[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.sogleich nach geendigtem Gottesdienst, den weisen Priester zu besuchen. Wir wurden von ihm mit der herzlichsten und unverstelltesten Gefälligkeit aufgenommen. Atabu erklärte ihm die Absicht unsres Besuches, und bat ihn besonders um Erläutrung über die Frage: wie sein Vortrag mit dem, den wir am Morgen des Tages gehört hatten, vereinbar sey? Dadurch veranlaßten wir den zuvorkommenden Mann, zu einer ausführlichen Darstellung des Religionszustandes in seinem Vaterlande, die uns vielleicht niemand treuer und richtiger hätte geben können, als eben er. Wir werden uns am wenigsten von der Wahrheit entfernen, wenn wir Dir, groser Kalefa! seine Schildrung, so weit uns unser Gedächtniß nicht täuscht, mit seinen eignen Worten wieder zu geben suchen. "Vor ungefehr achtzehnhundert Jahren, lebte in einem Lande, das in groser Ferne von uns gegen Morgen liegt, ein weiser Mann, mit den deutlichsten Merkmalen eines göttlichen Berufes ausgerüstet, voll uneigennüziger sogleich nach geendigtem Gottesdienst, den weisen Priester zu besuchen. Wir wurden von ihm mit der herzlichsten und unverstelltesten Gefälligkeit aufgenommen. Atabu erklärte ihm die Absicht unsres Besuches, und bat ihn besonders um Erläutrung über die Frage: wie sein Vortrag mit dem, den wir am Morgen des Tages gehört hatten, vereinbar sey? Dadurch veranlaßten wir den zuvorkommenden Mann, zu einer ausführlichen Darstellung des Religionszustandes in seinem Vaterlande, die uns vielleicht niemand treuer und richtiger hätte geben können, als eben er. Wir werden uns am wenigsten von der Wahrheit entfernen, wenn wir Dir, groser Kalefa! seine Schildrung, so weit uns unser Gedächtniß nicht täuscht, mit seinen eignen Worten wieder zu geben suchen. „Vor ungefehr achtzehnhundert Jahren, lebte in einem Lande, das in groser Ferne von uns gegen Morgen liegt, ein weiser Mann, mit den deutlichsten Merkmalen eines göttlichen Berufes ausgerüstet, voll uneigennüziger <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="51"/> sogleich nach geendigtem Gottesdienst, den weisen Priester zu besuchen.</p> <p>Wir wurden von ihm mit der herzlichsten und unverstelltesten Gefälligkeit aufgenommen. <hi rendition="#g">Atabu</hi> erklärte ihm die Absicht unsres Besuches, und bat ihn besonders um Erläutrung über <hi rendition="#g">die</hi> Frage: wie sein Vortrag mit <hi rendition="#g">dem</hi>, den wir am Morgen des Tages gehört hatten, vereinbar sey? Dadurch veranlaßten wir den zuvorkommenden Mann, zu einer ausführlichen Darstellung des Religionszustandes in seinem Vaterlande, die uns vielleicht niemand treuer und richtiger hätte geben können, als eben er. Wir werden uns am wenigsten von der Wahrheit entfernen, wenn wir <hi rendition="#g">Dir</hi>, groser <hi rendition="#g">Kalefa</hi>! seine Schildrung, so weit uns unser Gedächtniß nicht täuscht, mit seinen eignen Worten wieder zu geben suchen.</p> <p>„Vor ungefehr achtzehnhundert Jahren, lebte in einem Lande, das in groser Ferne von uns gegen Morgen liegt, ein weiser Mann, mit den deutlichsten Merkmalen eines göttlichen Berufes ausgerüstet, voll uneigennüziger </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0055]
sogleich nach geendigtem Gottesdienst, den weisen Priester zu besuchen.
Wir wurden von ihm mit der herzlichsten und unverstelltesten Gefälligkeit aufgenommen. Atabu erklärte ihm die Absicht unsres Besuches, und bat ihn besonders um Erläutrung über die Frage: wie sein Vortrag mit dem, den wir am Morgen des Tages gehört hatten, vereinbar sey? Dadurch veranlaßten wir den zuvorkommenden Mann, zu einer ausführlichen Darstellung des Religionszustandes in seinem Vaterlande, die uns vielleicht niemand treuer und richtiger hätte geben können, als eben er. Wir werden uns am wenigsten von der Wahrheit entfernen, wenn wir Dir, groser Kalefa! seine Schildrung, so weit uns unser Gedächtniß nicht täuscht, mit seinen eignen Worten wieder zu geben suchen.
„Vor ungefehr achtzehnhundert Jahren, lebte in einem Lande, das in groser Ferne von uns gegen Morgen liegt, ein weiser Mann, mit den deutlichsten Merkmalen eines göttlichen Berufes ausgerüstet, voll uneigennüziger
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