[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.herrschte grose Stille in dem Sale. Einige wenige steckten die Köpfe in einander, und flüsterten sich uns unverständliche Worte in die Ohren. Plözlich lief ein Diener mitten durch den Sal, - wir hörten eine Stimme: "Laßt uns alles wagen für unsre Rechte, und nicht ein Har breit dem Bürgerpacke aus dem Wege gehen." - Eine hohe Porte uns gegen über öfnete sich, - und wol zwanzig Männer in schwarzen Kleidern traten herein. Die Thüre gieng wieder zu, einer von den schwarzen Männern stellte sich in die Mitte des Sals, und fieng an zu sprechen: "Heute, sprach er, ist es das neunte mal, daß wir hier im Namen der gesammten Bürgerschaft erscheinen, und um Lindrung unsrer Klagen, und Abstellung der eingerissen Mißbräuche bitten. Man hat uns bisher mit leren Tröstungen geäfft, und unsrer lezten Deputation hat man gar mit Arrest und Zuchthausstrafe gedroht. Daß wir aber solche Drohungen - wie sie es verdienen - mit Verachtung ansehen, beweist herrschte grose Stille in dem Sale. Einige wenige steckten die Köpfe in einander, und flüsterten sich uns unverständliche Worte in die Ohren. Plözlich lief ein Diener mitten durch den Sal, – wir hörten eine Stimme: „Laßt uns alles wagen für unsre Rechte, und nicht ein Har breit dem Bürgerpacke aus dem Wege gehen.“ – Eine hohe Porte uns gegen über öfnete sich, – und wol zwanzig Männer in schwarzen Kleidern traten herein. Die Thüre gieng wieder zu, einer von den schwarzen Männern stellte sich in die Mitte des Sals, und fieng an zu sprechen: „Heute, sprach er, ist es das neunte mal, daß wir hier im Namen der gesammten Bürgerschaft erscheinen, und um Lindrung unsrer Klagen, und Abstellung der eingerissen Mißbräuche bitten. Man hat uns bisher mit leren Tröstungen geäfft, und unsrer lezten Deputation hat man gar mit Arrest und Zuchthausstrafe gedroht. Daß wir aber solche Drohungen – wie sie es verdienen – mit Verachtung ansehen, beweist <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0207" n="203"/> herrschte grose Stille in dem Sale. Einige wenige steckten die Köpfe in einander, und flüsterten sich uns unverständliche Worte in die Ohren. Plözlich lief ein Diener mitten durch den Sal, – wir hörten eine Stimme: „Laßt uns alles wagen für unsre Rechte, und nicht ein Har breit dem Bürgerpacke aus dem Wege gehen.“ – Eine hohe Porte uns gegen über öfnete sich, – und wol zwanzig Männer in schwarzen Kleidern traten herein. Die Thüre gieng wieder zu, einer von den schwarzen Männern stellte sich in die Mitte des Sals, und fieng an zu sprechen:</p> <p>„Heute, sprach er, ist es das neunte mal, daß wir hier im Namen der gesammten Bürgerschaft erscheinen, und um Lindrung unsrer Klagen, und Abstellung der eingerissen Mißbräuche bitten. Man hat uns bisher mit leren Tröstungen geäfft, und unsrer lezten Deputation hat man gar mit Arrest und Zuchthausstrafe gedroht. Daß wir aber solche Drohungen – wie sie es verdienen – mit Verachtung ansehen, beweist </p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0207]
herrschte grose Stille in dem Sale. Einige wenige steckten die Köpfe in einander, und flüsterten sich uns unverständliche Worte in die Ohren. Plözlich lief ein Diener mitten durch den Sal, – wir hörten eine Stimme: „Laßt uns alles wagen für unsre Rechte, und nicht ein Har breit dem Bürgerpacke aus dem Wege gehen.“ – Eine hohe Porte uns gegen über öfnete sich, – und wol zwanzig Männer in schwarzen Kleidern traten herein. Die Thüre gieng wieder zu, einer von den schwarzen Männern stellte sich in die Mitte des Sals, und fieng an zu sprechen:
„Heute, sprach er, ist es das neunte mal, daß wir hier im Namen der gesammten Bürgerschaft erscheinen, und um Lindrung unsrer Klagen, und Abstellung der eingerissen Mißbräuche bitten. Man hat uns bisher mit leren Tröstungen geäfft, und unsrer lezten Deputation hat man gar mit Arrest und Zuchthausstrafe gedroht. Daß wir aber solche Drohungen – wie sie es verdienen – mit Verachtung ansehen, beweist
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/207>, abgerufen am 27.07.2024. |