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[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

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Portrait in seiner Bude auf, die Stallknechte ließen sich, während des Sttiegelns der Pferde, das Noth- und Hilfsbüchlein vorlesen, und auf der Schloßwache zirkulierte ein Exemplar von Bekers teutscher Zeitung. Bey Tafel unterhielt man sich über die Produkte der lezten Messe, und spottete auf die leichtfertigste Art über die heiligsten Dinge. Ein Büchertrödler in der Stadt legte ein Lese-Kabinett an. Wer jährlich nur einen Thaler vom Hofe bezog, drang sich in die Predigten des hochweisen Abbes, und da die Kirche immer dicht voll war, so stiegen Herren und Frauen auf Leitern an Fenstern hinauf, welche dem Fürstenstuhle gegen über angebracht waren.

Simpert, entschlossen seiner Gegenparthey, und besonders ihrem Chef, gegen die nun List und Ranke vergeblich schienen, offene Fehde zu bieten, setzte sich in einer Stunde der Entrüstung, entwarf den Plan zu einem polemischen Buche voll zentnerschweren Gehalts, dem er den imposanten Titel gab: die itzige Aufklärung, ein Werk des Teufels, und ließ nicht ab, bis er dasselbe ganz vollendet hatte. Es betrug einen dicken Band in groß octavo. Er bewies darinn aus der Schrift, aus den

Portrait in seiner Bude auf, die Stallknechte ließen sich, während des Sttiegelns der Pferde, das Noth- und Hilfsbüchlein vorlesen, und auf der Schloßwache zirkulierte ein Exemplar von Bekers teutscher Zeitung. Bey Tafel unterhielt man sich über die Produkte der lezten Messe, und spottete auf die leichtfertigste Art über die heiligsten Dinge. Ein Büchertrödler in der Stadt legte ein Lese-Kabinett an. Wer jährlich nur einen Thaler vom Hofe bezog, drang sich in die Predigten des hochweisen Abbes, und da die Kirche immer dicht voll war, so stiegen Herren und Frauen auf Leitern an Fenstern hinauf, welche dem Fürstenstuhle gegen über angebracht waren.

Simpert, entschlossen seiner Gegenparthey, und besonders ihrem Chef, gegen die nun List und Ranke vergeblich schienen, offene Fehde zu bieten, setzte sich in einer Stunde der Entrüstung, entwarf den Plan zu einem polemischen Buche voll zentnerschweren Gehalts, dem er den imposanten Titel gab: die itzige Aufklärung, ein Werk des Teufels, und ließ nicht ab, bis er dasselbe ganz vollendet hatte. Es betrug einen dicken Band in groß octavo. Er bewies darinn aus der Schrift, aus den

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[32/0032] Portrait in seiner Bude auf, die Stallknechte ließen sich, während des Sttiegelns der Pferde, das Noth- und Hilfsbüchlein vorlesen, und auf der Schloßwache zirkulierte ein Exemplar von Bekers teutscher Zeitung. Bey Tafel unterhielt man sich über die Produkte der lezten Messe, und spottete auf die leichtfertigste Art über die heiligsten Dinge. Ein Büchertrödler in der Stadt legte ein Lese-Kabinett an. Wer jährlich nur einen Thaler vom Hofe bezog, drang sich in die Predigten des hochweisen Abbes, und da die Kirche immer dicht voll war, so stiegen Herren und Frauen auf Leitern an Fenstern hinauf, welche dem Fürstenstuhle gegen über angebracht waren. Simpert, entschlossen seiner Gegenparthey, und besonders ihrem Chef, gegen die nun List und Ranke vergeblich schienen, offene Fehde zu bieten, setzte sich in einer Stunde der Entrüstung, entwarf den Plan zu einem polemischen Buche voll zentnerschweren Gehalts, dem er den imposanten Titel gab: die itzige Aufklärung, ein Werk des Teufels, und ließ nicht ab, bis er dasselbe ganz vollendet hatte. Es betrug einen dicken Band in groß octavo. Er bewies darinn aus der Schrift, aus den

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/32>, abgerufen am 24.04.2024.