[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.mußten sie sich trollen, und dieß wäre Ihr Los gewesen, wenn ganz Deutschland seine Stimme zum Lobe Ihres Verdienstes erhoben hätte. - Verstehen Sie nun, meine Herren! was hier zu Lande Adel heißt?" "Dank Ihnen, für Ihre Erklärung, erwiederte Elafu. Nun kann ich, wahrlich! meines Grams über unsre Hinwegweisung aus dem Zirkel der Edlen, gar leicht Meister werden. Wir würden kaum etwas gewonnen haben, wenn uns der Herr mit dem Stern seinen Genossen vorgeführt hätte: Denn wo der ganze Geist einer Verfassung auf die Erstickung des wahren Verdienstes und die Krönung des scheinbaren hinzuzielen scheint, da läßt sich wenig Kraft, wenig Anstrengung und wenig nüzliche Thätigkeit erwarten. Aber in der That, das gröste Paradoxon, das ich je gehört habe: die Geburt adelt den Menschen." "Ja wol ein groses Paradoxon, sezte Atabu hinzu, zumal da der Grund des Vorzugs so unzuverläßig ist. Denn es steht Niemanden an seiner Stirne geschrieben, welcher mußten sie sich trollen, und dieß wäre Ihr Los gewesen, wenn ganz Deutschland seine Stimme zum Lobe Ihres Verdienstes erhoben hätte. – Verstehen Sie nun, meine Herren! was hier zu Lande Adel heißt?“ „Dank Ihnen, für Ihre Erklärung, erwiederte Elafu. Nun kann ich, wahrlich! meines Grams über unsre Hinwegweisung aus dem Zirkel der Edlen, gar leicht Meister werden. Wir würden kaum etwas gewonnen haben, wenn uns der Herr mit dem Stern seinen Genossen vorgeführt hätte: Denn wo der ganze Geist einer Verfassung auf die Erstickung des wahren Verdienstes und die Krönung des scheinbaren hinzuzielen scheint, da läßt sich wenig Kraft, wenig Anstrengung und wenig nüzliche Thätigkeit erwarten. Aber in der That, das gröste Paradoxon, das ich je gehört habe: die Geburt adelt den Menschen.“ „Ja wol ein groses Paradoxon, sezte Atabu hinzu, zumal da der Grund des Vorzugs so unzuverläßig ist. Denn es steht Niemanden an seiner Stirne geschrieben, welcher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110" n="106"/> mußten sie sich trollen, und dieß wäre Ihr Los gewesen, wenn ganz <hi rendition="#g">Deutschland</hi> seine Stimme zum Lobe Ihres Verdienstes erhoben hätte. – Verstehen Sie nun, meine Herren! was hier zu Lande <hi rendition="#g">Adel</hi> heißt?“</p> <p>„Dank Ihnen, für Ihre Erklärung, erwiederte <hi rendition="#g">Elafu</hi>. Nun kann ich, wahrlich! meines Grams über unsre Hinwegweisung aus dem Zirkel der Edlen, gar leicht Meister werden. Wir würden kaum etwas gewonnen haben, wenn uns der Herr mit dem Stern seinen Genossen vorgeführt hätte: Denn wo der ganze Geist einer Verfassung auf die Erstickung des wahren Verdienstes und die Krönung des scheinbaren hinzuzielen scheint, da läßt sich wenig Kraft, wenig Anstrengung und wenig nüzliche Thätigkeit erwarten. Aber in der That, das gröste Paradoxon, das ich je gehört habe: die Geburt adelt den Menschen.“</p> <p>„Ja wol ein groses Paradoxon, sezte <hi rendition="#g">Atabu</hi> hinzu, zumal da der Grund des Vorzugs so unzuverläßig ist. Denn es steht Niemanden an seiner Stirne geschrieben, welcher </p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0110]
mußten sie sich trollen, und dieß wäre Ihr Los gewesen, wenn ganz Deutschland seine Stimme zum Lobe Ihres Verdienstes erhoben hätte. – Verstehen Sie nun, meine Herren! was hier zu Lande Adel heißt?“
„Dank Ihnen, für Ihre Erklärung, erwiederte Elafu. Nun kann ich, wahrlich! meines Grams über unsre Hinwegweisung aus dem Zirkel der Edlen, gar leicht Meister werden. Wir würden kaum etwas gewonnen haben, wenn uns der Herr mit dem Stern seinen Genossen vorgeführt hätte: Denn wo der ganze Geist einer Verfassung auf die Erstickung des wahren Verdienstes und die Krönung des scheinbaren hinzuzielen scheint, da läßt sich wenig Kraft, wenig Anstrengung und wenig nüzliche Thätigkeit erwarten. Aber in der That, das gröste Paradoxon, das ich je gehört habe: die Geburt adelt den Menschen.“
„Ja wol ein groses Paradoxon, sezte Atabu hinzu, zumal da der Grund des Vorzugs so unzuverläßig ist. Denn es steht Niemanden an seiner Stirne geschrieben, welcher
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/110>, abgerufen am 27.07.2024. |