[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.sprach so zuversichtlich und so richtig davon, als hätte er unsern geheimsten Unterhandlungen beygewohnt. Selbst die tiefste Region unserer Plane, von der ich in diesem Buche kein Wort sprach, weil dieser Punkt nur für keusche Ohren und Herzen gehört, hatte er mit seinem scharfen Auge erreicht, - die resuscitatio societatis Jesu. Simpert stand da, als er diese Lästerungen las, gleich als wär' er versteinert, wie Loth's Weib. In der Eile versammelte er die Deputation, und that ihr seine Entdeckung kund. Die Aeußerungen der Hochwürdigen Herren waren sehr verschieden. Der eine betete gen Himmel, der andere seufzte, der dritte schäumte, und der vierte jubelte über diese schöne Gelegenheit, einmal ein recht abschreckendes Beyspiel von Strafgerechtigkeit geben zu können. Denn darüber waren sie im Voraus schon alle einverstanden, daß der Malefitzkerl von Priester allerwenigstens eingemauert werden müsse. Als sich aber die Gemüther ein wenig abgekühlt hatten, so wurde beschlossen, im Anfange recht säuberlich mit dem Knaben Absalom zu fahren, und ihm gänzliche sprach so zuversichtlich und so richtig davon, als hätte er unsern geheimsten Unterhandlungen beygewohnt. Selbst die tiefste Region unserer Plane, von der ich in diesem Buche kein Wort sprach, weil dieser Punkt nur für keusche Ohren und Herzen gehört, hatte er mit seinem scharfen Auge erreicht, – die resuscitatio societatis Jesu. Simpert stand da, als er diese Lästerungen las, gleich als wär’ er versteinert, wie Loth’s Weib. In der Eile versammelte er die Deputation, und that ihr seine Entdeckung kund. Die Aeußerungen der Hochwürdigen Herren waren sehr verschieden. Der eine betete gen Himmel, der andere seufzte, der dritte schäumte, und der vierte jubelte über diese schöne Gelegenheit, einmal ein recht abschreckendes Beyspiel von Strafgerechtigkeit geben zu können. Denn darüber waren sie im Voraus schon alle einverstanden, daß der Malefitzkerl von Priester allerwenigstens eingemauert werden müsse. Als sich aber die Gemüther ein wenig abgekühlt hatten, so wurde beschlossen, im Anfange recht säuberlich mit dem Knaben Absalom zu fahren, und ihm gänzliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0239" n="239"/> sprach so zuversichtlich und so richtig davon, als hätte er unsern geheimsten Unterhandlungen beygewohnt. Selbst die tiefste Region unserer Plane, von der ich in diesem Buche kein Wort sprach, weil dieser Punkt nur für keusche Ohren und Herzen gehört, hatte er mit seinem scharfen Auge erreicht, – die <hi rendition="#aq">resuscitatio societatis Jesu</hi>.</p> <p><hi rendition="#g">Simpert</hi> stand da, als er diese Lästerungen las, gleich als wär’ er versteinert, wie <hi rendition="#g">Loth’s</hi> Weib. In der Eile versammelte er die Deputation, und that ihr seine Entdeckung kund. Die Aeußerungen der Hochwürdigen Herren waren sehr verschieden. Der eine betete gen Himmel, der andere seufzte, der dritte schäumte, und der vierte jubelte über diese schöne Gelegenheit, einmal ein recht abschreckendes Beyspiel von Strafgerechtigkeit geben zu können. Denn darüber waren sie im Voraus schon alle einverstanden, daß der Malefitzkerl von Priester allerwenigstens eingemauert werden müsse. Als sich aber die Gemüther ein wenig abgekühlt hatten, so wurde beschlossen, im Anfange recht säuberlich mit dem Knaben Absalom zu fahren, und ihm gänzliche </p> </div> </body> </text> </TEI> [239/0239]
sprach so zuversichtlich und so richtig davon, als hätte er unsern geheimsten Unterhandlungen beygewohnt. Selbst die tiefste Region unserer Plane, von der ich in diesem Buche kein Wort sprach, weil dieser Punkt nur für keusche Ohren und Herzen gehört, hatte er mit seinem scharfen Auge erreicht, – die resuscitatio societatis Jesu.
Simpert stand da, als er diese Lästerungen las, gleich als wär’ er versteinert, wie Loth’s Weib. In der Eile versammelte er die Deputation, und that ihr seine Entdeckung kund. Die Aeußerungen der Hochwürdigen Herren waren sehr verschieden. Der eine betete gen Himmel, der andere seufzte, der dritte schäumte, und der vierte jubelte über diese schöne Gelegenheit, einmal ein recht abschreckendes Beyspiel von Strafgerechtigkeit geben zu können. Denn darüber waren sie im Voraus schon alle einverstanden, daß der Malefitzkerl von Priester allerwenigstens eingemauert werden müsse. Als sich aber die Gemüther ein wenig abgekühlt hatten, so wurde beschlossen, im Anfange recht säuberlich mit dem Knaben Absalom zu fahren, und ihm gänzliche
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/239>, abgerufen am 16.07.2024. |