[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.
seines Aergers mit geballter Faust vor die Stirne schlug, - wie bedaure ich's, daß Sie nicht ein par Monate später gekommen sind! Sehen Sie, da hab' ich eben eine Reisebeschreibung durch Deutschland in der Arbeit, und die wäre für Sie der sicherste Führer auf ihren Wandrungen gewesen. Sie umfaßt in gedrängter Kürze alles Interessante, was unser Vaterland enthält, und stellt die Quintessenz alles dessen dar, was die neusten Reisenden, Geographen, und Statistiker über Deutschland gesagt haben." "Sie ist also nicht eigentlich Darstellung Ihrer eignen Beobachtungen?" - unterbrach ihn Elafu. "Nichts weniger, fuhr das Männchen fort; - ich habe mich auch in meinem ganzen Leben keine sechs Meilen aus meinem Mittelpunkt bewegt." "Also wäre, versezte Elafu, die Reisebeschreibung eine kleine Täuschung?" "Ja! - sagte das Männchen; - oder wenn Sie lieber wollen, ein frommer Betrug. Sehen Sie, wir Schriftsteller müssen seines Aergers mit geballter Faust vor die Stirne schlug, – wie bedaure ich’s, daß Sie nicht ein par Monate später gekommen sind! Sehen Sie, da hab’ ich eben eine Reisebeschreibung durch Deutschland in der Arbeit, und die wäre für Sie der sicherste Führer auf ihren Wandrungen gewesen. Sie umfaßt in gedrängter Kürze alles Interessante, was unser Vaterland enthält, und stellt die Quintessenz alles dessen dar, was die neusten Reisenden, Geographen, und Statistiker über Deutschland gesagt haben.“ „Sie ist also nicht eigentlich Darstellung Ihrer eignen Beobachtungen?“ – unterbrach ihn Elafu. „Nichts weniger, fuhr das Männchen fort; – ich habe mich auch in meinem ganzen Leben keine sechs Meilen aus meinem Mittelpunkt bewegt.“ „Also wäre, versezte Elafu, die Reisebeschreibung eine kleine Täuschung?“ „Ja! – sagte das Männchen; – oder wenn Sie lieber wollen, ein frommer Betrug. Sehen Sie, wir Schriftsteller müssen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="31"/> seines Aergers mit geballter Faust vor die Stirne schlug, – wie bedaure ich’s, daß Sie nicht ein par Monate später gekommen sind! Sehen Sie, da hab’ ich eben eine Reisebeschreibung durch Deutschland in der Arbeit, und <hi rendition="#g">die</hi> wäre für Sie der sicherste Führer auf ihren Wandrungen gewesen. Sie umfaßt in gedrängter Kürze alles Interessante, was unser Vaterland enthält, und stellt die Quintessenz alles dessen dar, was die neusten Reisenden, Geographen, und Statistiker über Deutschland gesagt haben.“</p> <p>„Sie ist also nicht eigentlich Darstellung Ihrer eignen Beobachtungen?“ – unterbrach ihn <hi rendition="#g">Elafu</hi>.</p> <p>„Nichts weniger, fuhr das Männchen fort; – ich habe mich auch in meinem ganzen Leben keine sechs Meilen aus meinem Mittelpunkt bewegt.“</p> <p>„Also wäre, versezte <hi rendition="#g">Elafu</hi>, die <hi rendition="#g">Reisebeschreibung</hi> eine kleine Täuschung?“</p> <p>„Ja! – sagte das Männchen; – oder wenn Sie lieber wollen, ein frommer Betrug. Sehen Sie, wir Schriftsteller müssen </p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0035]
seines Aergers mit geballter Faust vor die Stirne schlug, – wie bedaure ich’s, daß Sie nicht ein par Monate später gekommen sind! Sehen Sie, da hab’ ich eben eine Reisebeschreibung durch Deutschland in der Arbeit, und die wäre für Sie der sicherste Führer auf ihren Wandrungen gewesen. Sie umfaßt in gedrängter Kürze alles Interessante, was unser Vaterland enthält, und stellt die Quintessenz alles dessen dar, was die neusten Reisenden, Geographen, und Statistiker über Deutschland gesagt haben.“
„Sie ist also nicht eigentlich Darstellung Ihrer eignen Beobachtungen?“ – unterbrach ihn Elafu.
„Nichts weniger, fuhr das Männchen fort; – ich habe mich auch in meinem ganzen Leben keine sechs Meilen aus meinem Mittelpunkt bewegt.“
„Also wäre, versezte Elafu, die Reisebeschreibung eine kleine Täuschung?“
„Ja! – sagte das Männchen; – oder wenn Sie lieber wollen, ein frommer Betrug. Sehen Sie, wir Schriftsteller müssen
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| Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/35>, abgerufen am 25.11.2024. |
