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Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].

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Augen nicht wenig. Riemer wollte einiges
Nähere über Gans wissen, und wie es komme,
dass ein Jude an der Berliner Universität Pro-
fessor sei? Darauf konnte ich nur erwiedern,
dass Gans, so viel ich gehört, getauft sei, man
habe es aber in Berlin übel vermerkt, dass er
sich dem Minister v. Altenstein gleichsam zum
Trotz, habe katholisch taufen lassen.

Darauf theilte mir Riemer mit, Gans sei
vor kurzem in Paris gewesen, um dort Studien
für sein "Erbrecht nach Hegelschen Grund-
sätzen" zu machen. Er meldete sich auf der
Bibliothek und sagte, das chinesische und ost-
indische Erbrecht kenne er bereits, er wünsche
nun auch das arabische zu studiren. Quatre-
mere holte ihm mit grosser Zuvorkommenheit
sogleich die Handschrift eines arabischen Ju-
risten. Gans studirte sie mehrere Stunden lang,
und fing auch an, etwas zu excerpiren, aber
mit sichtbarer Zerstreuung. Am zweiten Tage
ging es eben so, und als Quatremere zufällig
hinter seinen Stuhl trat, bemerkte er, dass der
Codex verkehrt liege. Mit ächt französischer
Höflichkeit drehte er ihn um, und sagte:

Augen nicht wenig. Riemer wollte einiges
Nähere über Gans wissen, und wie es komme,
dass ein Jude an der Berliner Universität Pro-
fessor sei? Darauf konnte ich nur erwiedern,
dass Gans, so viel ich gehört, getauft sei, man
habe es aber in Berlin übel vermerkt, dass er
sich dem Minister v. Altenstein gleichsam zum
Trotz, habe katholisch taufen lassen.

Darauf theilte mir Riemer mit, Gans sei
vor kurzem in Paris gewesen, um dort Studien
für sein „Erbrecht nach Hegelschen Grund-
sätzen“ zu machen. Er meldete sich auf der
Bibliothek und sagte, das chinesische und ost-
indische Erbrecht kenne er bereits, er wünsche
nun auch das arabische zu studiren. Quatre-
mère holte ihm mit grosser Zuvorkommenheit
sogleich die Handschrift eines arabischen Ju-
risten. Gans studirte sie mehrere Stunden lang,
und fing auch an, etwas zu excerpiren, aber
mit sichtbarer Zerstreuung. Am zweiten Tage
ging es eben so, und als Quatremère zufällig
hinter seinen Stuhl trat, bemerkte er, dass der
Codex verkehrt liege. Mit ächt französischer
Höflichkeit drehte er ihn um, und sagte:

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[69/0074] Augen nicht wenig. Riemer wollte einiges Nähere über Gans wissen, und wie es komme, dass ein Jude an der Berliner Universität Pro- fessor sei? Darauf konnte ich nur erwiedern, dass Gans, so viel ich gehört, getauft sei, man habe es aber in Berlin übel vermerkt, dass er sich dem Minister v. Altenstein gleichsam zum Trotz, habe katholisch taufen lassen. Darauf theilte mir Riemer mit, Gans sei vor kurzem in Paris gewesen, um dort Studien für sein „Erbrecht nach Hegelschen Grund- sätzen“ zu machen. Er meldete sich auf der Bibliothek und sagte, das chinesische und ost- indische Erbrecht kenne er bereits, er wünsche nun auch das arabische zu studiren. Quatre- mère holte ihm mit grosser Zuvorkommenheit sogleich die Handschrift eines arabischen Ju- risten. Gans studirte sie mehrere Stunden lang, und fing auch an, etwas zu excerpiren, aber mit sichtbarer Zerstreuung. Am zweiten Tage ging es eben so, und als Quatremère zufällig hinter seinen Stuhl trat, bemerkte er, dass der Codex verkehrt liege. Mit ächt französischer Höflichkeit drehte er ihn um, und sagte:

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/74>, abgerufen am 27.11.2024.