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Pappenheim, Bertha u. a.: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reise-Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. Frankfurt (Main), 1904.

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3. Für das Waisenhaus in Brody schlage ich die Anstellung resp. Entsendung einer tüchtigen, gebildeten Frau (oder Fräulein) als Leiterin vor. Dagegen hätte sich das Waisenhaus zu verpflichten, seine weiblichen Zöglinge nicht vor dem 16. bis 17. Jahre zu entlassen und, wenn in Brody eine Anstalt für Volkskinderpflege gegründet wird, die jeweiligen ältesten Zöglinge zur Ausbildung dahin zu schicken.

Damit will ich nicht sagen, daß ich den Beruf der Kindergärtnerin oder Kinderpflegerin für Mädchen als den einzig wünschenswerten ansehe. Aber alle Mädchen sollen die Kinderpflege verstehen, damit sie im Falle ihrer Verheiratung, nach der in landesüblicher Art sehr energisch getrachtet wird, für ihren Beruf als Mütter besser vorbereitet sind, als die heutige Generation der Mütter in Galizien es ist.

Für Krakau wäre die Einrichtung einer Haushaltungsschule sehr zu wünschen; sie könnte, wenn das Waisenhaus regeneriert würde, sehr vorteilhaft mit diesem verbunden werden.

4. Sehr energisch zu befürworten ist ferner die Gründung von kleinen Erziehungsheimen, in die aber nicht mehr als 15 bis 20 Kinder verschiedenen Alters (vom 1. Jahre an, diese als unentbehrliches Lehrmittel) Aufnahme fänden. Ein solches Heim sollte alle Fehler der traditionellen Anstaltserziehung zu vermeiden suchen und, durch die Nachbildung einer großen Familie, (auch Knaben bis zum 14. Jahre wären aufzunehmen) besonders auf die Charakterbildung der Kinder einzuwirken suchen.

Um alle Ziele einer solchen Erziehung, die zu entwickeln mich hier zu weit führen würden, im Auge zu behalten, vermeide man Neubauten und anspruchsvolle Anstaltsgebäude. Man begnüge sich mit einem auf dem Lande, oder in sehr ländlicher Umgebung gelegenen Hause, um den einfachen Betrieb aufzunehmen. Die ältesten Zöglinge, Mädchen zwischen dem 14. bis 16. Jahre, sollen gegen einen kleinen Monatslohn für die laufende Hausarbeit im Hause bleiben können, denn in Galizien ist es tatsächlich notwendig, und oft den Eltern gegenüber Pflicht, daß die Kinder schon frühzeitig etwas verdienen.

3. Für das Waisenhaus in Brody schlage ich die Anstellung resp. Entsendung einer tüchtigen, gebildeten Frau (oder Fräulein) als Leiterin vor. Dagegen hätte sich das Waisenhaus zu verpflichten, seine weiblichen Zöglinge nicht vor dem 16. bis 17. Jahre zu entlassen und, wenn in Brody eine Anstalt für Volkskinderpflege gegründet wird, die jeweiligen ältesten Zöglinge zur Ausbildung dahin zu schicken.

Damit will ich nicht sagen, daß ich den Beruf der Kindergärtnerin oder Kinderpflegerin für Mädchen als den einzig wünschenswerten ansehe. Aber alle Mädchen sollen die Kinderpflege verstehen, damit sie im Falle ihrer Verheiratung, nach der in landesüblicher Art sehr energisch getrachtet wird, für ihren Beruf als Mütter besser vorbereitet sind, als die heutige Generation der Mütter in Galizien es ist.

Für Krakau wäre die Einrichtung einer Haushaltungsschule sehr zu wünschen; sie könnte, wenn das Waisenhaus regeneriert würde, sehr vorteilhaft mit diesem verbunden werden.

4. Sehr energisch zu befürworten ist ferner die Gründung von kleinen Erziehungsheimen, in die aber nicht mehr als 15 bis 20 Kinder verschiedenen Alters (vom 1. Jahre an, diese als unentbehrliches Lehrmittel) Aufnahme fänden. Ein solches Heim sollte alle Fehler der traditionellen Anstaltserziehung zu vermeiden suchen und, durch die Nachbildung einer großen Familie, (auch Knaben bis zum 14. Jahre wären aufzunehmen) besonders auf die Charakterbildung der Kinder einzuwirken suchen.

Um alle Ziele einer solchen Erziehung, die zu entwickeln mich hier zu weit führen würden, im Auge zu behalten, vermeide man Neubauten und anspruchsvolle Anstaltsgebäude. Man begnüge sich mit einem auf dem Lande, oder in sehr ländlicher Umgebung gelegenen Hause, um den einfachen Betrieb aufzunehmen. Die ältesten Zöglinge, Mädchen zwischen dem 14. bis 16. Jahre, sollen gegen einen kleinen Monatslohn für die laufende Hausarbeit im Hause bleiben können, denn in Galizien ist es tatsächlich notwendig, und oft den Eltern gegenüber Pflicht, daß die Kinder schon frühzeitig etwas verdienen.

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[54/0054] 3. Für das Waisenhaus in Brody schlage ich die Anstellung resp. Entsendung einer tüchtigen, gebildeten Frau (oder Fräulein) als Leiterin vor. Dagegen hätte sich das Waisenhaus zu verpflichten, seine weiblichen Zöglinge nicht vor dem 16. bis 17. Jahre zu entlassen und, wenn in Brody eine Anstalt für Volkskinderpflege gegründet wird, die jeweiligen ältesten Zöglinge zur Ausbildung dahin zu schicken. Damit will ich nicht sagen, daß ich den Beruf der Kindergärtnerin oder Kinderpflegerin für Mädchen als den einzig wünschenswerten ansehe. Aber alle Mädchen sollen die Kinderpflege verstehen, damit sie im Falle ihrer Verheiratung, nach der in landesüblicher Art sehr energisch getrachtet wird, für ihren Beruf als Mütter besser vorbereitet sind, als die heutige Generation der Mütter in Galizien es ist. Für Krakau wäre die Einrichtung einer Haushaltungsschule sehr zu wünschen; sie könnte, wenn das Waisenhaus regeneriert würde, sehr vorteilhaft mit diesem verbunden werden. 4. Sehr energisch zu befürworten ist ferner die Gründung von kleinen Erziehungsheimen, in die aber nicht mehr als 15 bis 20 Kinder verschiedenen Alters (vom 1. Jahre an, diese als unentbehrliches Lehrmittel) Aufnahme fänden. Ein solches Heim sollte alle Fehler der traditionellen Anstaltserziehung zu vermeiden suchen und, durch die Nachbildung einer großen Familie, (auch Knaben bis zum 14. Jahre wären aufzunehmen) besonders auf die Charakterbildung der Kinder einzuwirken suchen. Um alle Ziele einer solchen Erziehung, die zu entwickeln mich hier zu weit führen würden, im Auge zu behalten, vermeide man Neubauten und anspruchsvolle Anstaltsgebäude. Man begnüge sich mit einem auf dem Lande, oder in sehr ländlicher Umgebung gelegenen Hause, um den einfachen Betrieb aufzunehmen. Die ältesten Zöglinge, Mädchen zwischen dem 14. bis 16. Jahre, sollen gegen einen kleinen Monatslohn für die laufende Hausarbeit im Hause bleiben können, denn in Galizien ist es tatsächlich notwendig, und oft den Eltern gegenüber Pflicht, daß die Kinder schon frühzeitig etwas verdienen.

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Zitationshilfe: Pappenheim, Bertha u. a.: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reise-Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. Frankfurt (Main), 1904, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pappenheim_galizien_1904/54>, abgerufen am 24.11.2024.