Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Spitze dieser Parthey stand die Fürstinn, und auf ihrem Geleise wandelte der ganze Hof. Auch Lucius hielt es mit ihr, ingleichem Frankenstein. Denn diese Herren begriffen wohl, daß man, wenn die Fürsten zu blosen Privat-Leuten gemacht werden, keiner Hofprediger und keiner Geheimen Räthe mehr bedürfe. Auch hatten sie so ansehnliche Besoldungen, daß es sich wohl der Mühe belohnte, ihre philosophischen Systeme nach denselben zu modificieren.

Die andere Parthey war konsequenter, als die erstere. Sie unterwarf, nach der Vorschrift der neuen Weltverbesserer, alle Dinge dem Urtheile der Vernunft, wollte die Staatsverfassung und Gesetzgebung eben sowohl aufgeklärt wissen, als die Religion, hielt die Revolution in Frankreich für den größten Sieg, den die Philosophie, seit die Welt steht, erfochten haben soll, und fanden es unbegreiflich, daß die erstern in dem Hamburger politischen Journal und in der Neuwieder Zeitung eine Erbauung suchen konnten, die nach ihrer Meynung, doch nur in dem Moniteur und in dem Straßburger Weltboten zu finden stand. Aber auch diese hielten

Spitze dieser Parthey stand die Fürstinn, und auf ihrem Geleise wandelte der ganze Hof. Auch Lucius hielt es mit ihr, ingleichem Frankenstein. Denn diese Herren begriffen wohl, daß man, wenn die Fürsten zu blosen Privat-Leuten gemacht werden, keiner Hofprediger und keiner Geheimen Räthe mehr bedürfe. Auch hatten sie so ansehnliche Besoldungen, daß es sich wohl der Mühe belohnte, ihre philosophischen Systeme nach denselben zu modificieren.

Die andere Parthey war konsequenter, als die erstere. Sie unterwarf, nach der Vorschrift der neuen Weltverbesserer, alle Dinge dem Urtheile der Vernunft, wollte die Staatsverfassung und Gesetzgebung eben sowohl aufgeklärt wissen, als die Religion, hielt die Revolution in Frankreich für den größten Sieg, den die Philosophie, seit die Welt steht, erfochten haben soll, und fanden es unbegreiflich, daß die erstern in dem Hamburger politischen Journal und in der Neuwieder Zeitung eine Erbauung suchen konnten, die nach ihrer Meynung, doch nur in dem Moniteur und in dem Straßburger Weltboten zu finden stand. Aber auch diese hielten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0141" n="141"/>
Spitze dieser Parthey stand die Fürstinn, und auf ihrem Geleise wandelte der ganze Hof. Auch <hi rendition="#g">Lucius</hi> hielt es mit ihr, ingleichem <hi rendition="#g">Frankenstein</hi>. Denn diese Herren begriffen wohl, daß man, wenn die Fürsten zu blosen Privat-Leuten gemacht werden, keiner Hofprediger und keiner Geheimen Räthe mehr bedürfe. Auch hatten sie so ansehnliche Besoldungen, daß es sich wohl der Mühe belohnte, ihre philosophischen Systeme nach denselben zu modificieren.</p>
        <p>Die andere <choice><sic>Parhey</sic><corr>Parthey</corr></choice> war konsequenter, als die erstere. Sie unterwarf, nach der Vorschrift der neuen Weltverbesserer, alle Dinge dem Urtheile der Vernunft, wollte die Staatsverfassung und Gesetzgebung eben sowohl aufgeklärt wissen, als die Religion, hielt die Revolution in Frankreich für den größten Sieg, den die Philosophie, seit die Welt steht, erfochten haben soll, und fanden es unbegreiflich, daß die erstern in dem <hi rendition="#g">Hamburger politischen Journal</hi> und in der <hi rendition="#g">Neuwieder Zeitung</hi> eine Erbauung suchen konnten, die nach ihrer Meynung, doch nur in dem <hi rendition="#aq">Moniteur</hi> und in dem <hi rendition="#g">Straßburger Weltboten</hi> zu finden stand. Aber auch diese hielten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0141] Spitze dieser Parthey stand die Fürstinn, und auf ihrem Geleise wandelte der ganze Hof. Auch Lucius hielt es mit ihr, ingleichem Frankenstein. Denn diese Herren begriffen wohl, daß man, wenn die Fürsten zu blosen Privat-Leuten gemacht werden, keiner Hofprediger und keiner Geheimen Räthe mehr bedürfe. Auch hatten sie so ansehnliche Besoldungen, daß es sich wohl der Mühe belohnte, ihre philosophischen Systeme nach denselben zu modificieren. Die andere Parthey war konsequenter, als die erstere. Sie unterwarf, nach der Vorschrift der neuen Weltverbesserer, alle Dinge dem Urtheile der Vernunft, wollte die Staatsverfassung und Gesetzgebung eben sowohl aufgeklärt wissen, als die Religion, hielt die Revolution in Frankreich für den größten Sieg, den die Philosophie, seit die Welt steht, erfochten haben soll, und fanden es unbegreiflich, daß die erstern in dem Hamburger politischen Journal und in der Neuwieder Zeitung eine Erbauung suchen konnten, die nach ihrer Meynung, doch nur in dem Moniteur und in dem Straßburger Weltboten zu finden stand. Aber auch diese hielten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/141
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/141>, abgerufen am 23.11.2024.