[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.d'Ossan hatte die Rolle der Lady Craven. Natürlich dachten wir aber nun nicht mehr an unser Versprechen. Wir hatten uns desselben blos als eines frommen Betrugs bedient, um den Prinzen in unser Interesse zu verwickeln. Da wir aber seiner nicht mehr bedurften, gaben wir ihm mir guter Art Abschied. Wir machten die Miene, als arbeiteten wir immer fort an der Abdikation; aber im Grunde arbeiteten wir ihr eifrigst entgegen. Denn bey einem Fürsten, der selbst regiert - und das wäre der Fall bey dem Prinzen gewesen - hat die Herrlichkeit der Pfaffen und der Edelleute ein Ende, wie das Beyspiel des Kaisers Joseph lehrt. Der Fürst wurde, auf unsere Veranstaltung, von seinen Unterthanen mit großen Freudenbezeugungen empfangen. In den Dörfern wurde mit allen Glocken geläutet; die Bauern stellten sich unter das Gewehr, die Mädchen streuten Blumen auf den Weg, und die Geistlichen präsentirten das Weihwasser. In der Residenz donnerten uns die Kanonen entgegen, die ganze Stadt war beleuchtet, die sämmtlichen Korporationen übergaben Bewillkommnungsgedichte, d’Ossan hatte die Rolle der Lady Craven. Natürlich dachten wir aber nun nicht mehr an unser Versprechen. Wir hatten uns desselben blos als eines frommen Betrugs bedient, um den Prinzen in unser Interesse zu verwickeln. Da wir aber seiner nicht mehr bedurften, gaben wir ihm mir guter Art Abschied. Wir machten die Miene, als arbeiteten wir immer fort an der Abdikation; aber im Grunde arbeiteten wir ihr eifrigst entgegen. Denn bey einem Fürsten, der selbst regiert – und das wäre der Fall bey dem Prinzen gewesen – hat die Herrlichkeit der Pfaffen und der Edelleute ein Ende, wie das Beyspiel des Kaisers Joseph lehrt. Der Fürst wurde, auf unsere Veranstaltung, von seinen Unterthanen mit großen Freudenbezeugungen empfangen. In den Dörfern wurde mit allen Glocken geläutet; die Bauern stellten sich unter das Gewehr, die Mädchen streuten Blumen auf den Weg, und die Geistlichen präsentirten das Weihwasser. In der Residenz donnerten uns die Kanonen entgegen, die ganze Stadt war beleuchtet, die sämmtlichen Korporationen übergaben Bewillkommnungsgedichte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0205" n="205"/> d’Ossan</hi> hatte die Rolle der <hi rendition="#g">Lady Craven</hi>. Natürlich dachten wir aber nun nicht mehr an unser Versprechen. Wir hatten uns desselben blos als eines frommen Betrugs bedient, um den Prinzen in unser Interesse zu verwickeln. Da wir aber seiner nicht mehr bedurften, gaben wir ihm mir guter Art Abschied. Wir machten die Miene, als arbeiteten wir immer fort an der Abdikation; aber im Grunde arbeiteten wir ihr eifrigst entgegen. Denn bey einem Fürsten, der selbst regiert – und das wäre der Fall bey dem Prinzen gewesen – hat die Herrlichkeit der Pfaffen und der Edelleute ein Ende, wie das Beyspiel des Kaisers Joseph lehrt.</p> <p>Der Fürst wurde, auf unsere Veranstaltung, von seinen Unterthanen mit großen Freudenbezeugungen empfangen. In den Dörfern wurde mit allen Glocken geläutet; die Bauern stellten sich unter das Gewehr, die Mädchen streuten Blumen auf den Weg, und die Geistlichen präsentirten das Weihwasser. In der Residenz donnerten uns die Kanonen entgegen, die ganze Stadt war beleuchtet, die sämmtlichen Korporationen übergaben Bewillkommnungsgedichte, </p> </div> </body> </text> </TEI> [205/0205]
d’Ossan hatte die Rolle der Lady Craven. Natürlich dachten wir aber nun nicht mehr an unser Versprechen. Wir hatten uns desselben blos als eines frommen Betrugs bedient, um den Prinzen in unser Interesse zu verwickeln. Da wir aber seiner nicht mehr bedurften, gaben wir ihm mir guter Art Abschied. Wir machten die Miene, als arbeiteten wir immer fort an der Abdikation; aber im Grunde arbeiteten wir ihr eifrigst entgegen. Denn bey einem Fürsten, der selbst regiert – und das wäre der Fall bey dem Prinzen gewesen – hat die Herrlichkeit der Pfaffen und der Edelleute ein Ende, wie das Beyspiel des Kaisers Joseph lehrt.
Der Fürst wurde, auf unsere Veranstaltung, von seinen Unterthanen mit großen Freudenbezeugungen empfangen. In den Dörfern wurde mit allen Glocken geläutet; die Bauern stellten sich unter das Gewehr, die Mädchen streuten Blumen auf den Weg, und die Geistlichen präsentirten das Weihwasser. In der Residenz donnerten uns die Kanonen entgegen, die ganze Stadt war beleuchtet, die sämmtlichen Korporationen übergaben Bewillkommnungsgedichte,
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