Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

verziehen werden können, die zur Beförderung der Ehre Gottes durch die reine Lehre handeln, - er beugte aus, er floh in das Asyl der Unwissenheit, er leugnete. Er ließ es bis auf das Aeußerste kommen. Endlich wurde ihm der Brief vorgelegt, und er verstummte.

Die Herren drangen mit großer Beredsamkeit, mit theologischer Sanftmuth und mit vielen holdseligen Worten in ihn: "Er sey noch ein junger Mensch, den man so eine Uebereilung vergeben könne. In dem ketzerischen Dillingen müsse auch die beste Seele angesteckt werden. Er soll nur seine Mitschuldigen entdecken, und wenn er dieses thäte, so werde er eo ipso frey seyn. Er soll angeben: wer ihm die quästionirten Thatsachen mitgetheilt, wer ihm zur Abfassung des Pasquills ermuntert, wer ihm dazu geholfen habe? - Würde er länger hartnäckig läugnen, so verschlimmere er sich seine Sache sehr, und die Deputation habe ja Mittel, ihn zur Entdeckung der Wahrheit zu zwingen. Würde er ohne Zwang alles gestehen, so habe er sogar auf Belohnung und Beförderung zu rechnen. Die Kirche sey eine schonende Mutter. Sie nehme ihre verirrten

verziehen werden können, die zur Beförderung der Ehre Gottes durch die reine Lehre handeln, – er beugte aus, er floh in das Asyl der Unwissenheit, er leugnete. Er ließ es bis auf das Aeußerste kommen. Endlich wurde ihm der Brief vorgelegt, und er verstummte.

Die Herren drangen mit großer Beredsamkeit, mit theologischer Sanftmuth und mit vielen holdseligen Worten in ihn: „Er sey noch ein junger Mensch, den man so eine Uebereilung vergeben könne. In dem ketzerischen Dillingen müsse auch die beste Seele angesteckt werden. Er soll nur seine Mitschuldigen entdecken, und wenn er dieses thäte, so werde er eo ipso frey seyn. Er soll angeben: wer ihm die quästionirten Thatsachen mitgetheilt, wer ihm zur Abfassung des Pasquills ermuntert, wer ihm dazu geholfen habe? – Würde er länger hartnäckig läugnen, so verschlimmere er sich seine Sache sehr, und die Deputation habe ja Mittel, ihn zur Entdeckung der Wahrheit zu zwingen. Würde er ohne Zwang alles gestehen, so habe er sogar auf Belohnung und Beförderung zu rechnen. Die Kirche sey eine schonende Mutter. Sie nehme ihre verirrten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="242"/>
verziehen werden können, die zur Beförderung der Ehre Gottes durch die reine Lehre handeln, &#x2013; er beugte aus, er floh in das Asyl der Unwissenheit, er leugnete. Er ließ es bis auf das Aeußerste kommen. Endlich wurde ihm der Brief vorgelegt, und er verstummte.</p>
        <p>Die Herren drangen mit großer Beredsamkeit, mit theologischer Sanftmuth und mit vielen holdseligen Worten in ihn: &#x201E;Er sey noch ein junger Mensch, den man so eine Uebereilung vergeben könne. In dem ketzerischen <hi rendition="#g">Dillingen</hi> müsse auch die beste Seele angesteckt werden. Er soll nur seine Mitschuldigen entdecken, und wenn er dieses thäte, so werde er <hi rendition="#aq">eo ipso</hi> frey seyn. Er soll angeben: wer ihm die quästionirten Thatsachen mitgetheilt, wer ihm zur Abfassung des Pasquills ermuntert, wer ihm dazu geholfen habe? &#x2013; Würde er länger hartnäckig läugnen, so verschlimmere er sich seine Sache sehr, und die Deputation habe ja Mittel, ihn zur Entdeckung der Wahrheit zu <hi rendition="#g">zwingen</hi>. Würde er ohne Zwang alles gestehen, so habe er sogar auf Belohnung und Beförderung zu rechnen. Die Kirche sey eine schonende Mutter. Sie nehme ihre verirrten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0242] verziehen werden können, die zur Beförderung der Ehre Gottes durch die reine Lehre handeln, – er beugte aus, er floh in das Asyl der Unwissenheit, er leugnete. Er ließ es bis auf das Aeußerste kommen. Endlich wurde ihm der Brief vorgelegt, und er verstummte. Die Herren drangen mit großer Beredsamkeit, mit theologischer Sanftmuth und mit vielen holdseligen Worten in ihn: „Er sey noch ein junger Mensch, den man so eine Uebereilung vergeben könne. In dem ketzerischen Dillingen müsse auch die beste Seele angesteckt werden. Er soll nur seine Mitschuldigen entdecken, und wenn er dieses thäte, so werde er eo ipso frey seyn. Er soll angeben: wer ihm die quästionirten Thatsachen mitgetheilt, wer ihm zur Abfassung des Pasquills ermuntert, wer ihm dazu geholfen habe? – Würde er länger hartnäckig läugnen, so verschlimmere er sich seine Sache sehr, und die Deputation habe ja Mittel, ihn zur Entdeckung der Wahrheit zu zwingen. Würde er ohne Zwang alles gestehen, so habe er sogar auf Belohnung und Beförderung zu rechnen. Die Kirche sey eine schonende Mutter. Sie nehme ihre verirrten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/242
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/242>, abgerufen am 24.11.2024.