Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.
Nacken gepakt, und eine derbe Maulschelle plazte auf mein Angesicht. "Wehrt euch, Schulmeister! das ist die vertrackte Exmagisterinn!" rief die Madame Sigmund aus dem nächsten Fenster. Ich hielt das rasende Weib mit straffem Arm fest. Aber unversehens hatte sie sich losgeschnellt, riß mir die Perücke vom Kopfe, und fieng an sie zu zerfetzen. "Um Gottes willen nicht, liebe Frau! rief ich in jämmerlichem Tone, sie gehört dem Herrn Spezial!" Ich schlug meine Augen auf, und siehe, meine Appel, im blossen Hemd, hatte mich um den Hals gefaßt. "Rette doch die Perücke, Appel!" schrye ich überlaut. "Ums Himmels willen, Sebastian! bist du rasend?" sagte sie. Nacken gepakt, und eine derbe Maulschelle plazte auf mein Angesicht. „Wehrt euch, Schulmeister! das ist die vertrackte Exmagisterinn!“ rief die Madame Sigmund aus dem nächsten Fenster. Ich hielt das rasende Weib mit straffem Arm fest. Aber unversehens hatte sie sich losgeschnellt, riß mir die Perücke vom Kopfe, und fieng an sie zu zerfetzen. „Um Gottes willen nicht, liebe Frau! rief ich in jämmerlichem Tone, sie gehört dem Herrn Spezial!“ Ich schlug meine Augen auf, und siehe, meine Appel, im blossen Hemd, hatte mich um den Hals gefaßt. „Rette doch die Perücke, Appel!“ schrye ich überlaut. „Ums Himmels willen, Sebastian! bist du rasend?“ sagte sie. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="54"/> Nacken gepakt, und eine derbe Maulschelle plazte auf mein Angesicht.</p> <p>„Wehrt euch, Schulmeister! das ist die vertrackte Exmagisterinn!“ rief die Madame <hi rendition="#g">Sigmund</hi> aus dem nächsten Fenster.</p> <p>Ich hielt das rasende Weib mit straffem Arm fest. Aber unversehens hatte sie sich losgeschnellt, riß mir die Perücke vom Kopfe, und fieng an sie zu zerfetzen.</p> <p>„Um Gottes willen nicht, liebe Frau! rief ich in jämmerlichem Tone, sie gehört dem Herrn Spezial!“</p> <p>Ich schlug meine Augen auf, und siehe, meine <hi rendition="#g">Appel</hi>, im blossen Hemd, hatte mich um den Hals gefaßt.</p> <p>„Rette doch die Perücke, <hi rendition="#g">Appel</hi>!“ schrye ich überlaut.</p> <p>„Ums Himmels willen, Sebastian! bist du rasend?“ sagte sie.</p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0054]
Nacken gepakt, und eine derbe Maulschelle plazte auf mein Angesicht.
„Wehrt euch, Schulmeister! das ist die vertrackte Exmagisterinn!“ rief die Madame Sigmund aus dem nächsten Fenster.
Ich hielt das rasende Weib mit straffem Arm fest. Aber unversehens hatte sie sich losgeschnellt, riß mir die Perücke vom Kopfe, und fieng an sie zu zerfetzen.
„Um Gottes willen nicht, liebe Frau! rief ich in jämmerlichem Tone, sie gehört dem Herrn Spezial!“
Ich schlug meine Augen auf, und siehe, meine Appel, im blossen Hemd, hatte mich um den Hals gefaßt.
„Rette doch die Perücke, Appel!“ schrye ich überlaut.
„Ums Himmels willen, Sebastian! bist du rasend?“ sagte sie.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/54 |
| Zitationshilfe: | Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/54>, abgerufen am 01.05.2024. |
