Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

verfügen. So fließt der Strohm eures Lebens immer in einer Melodey dahin, und nie erhebt sich eine Welle, die die auf demselben hin und hersteurende Schiffe umwerfen könnte.

Wie unglücklich sind eure lesenden, räsonirenden und kritisirenden Nachbarn. Ihre Seelen sind ein stürmisches Meer, das beständig von den Orkanen der Zweifel und Spekulationen bewegt wird. Mit ihrem Zustande unzufrieden, wollen sie sich immer in die Höhe schwingen, und sie kommen doch nie weiter, als der Baron von Lütgendorf, mit seinem Luftballon. Da es ihnen nicht gelingt, die Sonne nach dem Uhrwerke zu richten, das sie in ihrem Kopfe herum tragen, so murren sie unaufhörlich über ihren Gang. Sehen sie einen Reichen oder Vornehmen ohne Verdienst, so schreyen sie über die ungerechte Austheilung der Glücksgüter. Erscheint der Dorfrichter mit der Ankündigung einer Extra-Steuer, so brüllen sie von Raub und Plünderung. Kommt ein neuer Frohndienst, oder eine neue Auflage, so klagen sie über Despoten-Hudeley und Antastung der Menschenrechte. Und tritt der Priester auf, um sie darüber zu beruhigen, so sprechen sie in ihrem Herzen ohne Scheu: alle

verfügen. So fließt der Strohm eures Lebens immer in einer Melodey dahin, und nie erhebt sich eine Welle, die die auf demselben hin und hersteurende Schiffe umwerfen könnte.

Wie unglücklich sind eure lesenden, räsonirenden und kritisirenden Nachbarn. Ihre Seelen sind ein stürmisches Meer, das beständig von den Orkanen der Zweifel und Spekulationen bewegt wird. Mit ihrem Zustande unzufrieden, wollen sie sich immer in die Höhe schwingen, und sie kommen doch nie weiter, als der Baron von Lütgendorf, mit seinem Luftballon. Da es ihnen nicht gelingt, die Sonne nach dem Uhrwerke zu richten, das sie in ihrem Kopfe herum tragen, so murren sie unaufhörlich über ihren Gang. Sehen sie einen Reichen oder Vornehmen ohne Verdienst, so schreyen sie über die ungerechte Austheilung der Glücksgüter. Erscheint der Dorfrichter mit der Ankündigung einer Extra-Steuer, so brüllen sie von Raub und Plünderung. Kommt ein neuer Frohndienst, oder eine neue Auflage, so klagen sie über Despoten-Hudeley und Antastung der Menschenrechte. Und tritt der Priester auf, um sie darüber zu beruhigen, so sprechen sie in ihrem Herzen ohne Scheu: alle

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="appendix" n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0277" n="277"/>
verfügen. So fließt der Strohm eures Lebens immer in einer Melodey dahin, und nie erhebt sich eine Welle, die die auf demselben hin und hersteurende Schiffe umwerfen könnte.</p>
            <p>Wie unglücklich sind eure lesenden, räsonirenden und kritisirenden Nachbarn. Ihre Seelen sind ein stürmisches Meer, das beständig von den Orkanen der Zweifel und <choice><sic>Spekulatiofnen</sic><corr>Spekulationen</corr></choice> bewegt wird. Mit ihrem Zustande <choice><sic>unzusrieden</sic><corr>unzufrieden</corr></choice>, wollen sie sich immer in die Höhe <choice><sic>chwingen</sic><corr>schwingen</corr></choice>, und sie kommen doch nie weiter, als der <hi rendition="#g">Baron von Lütgendorf</hi>, mit seinem Luftballon. Da es ihnen nicht gelingt, die Sonne nach dem Uhrwerke zu richten, das sie in ihrem Kopfe herum tragen, so murren sie unaufhörlich über ihren Gang. Sehen sie einen Reichen oder Vornehmen ohne Verdienst, so schreyen sie über die ungerechte Austheilung der Glücksgüter. Erscheint der Dorfrichter mit der Ankündigung einer Extra-Steuer, so brüllen sie von Raub und Plünderung. Kommt ein neuer Frohndienst, oder eine neue Auflage, so klagen sie über Despoten-Hudeley und Antastung der Menschenrechte. Und tritt der Priester auf, um sie darüber zu beruhigen, so sprechen sie in ihrem Herzen ohne Scheu: alle
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0277] verfügen. So fließt der Strohm eures Lebens immer in einer Melodey dahin, und nie erhebt sich eine Welle, die die auf demselben hin und hersteurende Schiffe umwerfen könnte. Wie unglücklich sind eure lesenden, räsonirenden und kritisirenden Nachbarn. Ihre Seelen sind ein stürmisches Meer, das beständig von den Orkanen der Zweifel und Spekulationen bewegt wird. Mit ihrem Zustande unzufrieden, wollen sie sich immer in die Höhe schwingen, und sie kommen doch nie weiter, als der Baron von Lütgendorf, mit seinem Luftballon. Da es ihnen nicht gelingt, die Sonne nach dem Uhrwerke zu richten, das sie in ihrem Kopfe herum tragen, so murren sie unaufhörlich über ihren Gang. Sehen sie einen Reichen oder Vornehmen ohne Verdienst, so schreyen sie über die ungerechte Austheilung der Glücksgüter. Erscheint der Dorfrichter mit der Ankündigung einer Extra-Steuer, so brüllen sie von Raub und Plünderung. Kommt ein neuer Frohndienst, oder eine neue Auflage, so klagen sie über Despoten-Hudeley und Antastung der Menschenrechte. Und tritt der Priester auf, um sie darüber zu beruhigen, so sprechen sie in ihrem Herzen ohne Scheu: alle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/277
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/277>, abgerufen am 04.05.2024.