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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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Obstbäume von den besten Sorten angepflanzt, Spargelbeete gegraben, eine Weinlaube und ein Pfirsichspalier angelegt. Diese jugendliche Zuversicht freute mich ungemein, aber im Herzen dachte ich, daß er wohl schwerlich im Schatten der ebengepflanzten Bäume und Weingelände wandeln werde. Dennoch war es ihm vergönnt, dieses Ziel zu erreichen: denn er lebte bis zum 88. Jahre gesund und froh im Kreise der Seinigen.

Sein ältester Sohn lebte lange Zeit als preußischer Gesandtschaftsprediger in Lissabon und Neapel. Er ward in unserem Kreise wegen seiner romantischen Liebesgeschichte bewundert, die man sich mit einigen Varianten etwa in folgender Weise erzählte. Als freiwilliger Jäger lag er im Jahre 1813 in der Nähe von Leipzig bei einem Landpfarrer in Quartier, dessen junge Frau den allertiefsten Eindruck auf ihn machte. Es war nicht daran zu denken, dieser plötzlich aufkeimenden Neigung Worte zu geben, und am folgenden Morgen rückte das Detachement weiter. Der Krieg nahm seinen Fortgang; Bellermann zeichnete sich so sehr aus, daß ihm die Ehre des eisernen Kreuzes - ein von allen Mitkämpfern beneidetes Glück - zu Theil ward. Nach dem Frieden erhielt er die Predigerstelle in Lissabon, wußte es aber so einzurichten, daß er durch den Briefwechsel mit seinen Freunden von dem Schicksale jener Landpfarrei immer unterrichtet blieb. Nach mehreren Jahren kam die Nachricht, der Prediger sei gestorben. Alsbald erwirkt Bellermann sich Urlaub, reiset von Lissabon nach Sachsen, giebt der Wittwe seine langgehegte Neigung zu erkennen, und führt sie als seine Frau heim. Er ist erst vor wenigen Jahren als Prediger auf dem Gesundbrunnen bei Berlin gestorben,

Obstbäume von den besten Sorten angepflanzt, Spargelbeete gegraben, eine Weinlaube und ein Pfirsichspalier angelegt. Diese jugendliche Zuversicht freute mich ungemein, aber im Herzen dachte ich, daß er wohl schwerlich im Schatten der ebengepflanzten Bäume und Weingelände wandeln werde. Dennoch war es ihm vergönnt, dieses Ziel zu erreichen: denn er lebte bis zum 88. Jahre gesund und froh im Kreise der Seinigen.

Sein ältester Sohn lebte lange Zeit als preußischer Gesandtschaftsprediger in Lissabon und Neapel. Er ward in unserem Kreise wegen seiner romantischen Liebesgeschichte bewundert, die man sich mit einigen Varianten etwa in folgender Weise erzählte. Als freiwilliger Jäger lag er im Jahre 1813 in der Nähe von Leipzig bei einem Landpfarrer in Quartier, dessen junge Frau den allertiefsten Eindruck auf ihn machte. Es war nicht daran zu denken, dieser plötzlich aufkeimenden Neigung Worte zu geben, und am folgenden Morgen rückte das Detachement weiter. Der Krieg nahm seinen Fortgang; Bellermann zeichnete sich so sehr aus, daß ihm die Ehre des eisernen Kreuzes – ein von allen Mitkämpfern beneidetes Glück – zu Theil ward. Nach dem Frieden erhielt er die Predigerstelle in Lissabon, wußte es aber so einzurichten, daß er durch den Briefwechsel mit seinen Freunden von dem Schicksale jener Landpfarrei immer unterrichtet blieb. Nach mehreren Jahren kam die Nachricht, der Prediger sei gestorben. Alsbald erwirkt Bellermann sich Urlaub, reiset von Lissabon nach Sachsen, giebt der Wittwe seine langgehegte Neigung zu erkennen, und führt sie als seine Frau heim. Er ist erst vor wenigen Jahren als Prediger auf dem Gesundbrunnen bei Berlin gestorben,

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Obstbäume von den besten Sorten angepflanzt, Spargelbeete gegraben, eine Weinlaube und ein Pfirsichspalier angelegt. Diese jugendliche Zuversicht freute mich ungemein, aber im Herzen dachte ich, daß er wohl schwerlich im Schatten der ebengepflanzten Bäume und Weingelände wandeln werde. Dennoch war es ihm vergönnt, dieses Ziel zu erreichen: denn er lebte bis zum 88. Jahre gesund und froh im Kreise der Seinigen. </p><lb/>
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[172/0184] Obstbäume von den besten Sorten angepflanzt, Spargelbeete gegraben, eine Weinlaube und ein Pfirsichspalier angelegt. Diese jugendliche Zuversicht freute mich ungemein, aber im Herzen dachte ich, daß er wohl schwerlich im Schatten der ebengepflanzten Bäume und Weingelände wandeln werde. Dennoch war es ihm vergönnt, dieses Ziel zu erreichen: denn er lebte bis zum 88. Jahre gesund und froh im Kreise der Seinigen. Sein ältester Sohn lebte lange Zeit als preußischer Gesandtschaftsprediger in Lissabon und Neapel. Er ward in unserem Kreise wegen seiner romantischen Liebesgeschichte bewundert, die man sich mit einigen Varianten etwa in folgender Weise erzählte. Als freiwilliger Jäger lag er im Jahre 1813 in der Nähe von Leipzig bei einem Landpfarrer in Quartier, dessen junge Frau den allertiefsten Eindruck auf ihn machte. Es war nicht daran zu denken, dieser plötzlich aufkeimenden Neigung Worte zu geben, und am folgenden Morgen rückte das Detachement weiter. Der Krieg nahm seinen Fortgang; Bellermann zeichnete sich so sehr aus, daß ihm die Ehre des eisernen Kreuzes – ein von allen Mitkämpfern beneidetes Glück – zu Theil ward. Nach dem Frieden erhielt er die Predigerstelle in Lissabon, wußte es aber so einzurichten, daß er durch den Briefwechsel mit seinen Freunden von dem Schicksale jener Landpfarrei immer unterrichtet blieb. Nach mehreren Jahren kam die Nachricht, der Prediger sei gestorben. Alsbald erwirkt Bellermann sich Urlaub, reiset von Lissabon nach Sachsen, giebt der Wittwe seine langgehegte Neigung zu erkennen, und führt sie als seine Frau heim. Er ist erst vor wenigen Jahren als Prediger auf dem Gesundbrunnen bei Berlin gestorben,

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/184>, abgerufen am 26.11.2024.