[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.Zustand seines Vaterlandes, und konnten die Stärke und Kühnheit nicht genug bewundern, womit sich dieser ausgezeichnete Kopf, von den Vorurteilen seiner Landsleute und Zeitgenossen los gemacht hatte. Dieser talentvolle, gefällige Mann, kam des andern Tages früh auf unser Zimmer, und lud uns zu einer - wie er sich ausdrükte - akademischen Komödie ein, die, es uns nicht reuen würde, mit angesehen zu haben. Der akademische Senat, sagte er, schafft heute einen Doktor der Heilkunde, das heißt, er erteilt einem unsrer Zögling die Erlaubniß, das Gewerbe eines Arztes zu treiben. Seine Würdigkeit ein Zunftgenosse seiner Lehrer zu werden, muß er dadurch an den Tag legen, daß er eine Schrift, von den Krankheiten des Magens, gegen die Einwürfe, die darwider gemacht werden, verteidiget. Da können Sie sich nun, wenn Sie wollen, selbst in den Streit mischen, oder falls Sie den Frieden lieben, blose Zuschauer bei demselben seyn." Zustand seines Vaterlandes, und konnten die Stärke und Kühnheit nicht genug bewundern, womit sich dieser ausgezeichnete Kopf, von den Vorurteilen seiner Landsleute und Zeitgenossen los gemacht hatte. Dieser talentvolle, gefällige Mann, kam des andern Tages früh auf unser Zimmer, und lud uns zu einer – wie er sich ausdrükte – akademischen Komödie ein, die, es uns nicht reuen würde, mit angesehen zu haben. Der akademische Senat, sagte er, schafft heute einen Doktor der Heilkunde, das heißt, er erteilt einem unsrer Zögling die Erlaubniß, das Gewerbe eines Arztes zu treiben. Seine Würdigkeit ein Zunftgenosse seiner Lehrer zu werden, muß er dadurch an den Tag legen, daß er eine Schrift, von den Krankheiten des Magens, gegen die Einwürfe, die darwider gemacht werden, verteidiget. Da können Sie sich nun, wenn Sie wollen, selbst in den Streit mischen, oder falls Sie den Frieden lieben, blose Zuschauer bei demselben seyn.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0226" n="222"/> Zustand seines Vaterlandes, und konnten die Stärke und Kühnheit nicht genug bewundern, womit sich dieser ausgezeichnete Kopf, von den Vorurteilen seiner Landsleute und Zeitgenossen los gemacht hatte.</p> <p>Dieser talentvolle, gefällige Mann, kam des andern Tages früh auf unser Zimmer, und lud uns zu einer – wie er sich ausdrükte – <hi rendition="#g">akademischen Komödie</hi> ein, die, es uns nicht reuen würde, mit angesehen zu haben. Der akademische Senat, sagte er, schafft heute einen <hi rendition="#g">Doktor der Heilkunde</hi>, das heißt, er erteilt einem unsrer Zögling die Erlaubniß, das Gewerbe eines Arztes zu treiben. Seine Würdigkeit ein Zunftgenosse seiner Lehrer zu werden, muß er dadurch an den Tag legen, daß er eine Schrift, von den Krankheiten des Magens, gegen die Einwürfe, die darwider gemacht werden, verteidiget. Da können Sie sich nun, wenn Sie wollen, selbst in den Streit mischen, oder falls Sie den Frieden lieben, blose Zuschauer bei demselben seyn.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [222/0226]
Zustand seines Vaterlandes, und konnten die Stärke und Kühnheit nicht genug bewundern, womit sich dieser ausgezeichnete Kopf, von den Vorurteilen seiner Landsleute und Zeitgenossen los gemacht hatte.
Dieser talentvolle, gefällige Mann, kam des andern Tages früh auf unser Zimmer, und lud uns zu einer – wie er sich ausdrükte – akademischen Komödie ein, die, es uns nicht reuen würde, mit angesehen zu haben. Der akademische Senat, sagte er, schafft heute einen Doktor der Heilkunde, das heißt, er erteilt einem unsrer Zögling die Erlaubniß, das Gewerbe eines Arztes zu treiben. Seine Würdigkeit ein Zunftgenosse seiner Lehrer zu werden, muß er dadurch an den Tag legen, daß er eine Schrift, von den Krankheiten des Magens, gegen die Einwürfe, die darwider gemacht werden, verteidiget. Da können Sie sich nun, wenn Sie wollen, selbst in den Streit mischen, oder falls Sie den Frieden lieben, blose Zuschauer bei demselben seyn.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/226 |
Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/226>, abgerufen am 28.07.2024. |