Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Lehnlakai. Weit gefehlt, Herr Philosoph! Sind Sie denn noch so sehr Fremdling auf der Erde. Daß Sie nicht wissen sollten, daß die Wagschale des Zufalls, die des Verdienstes auf unserm Planeten, bei weitem in die Höhe schnellt? - Wir wollten noch die Gerechtigkeit unsrer Obern preisen, wenn sie nur die grauen Hare streng zur Bedingung der Versorgungen machten: denn es ist doch billig, daß man bei ziemlicher Gleichheit des Verdienstes, den alten Kandidaten vor dem jungen berathe. Aber, du lieber Gott! - Geld, Geld - meine Herren! regiert die Welt!

Elafu. Ich sehe im Ernst nicht, wie das Geld mit der Anstellung eines Dieners des Stats zusammenhängt?

Lehnlakai. Wollen wir deutsch von der Farbe sprechen! - Sie müssen wissen, meine Herren! daß bei uns alle vakanten Dienste des States im Aufstrich verkauft werden. Wer dem Minister die höchste Summe anbeut, erlangt den Preis. Das wird Ihnen der Herr Kandidat hier, wenn er anders offenherzig seyn will, am besten sagen können.

Lehnlakai. Weit gefehlt, Herr Philosoph! Sind Sie denn noch so sehr Fremdling auf der Erde. Daß Sie nicht wissen sollten, daß die Wagschale des Zufalls, die des Verdienstes auf unserm Planeten, bei weitem in die Höhe schnellt? – Wir wollten noch die Gerechtigkeit unsrer Obern preisen, wenn sie nur die grauen Hare streng zur Bedingung der Versorgungen machten: denn es ist doch billig, daß man bei ziemlicher Gleichheit des Verdienstes, den alten Kandidaten vor dem jungen berathe. Aber, du lieber Gott! – Geld, Geld – meine Herren! regiert die Welt!

Elafu. Ich sehe im Ernst nicht, wie das Geld mit der Anstellung eines Dieners des Stats zusammenhängt?

Lehnlakai. Wollen wir deutsch von der Farbe sprechen! – Sie müssen wissen, meine Herren! daß bei uns alle vakanten Dienste des States im Aufstrich verkauft werden. Wer dem Minister die höchste Summe anbeut, erlangt den Preis. Das wird Ihnen der Herr Kandidat hier, wenn er anders offenherzig seyn will, am besten sagen können.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0162" n="158"/>
        <p><hi rendition="#g">Lehnlakai</hi>. Weit gefehlt, Herr Philosoph! Sind Sie denn noch so sehr Fremdling auf der Erde. Daß Sie nicht wissen sollten, daß die Wagschale des Zufalls, die des Verdienstes auf unserm Planeten, bei weitem in die Höhe schnellt? &#x2013; Wir wollten noch die Gerechtigkeit unsrer Obern preisen, wenn sie nur die grauen Hare streng zur Bedingung der Versorgungen machten: denn es ist doch billig, daß man bei ziemlicher Gleichheit des Verdienstes, den alten Kandidaten vor dem jungen berathe. Aber, du lieber Gott! &#x2013; Geld, Geld &#x2013; meine Herren! regiert die Welt!</p>
        <p><hi rendition="#g">Elafu</hi>. Ich sehe im Ernst nicht, wie das Geld mit der Anstellung eines Dieners des Stats zusammenhängt?</p>
        <p><hi rendition="#g">Lehnlakai</hi>. Wollen wir deutsch von der Farbe sprechen! &#x2013; Sie müssen wissen, meine Herren! daß bei uns alle vakanten Dienste des States im Aufstrich verkauft werden. Wer dem Minister die höchste Summe anbeut, erlangt den Preis. Das wird Ihnen der Herr Kandidat hier, wenn er anders offenherzig seyn will, am besten sagen können.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0162] Lehnlakai. Weit gefehlt, Herr Philosoph! Sind Sie denn noch so sehr Fremdling auf der Erde. Daß Sie nicht wissen sollten, daß die Wagschale des Zufalls, die des Verdienstes auf unserm Planeten, bei weitem in die Höhe schnellt? – Wir wollten noch die Gerechtigkeit unsrer Obern preisen, wenn sie nur die grauen Hare streng zur Bedingung der Versorgungen machten: denn es ist doch billig, daß man bei ziemlicher Gleichheit des Verdienstes, den alten Kandidaten vor dem jungen berathe. Aber, du lieber Gott! – Geld, Geld – meine Herren! regiert die Welt! Elafu. Ich sehe im Ernst nicht, wie das Geld mit der Anstellung eines Dieners des Stats zusammenhängt? Lehnlakai. Wollen wir deutsch von der Farbe sprechen! – Sie müssen wissen, meine Herren! daß bei uns alle vakanten Dienste des States im Aufstrich verkauft werden. Wer dem Minister die höchste Summe anbeut, erlangt den Preis. Das wird Ihnen der Herr Kandidat hier, wenn er anders offenherzig seyn will, am besten sagen können.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/162
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/162>, abgerufen am 25.11.2024.