Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.Doch richtet nicht vor der Zeit, meine lieben Leser! - Freylich ist es noch nicht gar lange, daß ich den festen Entschluß gefaßt habe, nicht mehr öffentlich zu sprechen, und eher die Alb und den Schwarzwald einstürzen zu lassen, als meine Feder wieder zu ergreifen. Die Ursache dieses Entschlusses ist euch allen bekannt, und mein Hans Willibald Panzhaaf hat euch von dem jämmerlichen Zustande, in den ich durch die Thränen des wirtembergischen Jeremias versezt worden bin, ein so rührendes Gemählde insinuirt, daß euch nichts begreiflicher seyn kann, als die Entstehung jenes Entschlusses. Allein die Umstände haben sich unterdessen geändert, und ich komme in meiner philosophischen Bekehrung dem Durchbruche immer näher, so daß ich anfange, an den Punkt zu gelangen, auf dem man im Stande ist, alle Urtheile der Welt zu verachten. Hierinn bestärkt mich nichts mehr, als die vielen Beyspiele von demselben Sinne, die selbst unsre vaterländische historia litteraria suppeditirt. Wer nicht gegen Real- Doch richtet nicht vor der Zeit, meine lieben Leser! – Freylich ist es noch nicht gar lange, daß ich den festen Entschluß gefaßt habe, nicht mehr öffentlich zu sprechen, und eher die Alb und den Schwarzwald einstürzen zu lassen, als meine Feder wieder zu ergreifen. Die Ursache dieses Entschlusses ist euch allen bekannt, und mein Hans Willibald Panzhaaf hat euch von dem jämmerlichen Zustande, in den ich durch die Thränen des wirtembergischen Jeremias versezt worden bin, ein so rührendes Gemählde insinuirt, daß euch nichts begreiflicher seyn kann, als die Entstehung jenes Entschlusses. Allein die Umstände haben sich unterdessen geändert, und ich komme in meiner philosophischen Bekehrung dem Durchbruche immer näher, so daß ich anfange, an den Punkt zu gelangen, auf dem man im Stande ist, alle Urtheile der Welt zu verachten. Hierinn bestärkt mich nichts mehr, als die vielen Beyspiele von demselben Sinne, die selbst unsre vaterländische historia litteraria suppeditirt. Wer nicht gegen Real- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0005" n="5"/> <p>Doch richtet nicht vor der Zeit, meine lieben Leser! – Freylich ist es noch nicht gar lange, daß ich den festen Entschluß gefaßt habe, nicht mehr öffentlich zu sprechen, und eher die <hi rendition="#g">Alb</hi> und den <hi rendition="#g">Schwarzwald</hi> einstürzen zu lassen, als meine Feder wieder zu ergreifen. Die Ursache dieses Entschlusses ist euch allen bekannt, und mein <hi rendition="#g">Hans Willibald Panzhaaf</hi> hat euch von dem jämmerlichen Zustande, in den ich durch die Thränen des wirtembergischen <hi rendition="#g">Jeremias</hi> versezt worden bin, ein so rührendes Gemählde insinuirt, daß euch nichts begreiflicher seyn kann, als die Entstehung jenes Entschlusses. Allein die Umstände haben sich unterdessen geändert, und ich komme in meiner philosophischen Bekehrung dem Durchbruche immer näher, so daß ich anfange, an den Punkt zu gelangen, auf dem man im Stande ist, alle Urtheile der Welt zu verachten. Hierinn bestärkt mich nichts mehr, als die vielen Beyspiele von demselben Sinne, die selbst unsre vaterländische <hi rendition="#aq">historia litteraria</hi> suppeditirt. Wer nicht gegen Real- </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Doch richtet nicht vor der Zeit, meine lieben Leser! – Freylich ist es noch nicht gar lange, daß ich den festen Entschluß gefaßt habe, nicht mehr öffentlich zu sprechen, und eher die Alb und den Schwarzwald einstürzen zu lassen, als meine Feder wieder zu ergreifen. Die Ursache dieses Entschlusses ist euch allen bekannt, und mein Hans Willibald Panzhaaf hat euch von dem jämmerlichen Zustande, in den ich durch die Thränen des wirtembergischen Jeremias versezt worden bin, ein so rührendes Gemählde insinuirt, daß euch nichts begreiflicher seyn kann, als die Entstehung jenes Entschlusses. Allein die Umstände haben sich unterdessen geändert, und ich komme in meiner philosophischen Bekehrung dem Durchbruche immer näher, so daß ich anfange, an den Punkt zu gelangen, auf dem man im Stande ist, alle Urtheile der Welt zu verachten. Hierinn bestärkt mich nichts mehr, als die vielen Beyspiele von demselben Sinne, die selbst unsre vaterländische historia litteraria suppeditirt. Wer nicht gegen Real-
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Zitationshilfe: | Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/5>, abgerufen am 16.02.2025. |