[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.als mit dem höchsten Maaße von Wissenschaft und Kultur, Bileam war, traun! kein Mann von gemeinem Schlage. Nennt mir einen Philosophen unserer Zeit, der eben so wie er für ein Orakel gilt, und an den die Fürsten des Landes ihre ersten Minister und Kammerherren abordnen, um sie über wichtige Staat- und Kriegsangelegenheiten zu konsuliren? Diese Ehre erfuhr aber unserm Manne; und wir sehen aus der Gesandschaft, die der Moabiter König Balak an ihn abordnete, und aus den Verbindungen, in welchen er mir dem Geisterreiche stand, daß er Politik, Jus naturae und Völkerrecht so gut als Burke und Rehberg, und Magie und Arithmetik der Natur so gut, als Eccartshausen studiert habe. Und doch ward er den Engel Gottes nicht gewahr, der ihm im Wege stand, aber der Esel bemerkte ihn, der in seinem Leben kein Philosophisches Compendium gelesen hatte, und von den Hieroglyphen der morgenländischen Zauberer so viel verstand, als der schlechteste Dorffidler vom Kontrapunkt. als mit dem höchsten Maaße von Wissenschaft und Kultur, Bileam war, traun! kein Mann von gemeinem Schlage. Nennt mir einen Philosophen unserer Zeit, der eben so wie er für ein Orakel gilt, und an den die Fürsten des Landes ihre ersten Minister und Kammerherren abordnen, um sie über wichtige Staat- und Kriegsangelegenheiten zu konsuliren? Diese Ehre erfuhr aber unserm Manne; und wir sehen aus der Gesandschaft, die der Moabiter König Balak an ihn abordnete, und aus den Verbindungen, in welchen er mir dem Geisterreiche stand, daß er Politik, Jus naturae und Völkerrecht so gut als Burke und Rehberg, und Magie und Arithmetik der Natur so gut, als Eccartshausen studiert habe. Und doch ward er den Engel Gottes nicht gewahr, der ihm im Wege stand, aber der Esel bemerkte ihn, der in seinem Leben kein Philosophisches Compendium gelesen hatte, und von den Hieroglyphen der morgenländischen Zauberer so viel verstand, als der schlechteste Dorffidler vom Kontrapunkt. <TEI> <text> <body> <div type="appendix" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0265" n="265"/> als mit dem höchsten Maaße von Wissenschaft und Kultur, <hi rendition="#g">Bileam</hi> war, traun! kein Mann von gemeinem Schlage. Nennt mir einen Philosophen unserer Zeit, der eben so wie er für ein Orakel gilt, und an den die Fürsten des Landes ihre ersten Minister und Kammerherren abordnen, um sie über wichtige Staat- und Kriegsangelegenheiten zu konsuliren? Diese Ehre erfuhr aber unserm Manne; und wir sehen aus der Gesandschaft, die der Moabiter König Balak an ihn abordnete, und aus den Verbindungen, in welchen er mir dem Geisterreiche stand, daß er Politik, <hi rendition="#aq">Jus naturae</hi> und Völkerrecht so gut als Burke und <hi rendition="#g">Rehberg</hi>, und Magie und Arithmetik der Natur so gut, als <hi rendition="#g">Eccartshausen</hi> studiert habe. Und doch ward er den Engel Gottes nicht gewahr, der ihm im Wege stand, aber der Esel bemerkte ihn, der in seinem Leben kein Philosophisches Compendium gelesen hatte, und von den Hieroglyphen der morgenländischen Zauberer so viel verstand, als der schlechteste Dorffidler vom Kontrapunkt.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0265]
als mit dem höchsten Maaße von Wissenschaft und Kultur, Bileam war, traun! kein Mann von gemeinem Schlage. Nennt mir einen Philosophen unserer Zeit, der eben so wie er für ein Orakel gilt, und an den die Fürsten des Landes ihre ersten Minister und Kammerherren abordnen, um sie über wichtige Staat- und Kriegsangelegenheiten zu konsuliren? Diese Ehre erfuhr aber unserm Manne; und wir sehen aus der Gesandschaft, die der Moabiter König Balak an ihn abordnete, und aus den Verbindungen, in welchen er mir dem Geisterreiche stand, daß er Politik, Jus naturae und Völkerrecht so gut als Burke und Rehberg, und Magie und Arithmetik der Natur so gut, als Eccartshausen studiert habe. Und doch ward er den Engel Gottes nicht gewahr, der ihm im Wege stand, aber der Esel bemerkte ihn, der in seinem Leben kein Philosophisches Compendium gelesen hatte, und von den Hieroglyphen der morgenländischen Zauberer so viel verstand, als der schlechteste Dorffidler vom Kontrapunkt.
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/265>, abgerufen am 17.07.2024. |