[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.seinen Glückwunsch vor. Plötzlich unterbrach aber dieser seine Harangue mit dem schrecklichen Worten: "Was, Teufel! Chevalier, wo nimmt er denn die verfluchte Hatzel her? Ist er etwa gestern Nachts in die Hände einer Delila gefallen? - Armer Simson!" - Der arme Simson fühlte das ganze Gewicht dieser Worte. Sie drückten ihn zur Erde nieder. Er bedurfte aller seiner Hofmannskünste, um keinen dummen Streich zu machen. Mark und Bein durchschneidende Anmerkungen machten ihm das Fest zu einem Martertage. Er konnte nicht zweifeln, daß sein verunglücktes Abentheuer dem ganzen Hofe bekannt sey. Mehrere Umstände überzeugten den Chevalier, daß ihm diese Schande nicht, wie es das Ansehen hatte, von dem Sekretair, sondern von dem geheime Rathe bereitet worden. Es kann auch nur in einer in diesem Grade aufgeklärten Seele der Gedanke erwachen, an einem wahrhaft religiösen Manne nie so fürchterliche Rache zu nehmen. Der Chevalier schwur ihm Vergeltung. Aber er war Weltmann, und in seinen Entwürfen fest, kühn und ausharrend. Deßhalb bot er ihm nicht öffentlich Fehde. Denn man kann die Menschen unter der Larve seinen Glückwunsch vor. Plötzlich unterbrach aber dieser seine Harangue mit dem schrecklichen Worten: „Was, Teufel! Chevalier, wo nimmt er denn die verfluchte Hatzel her? Ist er etwa gestern Nachts in die Hände einer Delila gefallen? – Armer Simson!“ – Der arme Simson fühlte das ganze Gewicht dieser Worte. Sie drückten ihn zur Erde nieder. Er bedurfte aller seiner Hofmannskünste, um keinen dummen Streich zu machen. Mark und Bein durchschneidende Anmerkungen machten ihm das Fest zu einem Martertage. Er konnte nicht zweifeln, daß sein verunglücktes Abentheuer dem ganzen Hofe bekannt sey. Mehrere Umstände überzeugten den Chevalier, daß ihm diese Schande nicht, wie es das Ansehen hatte, von dem Sekretair, sondern von dem geheime Rathe bereitet worden. Es kann auch nur in einer in diesem Grade aufgeklärten Seele der Gedanke erwachen, an einem wahrhaft religiösen Manne nie so fürchterliche Rache zu nehmen. Der Chevalier schwur ihm Vergeltung. Aber er war Weltmann, und in seinen Entwürfen fest, kühn und ausharrend. Deßhalb bot er ihm nicht öffentlich Fehde. Denn man kann die Menschen unter der Larve <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="68"/> seinen Glückwunsch vor. Plötzlich unterbrach aber dieser seine Harangue mit dem schrecklichen Worten: „Was, Teufel! Chevalier, wo nimmt er denn die verfluchte Hatzel her? Ist er etwa gestern Nachts in die Hände einer Delila gefallen? – Armer Simson!“ – Der arme Simson fühlte das ganze Gewicht dieser Worte. Sie drückten ihn zur Erde nieder. Er bedurfte aller seiner Hofmannskünste, um keinen dummen Streich zu machen. Mark und Bein durchschneidende Anmerkungen machten ihm das Fest zu einem Martertage. Er konnte nicht zweifeln, daß sein verunglücktes Abentheuer dem ganzen Hofe bekannt sey.</p> <p>Mehrere Umstände überzeugten den Chevalier, daß ihm diese Schande nicht, wie es das Ansehen hatte, von dem Sekretair, sondern von dem geheime Rathe bereitet worden. Es kann auch nur in einer in diesem Grade aufgeklärten Seele der Gedanke erwachen, an einem wahrhaft religiösen Manne nie so fürchterliche Rache zu nehmen. Der Chevalier schwur ihm Vergeltung. Aber er war Weltmann, und in seinen Entwürfen fest, kühn und ausharrend. Deßhalb bot er ihm nicht öffentlich Fehde. Denn man kann die Menschen unter der Larve </p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0068]
seinen Glückwunsch vor. Plötzlich unterbrach aber dieser seine Harangue mit dem schrecklichen Worten: „Was, Teufel! Chevalier, wo nimmt er denn die verfluchte Hatzel her? Ist er etwa gestern Nachts in die Hände einer Delila gefallen? – Armer Simson!“ – Der arme Simson fühlte das ganze Gewicht dieser Worte. Sie drückten ihn zur Erde nieder. Er bedurfte aller seiner Hofmannskünste, um keinen dummen Streich zu machen. Mark und Bein durchschneidende Anmerkungen machten ihm das Fest zu einem Martertage. Er konnte nicht zweifeln, daß sein verunglücktes Abentheuer dem ganzen Hofe bekannt sey.
Mehrere Umstände überzeugten den Chevalier, daß ihm diese Schande nicht, wie es das Ansehen hatte, von dem Sekretair, sondern von dem geheime Rathe bereitet worden. Es kann auch nur in einer in diesem Grade aufgeklärten Seele der Gedanke erwachen, an einem wahrhaft religiösen Manne nie so fürchterliche Rache zu nehmen. Der Chevalier schwur ihm Vergeltung. Aber er war Weltmann, und in seinen Entwürfen fest, kühn und ausharrend. Deßhalb bot er ihm nicht öffentlich Fehde. Denn man kann die Menschen unter der Larve
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |