Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Tische sasen, eine heftige Predigt über das Thema zu halten, daß man da nichts als Unheil und Verderben erwarten dürfe, wo die Erziehung der Jugend verdorbnen Kaufleuten, oder lahmen Invaliden, oder ausgetrockneten Kaffeeschenken, oder ehrlosen Lakayen anvertraut werde. Atabu bewies ihm aber, wie zwecklos seine Demonstrationen an dem gegenwärtigen Orte seyen, und welch' verdrüßliche Folgen die Verkündigung der Wahrheit vor tauben Ohren, oft nach sich ziehe. Auf das brach er ab, und ergos seinen Unwillen in unverständlichen Tönen in die hole Hand. Bald aber begann sein Murmeln wieder laut und verständlich zu werden, da nämlich der Prediger anfieng die Kandidaten aus der Religion zu examiniren. Es dürfte schwer gewesen seyn zu unterscheiden, wer der unwissendere Theil war, der Examinator oder die zitternden Examinanden; wenigstens schienen die meisten Fragen eben so widersinnig als die Antworten, nur daß die leztern seltner waren, als die erstern. Die Prüfung war bald vorüber. Man stimmte, und der

Tische sasen, eine heftige Predigt über das Thema zu halten, daß man da nichts als Unheil und Verderben erwarten dürfe, wo die Erziehung der Jugend verdorbnen Kaufleuten, oder lahmen Invaliden, oder ausgetrockneten Kaffeeschenken, oder ehrlosen Lakayen anvertraut werde. Atabu bewies ihm aber, wie zwecklos seine Demonstrationen an dem gegenwärtigen Orte seyen, und welch’ verdrüßliche Folgen die Verkündigung der Wahrheit vor tauben Ohren, oft nach sich ziehe. Auf das brach er ab, und ergos seinen Unwillen in unverständlichen Tönen in die hole Hand. Bald aber begann sein Murmeln wieder laut und verständlich zu werden, da nämlich der Prediger anfieng die Kandidaten aus der Religion zu examiniren. Es dürfte schwer gewesen seyn zu unterscheiden, wer der unwissendere Theil war, der Examinator oder die zitternden Examinanden; wenigstens schienen die meisten Fragen eben so widersinnig als die Antworten, nur daß die leztern seltner waren, als die erstern. Die Prüfung war bald vorüber. Man stimmte, und der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="111"/>
Tische sasen, eine heftige Predigt über das Thema zu halten, daß man da nichts als Unheil und Verderben erwarten dürfe, wo die Erziehung der Jugend verdorbnen Kaufleuten, oder lahmen Invaliden, oder ausgetrockneten Kaffeeschenken, oder ehrlosen Lakayen anvertraut werde. <hi rendition="#g">Atabu</hi> bewies ihm aber, wie zwecklos seine Demonstrationen an dem gegenwärtigen Orte seyen, und welch&#x2019; verdrüßliche Folgen die Verkündigung der Wahrheit vor tauben Ohren, oft nach sich ziehe. Auf das brach er ab, und ergos seinen Unwillen in unverständlichen Tönen in die hole Hand. Bald aber begann sein Murmeln wieder laut und verständlich zu werden, da nämlich der Prediger anfieng die Kandidaten aus der Religion zu examiniren. Es dürfte schwer gewesen seyn zu unterscheiden, wer der unwissendere Theil war, der Examinator oder die zitternden Examinanden; wenigstens schienen die meisten Fragen eben so widersinnig als die Antworten, nur daß die leztern seltner waren, als die erstern. Die Prüfung war bald vorüber. Man stimmte, und der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0115] Tische sasen, eine heftige Predigt über das Thema zu halten, daß man da nichts als Unheil und Verderben erwarten dürfe, wo die Erziehung der Jugend verdorbnen Kaufleuten, oder lahmen Invaliden, oder ausgetrockneten Kaffeeschenken, oder ehrlosen Lakayen anvertraut werde. Atabu bewies ihm aber, wie zwecklos seine Demonstrationen an dem gegenwärtigen Orte seyen, und welch’ verdrüßliche Folgen die Verkündigung der Wahrheit vor tauben Ohren, oft nach sich ziehe. Auf das brach er ab, und ergos seinen Unwillen in unverständlichen Tönen in die hole Hand. Bald aber begann sein Murmeln wieder laut und verständlich zu werden, da nämlich der Prediger anfieng die Kandidaten aus der Religion zu examiniren. Es dürfte schwer gewesen seyn zu unterscheiden, wer der unwissendere Theil war, der Examinator oder die zitternden Examinanden; wenigstens schienen die meisten Fragen eben so widersinnig als die Antworten, nur daß die leztern seltner waren, als die erstern. Die Prüfung war bald vorüber. Man stimmte, und der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/115
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/115>, abgerufen am 18.05.2024.