Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.der des weiblichen Geschlechtes an, und erhielt praestita taxa - sein Wort. Aber das Schlimmste - dem alten, ehrenfesten Sigmund graute vor dem Landtage. "Laß mich, liebes Weib! sprach er, ich tauge nicht unter die Herren in Stuttgardt hinein. Welthändel kümmern mich überhaupt nicht mehr; und dann mag ich wohl ein guter Bürgermeister zu Ypsilon seyn; aber zum Landtage bin ich der Mann, wahrlich! nicht. Da giebt es wohl viel zu schreiben, und du weißt, wie mir die Hand zittert, wenn ich die Feder ergreife!" - "Du alter Narr, erwiederte das Weib, daß du deine Ehre so mit Füssen von dir stossen willst! Auf dem Landtage schreibt man nicht, da spricht man nur. Und wenn du auch nichts zu sprechen wissen solltest, so ist die Ehre doch dieselbe. Und kommt das Votiren an dich, so darfst du ja immer nur sagen: ich halte es mit meinem Vormann, oder mit dem Herrn Hofrath Stockmaier, oder mit dem Herrn Prälaten von Murrhard, und dann ist die Sache richtig. Kurz und der des weiblichen Geschlechtes an, und erhielt praestita taxa – sein Wort. Aber das Schlimmste – dem alten, ehrenfesten Sigmund graute vor dem Landtage. „Laß mich, liebes Weib! sprach er, ich tauge nicht unter die Herren in Stuttgardt hinein. Welthändel kümmern mich überhaupt nicht mehr; und dann mag ich wohl ein guter Bürgermeister zu Ypsilon seyn; aber zum Landtage bin ich der Mann, wahrlich! nicht. Da giebt es wohl viel zu schreiben, und du weißt, wie mir die Hand zittert, wenn ich die Feder ergreife!“ – „Du alter Narr, erwiederte das Weib, daß du deine Ehre so mit Füssen von dir stossen willst! Auf dem Landtage schreibt man nicht, da spricht man nur. Und wenn du auch nichts zu sprechen wissen solltest, so ist die Ehre doch dieselbe. Und kommt das Votiren an dich, so darfst du ja immer nur sagen: ich halte es mit meinem Vormann, oder mit dem Herrn Hofrath Stockmaier, oder mit dem Herrn Prälaten von Murrhard, und dann ist die Sache richtig. Kurz und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="17"/> der des weiblichen Geschlechtes an, und erhielt <hi rendition="#aq">praestita taxa</hi> – sein Wort. Aber das Schlimmste – dem alten, ehrenfesten <hi rendition="#g">Sigmund</hi> graute vor dem Landtage. „Laß mich, liebes Weib! sprach er, ich tauge nicht unter die Herren in Stuttgardt hinein. Welthändel kümmern mich überhaupt nicht mehr; und dann mag ich wohl ein guter Bürgermeister zu <hi rendition="#g">Ypsilon</hi> seyn; aber zum Landtage bin ich der Mann, wahrlich! nicht. Da giebt es wohl viel zu schreiben, und du weißt, wie mir die Hand zittert, wenn ich die Feder ergreife!“ – „Du alter Narr, erwiederte das Weib, daß du deine Ehre so mit Füssen von dir stossen willst! Auf dem Landtage schreibt man nicht, da spricht man nur. Und wenn du auch nichts zu sprechen wissen solltest, so ist die Ehre doch dieselbe. Und kommt das Votiren an dich, so darfst du ja immer nur sagen: ich halte es mit meinem Vormann, oder mit dem Herrn Hofrath <hi rendition="#g">Stockmaier</hi>, oder mit dem Herrn Prälaten von <hi rendition="#g">Murrhard</hi>, und dann ist die Sache richtig. Kurz und </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0017]
der des weiblichen Geschlechtes an, und erhielt praestita taxa – sein Wort. Aber das Schlimmste – dem alten, ehrenfesten Sigmund graute vor dem Landtage. „Laß mich, liebes Weib! sprach er, ich tauge nicht unter die Herren in Stuttgardt hinein. Welthändel kümmern mich überhaupt nicht mehr; und dann mag ich wohl ein guter Bürgermeister zu Ypsilon seyn; aber zum Landtage bin ich der Mann, wahrlich! nicht. Da giebt es wohl viel zu schreiben, und du weißt, wie mir die Hand zittert, wenn ich die Feder ergreife!“ – „Du alter Narr, erwiederte das Weib, daß du deine Ehre so mit Füssen von dir stossen willst! Auf dem Landtage schreibt man nicht, da spricht man nur. Und wenn du auch nichts zu sprechen wissen solltest, so ist die Ehre doch dieselbe. Und kommt das Votiren an dich, so darfst du ja immer nur sagen: ich halte es mit meinem Vormann, oder mit dem Herrn Hofrath Stockmaier, oder mit dem Herrn Prälaten von Murrhard, und dann ist die Sache richtig. Kurz und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |