Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

sie aufhebt, um zu strafen, wieder nieder, weil er jedesmal befürchtet, eine Ungerechtigkeit zu begehen; - und seine Kurzsichtigkeit und Zuversicht zu allen Menschen, läßt Heuchlern und Betrügern weiten Raum ihn zu hintergehen, und seine Güte zu mißbrauchen. Er bestättigt durch sein Beispiel eine alte Bemerkung, die man in unserm Lande oft schon gemacht hat, daß nämlich Schwäche auf dem Throne, für den bessern Teil der Bürger des Stats weit drükender sey, als Härte und Strenge."

Religiosität ist der Hauptzug im Charakter unsres Fürsten, ein feiner, reizender, vielversprechender Zug, dem aber nur aufgeklärte Grundsäze seine wahre Schönheit erteilen: denn ohne diese, kann er unter gewissen Umständen, noch weit häßlicher und abscheulicher werden, als selbst die dreisteste, entschiedenste Irreligiosität. Es wäre Lästerung, wenn ich den religiösen Sinn unsres guten Fürsten so tief herabwürdigen wollte; indeß ist er aber doch mehr Schwärmerei als reine, deutliche Ueberzeugung, und nicht sowohl,

sie aufhebt, um zu strafen, wieder nieder, weil er jedesmal befürchtet, eine Ungerechtigkeit zu begehen; – und seine Kurzsichtigkeit und Zuversicht zu allen Menschen, läßt Heuchlern und Betrügern weiten Raum ihn zu hintergehen, und seine Güte zu mißbrauchen. Er bestättigt durch sein Beispiel eine alte Bemerkung, die man in unserm Lande oft schon gemacht hat, daß nämlich Schwäche auf dem Throne, für den bessern Teil der Bürger des Stats weit drükender sey, als Härte und Strenge.“

Religiosität ist der Hauptzug im Charakter unsres Fürsten, ein feiner, reizender, vielversprechender Zug, dem aber nur aufgeklärte Grundsäze seine wahre Schönheit erteilen: denn ohne diese, kann er unter gewissen Umständen, noch weit häßlicher und abscheulicher werden, als selbst die dreisteste, entschiedenste Irreligiosität. Es wäre Lästerung, wenn ich den religiösen Sinn unsres guten Fürsten so tief herabwürdigen wollte; indeß ist er aber doch mehr Schwärmerei als reine, deutliche Ueberzeugung, und nicht sowohl,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="145"/>
sie aufhebt, um zu strafen, wieder nieder, weil er jedesmal befürchtet, eine Ungerechtigkeit zu begehen; &#x2013; und seine Kurzsichtigkeit und Zuversicht zu allen Menschen, läßt Heuchlern und Betrügern weiten Raum ihn zu hintergehen, und seine Güte zu mißbrauchen. Er bestättigt durch sein Beispiel eine alte Bemerkung, die man in unserm Lande oft schon gemacht hat, daß nämlich Schwäche auf dem Throne, für den bessern Teil der Bürger des Stats weit drükender sey, als Härte und Strenge.&#x201C;</p>
        <p>Religiosität ist der Hauptzug im Charakter unsres Fürsten, ein feiner, reizender, vielversprechender Zug, dem aber nur aufgeklärte Grundsäze seine wahre Schönheit erteilen: denn ohne diese, kann er unter gewissen Umständen, noch weit häßlicher und abscheulicher werden, als selbst die dreisteste, entschiedenste Irreligiosität. Es wäre Lästerung, wenn ich den religiösen Sinn unsres guten Fürsten so tief herabwürdigen wollte; indeß ist er aber doch mehr Schwärmerei als reine, deutliche Ueberzeugung, und nicht sowohl,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0149] sie aufhebt, um zu strafen, wieder nieder, weil er jedesmal befürchtet, eine Ungerechtigkeit zu begehen; – und seine Kurzsichtigkeit und Zuversicht zu allen Menschen, läßt Heuchlern und Betrügern weiten Raum ihn zu hintergehen, und seine Güte zu mißbrauchen. Er bestättigt durch sein Beispiel eine alte Bemerkung, die man in unserm Lande oft schon gemacht hat, daß nämlich Schwäche auf dem Throne, für den bessern Teil der Bürger des Stats weit drükender sey, als Härte und Strenge.“ Religiosität ist der Hauptzug im Charakter unsres Fürsten, ein feiner, reizender, vielversprechender Zug, dem aber nur aufgeklärte Grundsäze seine wahre Schönheit erteilen: denn ohne diese, kann er unter gewissen Umständen, noch weit häßlicher und abscheulicher werden, als selbst die dreisteste, entschiedenste Irreligiosität. Es wäre Lästerung, wenn ich den religiösen Sinn unsres guten Fürsten so tief herabwürdigen wollte; indeß ist er aber doch mehr Schwärmerei als reine, deutliche Ueberzeugung, und nicht sowohl,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/149
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/149>, abgerufen am 03.12.2024.