Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

Bild:
<< vorherige Seite

Zuerst sandte Streit bedeutende Kapitalien, aus deren Zinsen die Gehalte der Lehrer verbessert wurden; dann neue Summen für Wohnung und Beköstigung von mittellosen Schülern. Der Unterricht in den neueren Sprachen, besonders im italiänischen, wurde durch einen eignen s. g. Streitschen Kollaborator gefördert. Es folgte die Uebersendung von 40 Oelgemälden zum Schmucke des Hörsaales. Diese Gemälde sind meist Arbeiten der damaligen venetianischen Schule, der es in der Mitte des 18. Jahrhunderts an einem irgend bedeutenden Namen fehlte. Man hat daher bei dieser Schenkung mehr den guten Willen des Gebers, als den Kunstwerth der Gemälde zu achten. Besonders muß man sich wundern, wie es möglich gewesen sei, daß Streit eine Reihe sehr geringer Ansichten von Venedig als Arbeiten von Canaletto gekauft habe.

Für seine vielfachen Wohlthaten bedang Streit sich nur wenig aus. Sein Brustbild von J. Amigoni sollte im Hörsäle aufgehangen, aber sein Name bei den Gynmasialfeierlichkeiten nicht genannt werden. Er verordnete, daß alljährlich beim öffentlichen Examen Reden in 6 Sprachen gehalten werden sollten, im griechischen, lateinischen, deutschen, französischen, italiänischen, englischen. Die italiänische Rede sollte immer etwas zum Lobe der erlauchten Republik Venedig enthalten. Auch bestimmte er, daß wenn die vier ersten Lehrer die von ihm ausgesetzten Gehaltserhöhungen genießen wollten, so müsse der Rektor ein Doctor der Theologie, und die drei folgenden Lehrer Magistri, alle aber zu diesen akademischen Würden durch Prüfung und Disputation gelangt sein. Er errichtete außerdem milde Stiftungen für die evangelisch-lutherischen Gemeinden in Venedig und Amerika.

Zuerst sandte Streit bedeutende Kapitalien, aus deren Zinsen die Gehalte der Lehrer verbessert wurden; dann neue Summen für Wohnung und Beköstigung von mittellosen Schülern. Der Unterricht in den neueren Sprachen, besonders im italiänischen, wurde durch einen eignen s. g. Streitschen Kollaborator gefördert. Es folgte die Uebersendung von 40 Oelgemälden zum Schmucke des Hörsaales. Diese Gemälde sind meist Arbeiten der damaligen venetianischen Schule, der es in der Mitte des 18. Jahrhunderts an einem irgend bedeutenden Namen fehlte. Man hat daher bei dieser Schenkung mehr den guten Willen des Gebers, als den Kunstwerth der Gemälde zu achten. Besonders muß man sich wundern, wie es möglich gewesen sei, daß Streit eine Reihe sehr geringer Ansichten von Venedig als Arbeiten von Canaletto gekauft habe.

Für seine vielfachen Wohlthaten bedang Streit sich nur wenig aus. Sein Brustbild von J. Amigoni sollte im Hörsäle aufgehangen, aber sein Name bei den Gynmasialfeierlichkeiten nicht genannt werden. Er verordnete, daß alljährlich beim öffentlichen Examen Reden in 6 Sprachen gehalten werden sollten, im griechischen, lateinischen, deutschen, französischen, italiänischen, englischen. Die italiänische Rede sollte immer etwas zum Lobe der erlauchten Republik Venedig enthalten. Auch bestimmte er, daß wenn die vier ersten Lehrer die von ihm ausgesetzten Gehaltserhöhungen genießen wollten, so müsse der Rektor ein Doctor der Theologie, und die drei folgenden Lehrer Magistri, alle aber zu diesen akademischen Würden durch Prüfung und Disputation gelangt sein. Er errichtete außerdem milde Stiftungen für die evangelisch-lutherischen Gemeinden in Venedig und Amerika.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p>
            <pb facs="#f0181" n="169"/>
          </p><lb/>
          <p>Zuerst sandte Streit bedeutende Kapitalien, aus deren Zinsen die Gehalte der Lehrer verbessert wurden; dann neue Summen für Wohnung und Beköstigung von mittellosen Schülern. Der Unterricht in den neueren Sprachen, besonders im italiänischen, wurde durch einen eignen s. g. Streitschen Kollaborator gefördert. Es folgte die Uebersendung von 40 Oelgemälden zum Schmucke des Hörsaales. Diese Gemälde sind meist Arbeiten der damaligen venetianischen Schule, der es in der Mitte des 18. Jahrhunderts an einem irgend bedeutenden Namen fehlte. Man hat daher bei dieser Schenkung mehr den guten Willen des Gebers, als den Kunstwerth der Gemälde zu achten. Besonders muß man sich wundern, wie es möglich gewesen sei, daß Streit eine Reihe sehr geringer Ansichten von Venedig als Arbeiten von Canaletto gekauft habe. </p><lb/>
          <p>Für seine vielfachen Wohlthaten bedang Streit sich nur wenig aus. Sein Brustbild von J. Amigoni sollte im Hörsäle aufgehangen, aber sein Name bei den Gynmasialfeierlichkeiten nicht genannt werden. Er verordnete, daß alljährlich beim öffentlichen Examen Reden in 6 Sprachen gehalten werden sollten, im griechischen, lateinischen, deutschen, französischen, italiänischen, englischen. Die italiänische Rede sollte immer etwas zum Lobe der erlauchten Republik Venedig enthalten. Auch bestimmte er, daß wenn die vier ersten Lehrer die von ihm ausgesetzten Gehaltserhöhungen genießen wollten, so müsse der Rektor ein Doctor der Theologie, und die drei folgenden Lehrer Magistri, alle aber zu diesen akademischen Würden durch Prüfung und Disputation gelangt sein. Er errichtete außerdem milde Stiftungen für die evangelisch-lutherischen Gemeinden in Venedig und Amerika.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0181] Zuerst sandte Streit bedeutende Kapitalien, aus deren Zinsen die Gehalte der Lehrer verbessert wurden; dann neue Summen für Wohnung und Beköstigung von mittellosen Schülern. Der Unterricht in den neueren Sprachen, besonders im italiänischen, wurde durch einen eignen s. g. Streitschen Kollaborator gefördert. Es folgte die Uebersendung von 40 Oelgemälden zum Schmucke des Hörsaales. Diese Gemälde sind meist Arbeiten der damaligen venetianischen Schule, der es in der Mitte des 18. Jahrhunderts an einem irgend bedeutenden Namen fehlte. Man hat daher bei dieser Schenkung mehr den guten Willen des Gebers, als den Kunstwerth der Gemälde zu achten. Besonders muß man sich wundern, wie es möglich gewesen sei, daß Streit eine Reihe sehr geringer Ansichten von Venedig als Arbeiten von Canaletto gekauft habe. Für seine vielfachen Wohlthaten bedang Streit sich nur wenig aus. Sein Brustbild von J. Amigoni sollte im Hörsäle aufgehangen, aber sein Name bei den Gynmasialfeierlichkeiten nicht genannt werden. Er verordnete, daß alljährlich beim öffentlichen Examen Reden in 6 Sprachen gehalten werden sollten, im griechischen, lateinischen, deutschen, französischen, italiänischen, englischen. Die italiänische Rede sollte immer etwas zum Lobe der erlauchten Republik Venedig enthalten. Auch bestimmte er, daß wenn die vier ersten Lehrer die von ihm ausgesetzten Gehaltserhöhungen genießen wollten, so müsse der Rektor ein Doctor der Theologie, und die drei folgenden Lehrer Magistri, alle aber zu diesen akademischen Würden durch Prüfung und Disputation gelangt sein. Er errichtete außerdem milde Stiftungen für die evangelisch-lutherischen Gemeinden in Venedig und Amerika.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-01-07T13:04:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1) (2014-01-07T13:04:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Kolumnentitel: nicht übernommen
  • Kustoden: nicht übernommen
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/181
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/181>, abgerufen am 27.11.2024.