eine fast eben so große Fläche vom Stralauer nach dem Frankfurter und Landsberger Thore; hier gab es mehr Gärten und Wiesen, aber fast eben so wenig Häuser als auf der andern Seite. Unser Landhaus selbst war sehr zweckmäßig angelegt. Aus einem kühlen Gartensaale mit drei tiefherabgehenden Glasthüren trat man auf eine steinerne Terrasse hinaus, die von zwei uralten Linden beschattet, den Hinabblick auf einen weiten, von Ahorn- und Akaziengängen umgebenen Grasplatz gewährte. Links vom Grasplatze sah man einen von Hecken umzogenen Baum, der einige Fliederlauben mit Bänken und steinernen Kinderfiguren auf Postamenten enthielt, rechts lag ein dichtverwachsenes Wäldchen, unser liebster Spielplatz. Hier konnten wir in den dunkeln Gebüschen eine Robinsonshöhle anlegen, oder von den hohen Linden und Platanen herab weit über die Nachbargärten hinausschauen. Zwischen zwei riesigen Pappeln im Hinter- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0121" n="109"/> von zwei schwarzen Bretterzäunen gebildete Straße, im Sommer ein Staubstreifen, im Winter ein unpassirbarer Sumpf. 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von zwei schwarzen Bretterzäunen gebildete Straße, im Sommer ein Staubstreifen, im Winter ein unpassirbarer Sumpf. Diese Straße war uns Kindern deshalb sehr merkwürdig, weil man darin, außer dem spärlich gedeihenden Unkraut, gar nichts grünes wahrnahm, und weil sie gar kein Fenster hatte, außer einem, das aus der hinten vorbeiführenden Rosenqueergasse hineinblickte.
Dieser ganze Stadttheil war sehr wenig angebaut. Das Köpnicker Feld auf dem linken Spreeufer innerhalb der Stadtmauer gelegen, reichte vom Schlesischen bis zum Hallischen Thore. Es bestand ursprünglich aus dem nackten gelben märkischen Sande, wurde aber nach und nach durch die Betriebsamkeit der Ackerbürger in fruchtbare Getreide- und Gemüsefluren umgewandelt. Auf dem rechten Spreeufer erstreckte sich eine fast eben so große Fläche vom Stralauer nach dem Frankfurter und Landsberger Thore; hier gab es mehr Gärten und Wiesen, aber fast eben so wenig Häuser als auf der andern Seite.
Unser Landhaus selbst war sehr zweckmäßig angelegt. Aus einem kühlen Gartensaale mit drei tiefherabgehenden Glasthüren trat man auf eine steinerne Terrasse hinaus, die von zwei uralten Linden beschattet, den Hinabblick auf einen weiten, von Ahorn- und Akaziengängen umgebenen Grasplatz gewährte. Links vom Grasplatze sah man einen von Hecken umzogenen Baum, der einige Fliederlauben mit Bänken und steinernen Kinderfiguren auf Postamenten enthielt, rechts lag ein dichtverwachsenes Wäldchen, unser liebster Spielplatz. Hier konnten wir in den dunkeln Gebüschen eine Robinsonshöhle anlegen, oder von den hohen Linden und Platanen herab weit über die Nachbargärten hinausschauen. Zwischen zwei riesigen Pappeln im Hinter-
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/121>, abgerufen am 05.07.2024. |