Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

war. Der Bader trat auf die Seite der Indiferintisten, ein System über das unser Landsmann der Herr Professor Niethammer in Jena erst kürzlich eine schöne Abhandlung in sein philosophisches Journal eingerükt, und dem Herrn Stadtschreiber Krais zu Beilstein dedicirt hat. "Ist ein ewiges Gelerm mit dem Landtage, murrte er vor sich hin, indem er das Messer, auf der Lederfeile strich, und ist's doch nicht der Mühe werth, daß man nur ein Wort darüber verliert. Was wird mit dem Landtagen herauskommen? Nichts weiter als neue Steuern und Abgaben, und wir werden, nach wie vor, die Lastthiere der Forstmeister, der Jäger, der Amtleute, der Schreiber, und der Schreibers-Schreiber bleiben!" Die beyden andern Kammeraden lachten über den patriotischen Eifer des Meisters Putzeweg; in Ansehung des Hauptpunkts aber bedaurte der Schulze, daß die Gerichtsverwandten in der Stadt bey der Wahl der Landtagsmänner denen auf dem Amte immer den Rang ablaufen, ob sie wohl gleiche Rechte

war. Der Bader trat auf die Seite der Indiferintisten, ein System über das unser Landsmann der Herr Professor Niethammer in Jena erst kürzlich eine schöne Abhandlung in sein philosophisches Journal eingerükt, und dem Herrn Stadtschreiber Krais zu Beilstein dedicirt hat. „Ist ein ewiges Gelerm mit dem Landtage, murrte er vor sich hin, indem er das Messer, auf der Lederfeile strich, und ist’s doch nicht der Mühe werth, daß man nur ein Wort darüber verliert. Was wird mit dem Landtagen herauskommen? Nichts weiter als neue Steuern und Abgaben, und wir werden, nach wie vor, die Lastthiere der Forstmeister, der Jäger, der Amtleute, der Schreiber, und der Schreibers-Schreiber bleiben!“ Die beyden andern Kammeraden lachten über den patriotischen Eifer des Meisters Putzeweg; in Ansehung des Hauptpunkts aber bedaurte der Schulze, daß die Gerichtsverwandten in der Stadt bey der Wahl der Landtagsmänner denen auf dem Amte immer den Rang ablaufen, ob sie wohl gleiche Rechte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="27"/>
war. Der Bader trat auf die Seite der <hi rendition="#g">Indiferintisten</hi>, ein System über das unser Landsmann der Herr Professor <hi rendition="#g">Niethammer</hi> in <hi rendition="#g">Jena</hi> erst kürzlich eine schöne Abhandlung in sein philosophisches Journal eingerükt, und dem Herrn Stadtschreiber <hi rendition="#g">Krais</hi> zu <hi rendition="#g">Beilstein</hi> dedicirt hat. &#x201E;Ist ein ewiges Gelerm mit dem Landtage, murrte er vor sich hin, indem er das Messer, auf der Lederfeile strich, und ist&#x2019;s doch nicht der Mühe werth, daß man nur ein Wort darüber verliert. Was wird mit dem Landtagen herauskommen? Nichts weiter als neue Steuern und Abgaben, und wir werden, nach wie vor, die Lastthiere der Forstmeister, der Jäger, der Amtleute, der Schreiber, und der Schreibers-Schreiber bleiben!&#x201C; Die beyden andern Kammeraden lachten über den patriotischen Eifer des Meisters <hi rendition="#g">Putzeweg</hi>; in Ansehung des Hauptpunkts aber bedaurte der Schulze, daß die Gerichtsverwandten in der Stadt bey der Wahl der Landtagsmänner denen auf dem Amte immer den Rang ablaufen, ob sie wohl gleiche Rechte
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0027] war. Der Bader trat auf die Seite der Indiferintisten, ein System über das unser Landsmann der Herr Professor Niethammer in Jena erst kürzlich eine schöne Abhandlung in sein philosophisches Journal eingerükt, und dem Herrn Stadtschreiber Krais zu Beilstein dedicirt hat. „Ist ein ewiges Gelerm mit dem Landtage, murrte er vor sich hin, indem er das Messer, auf der Lederfeile strich, und ist’s doch nicht der Mühe werth, daß man nur ein Wort darüber verliert. Was wird mit dem Landtagen herauskommen? Nichts weiter als neue Steuern und Abgaben, und wir werden, nach wie vor, die Lastthiere der Forstmeister, der Jäger, der Amtleute, der Schreiber, und der Schreibers-Schreiber bleiben!“ Die beyden andern Kammeraden lachten über den patriotischen Eifer des Meisters Putzeweg; in Ansehung des Hauptpunkts aber bedaurte der Schulze, daß die Gerichtsverwandten in der Stadt bey der Wahl der Landtagsmänner denen auf dem Amte immer den Rang ablaufen, ob sie wohl gleiche Rechte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/27
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/27>, abgerufen am 22.11.2024.