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Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].

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mann laut werden, und sah auch darin eine
Aehnlichkeit mit Ottilien, dass sie so unterhal-
tend gewesen sei, und doch beinahe den Mund
nicht aufgethan habe. (15, 52.)

Ja, versetzte er, das ist auch eine kapitale
Wendung von Goethe. Als die Wahlverwandt-
schaften herauskamen, sagte Wieland darüber:
für diesen Einfall würde ich Goethen ein Land-
gut schenken, wenn ich es hätte!

Der folgende Montag, 27. August, war ein
Regentag, den ich Vor- und Nachmittags auf
der Bibliothek zubrachte, wo Göttling mir sehr
viel schönes, besonders die werthvollsten musi-
kalischen Handschriften zeigte. Mittags war ich
bei Knebels zusammen mit Frommann, Hofrath
Gries und Professor Niemeyer. Frau von Kne-
bel, viel jünger als ihr Mann, und nicht ohne
Ansprüche auf eine frühere grosse Schönheit,
war zwischen ihren beiden allerliebsten Knaben
als Königin des Tisches ganz an ihrem Platze.
Knebel war von einer derben, oft ausschwei-
fenden Lustigkeit. Als Frommann ihm sagte,
dass ich in Aegypten gewesen sei, rief er über
den ganzen Tisch: "J, da müssen ja alle Teufel

mann laut werden, und sah auch darin eine
Aehnlichkeit mit Ottilien, dass sie so unterhal-
tend gewesen sei, und doch beinahe den Mund
nicht aufgethan habe. (15, 52.)

Ja, versetzte er, das ist auch eine kapitale
Wendung von Goethe. Als die Wahlverwandt-
schaften herauskamen, sagte Wieland darüber:
für diesen Einfall würde ich Goethen ein Land-
gut schenken, wenn ich es hätte!

Der folgende Montag, 27. August, war ein
Regentag, den ich Vor- und Nachmittags auf
der Bibliothek zubrachte, wo Göttling mir sehr
viel schönes, besonders die werthvollsten musi-
kalischen Handschriften zeigte. Mittags war ich
bei Knebels zusammen mit Frommann, Hofrath
Gries und Professor Niemeyer. Frau von Kne-
bel, viel jünger als ihr Mann, und nicht ohne
Ansprüche auf eine frühere grosse Schönheit,
war zwischen ihren beiden allerliebsten Knaben
als Königin des Tisches ganz an ihrem Platze.
Knebel war von einer derben, oft ausschwei-
fenden Lustigkeit. Als Frommann ihm sagte,
dass ich in Aegypten gewesen sei, rief er über
den ganzen Tisch: „J, da müssen ja alle Teufel

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[55/0060] mann laut werden, und sah auch darin eine Aehnlichkeit mit Ottilien, dass sie so unterhal- tend gewesen sei, und doch beinahe den Mund nicht aufgethan habe. (15, 52.) Ja, versetzte er, das ist auch eine kapitale Wendung von Goethe. Als die Wahlverwandt- schaften herauskamen, sagte Wieland darüber: für diesen Einfall würde ich Goethen ein Land- gut schenken, wenn ich es hätte! Der folgende Montag, 27. August, war ein Regentag, den ich Vor- und Nachmittags auf der Bibliothek zubrachte, wo Göttling mir sehr viel schönes, besonders die werthvollsten musi- kalischen Handschriften zeigte. Mittags war ich bei Knebels zusammen mit Frommann, Hofrath Gries und Professor Niemeyer. Frau von Kne- bel, viel jünger als ihr Mann, und nicht ohne Ansprüche auf eine frühere grosse Schönheit, war zwischen ihren beiden allerliebsten Knaben als Königin des Tisches ganz an ihrem Platze. Knebel war von einer derben, oft ausschwei- fenden Lustigkeit. Als Frommann ihm sagte, dass ich in Aegypten gewesen sei, rief er über den ganzen Tisch: „J, da müssen ja alle Teufel

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/60>, abgerufen am 24.11.2024.