Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

daselbst aufgepflanzt, und den Zusammenhang dieses Landes mit dem Mutterstaate abgeschnitten. Der Herzog Karl, der diese Eingriffe tief fühlte, hoffte von seiner Verbindung mit dem deutschen Reiche die Wiederherstellung seiner Rechte, und nahm an dem Kriege nur denjenigen Antheil, den eben diese Verbindung erheischte. Er hatte wohl berechnet, daß eine größere Anstrengung seiner Kräfte zu dem Resultate des Krieges nicht das mindeste beytragen, vielmehr den Feind erbittern, und im schlimmern Falle die Gefahr für Wirtemberg unendlich vermehren würde. Die französischen Machthaber verkannten dieses so gemässigte Betragen nicht. Mömpelgard wurde blos sequestrirt, und man glaubte die Besitzungen eines Fürsten mit Schonung behandeln zu müssen, dessen Gesinnungen so wenig feindselig waren.

Ludwig faßte diesen Geist der höhern Politik nicht. Er haßte vermöge seines guten sittlichen Gefühls, ein Volk,

daselbst aufgepflanzt, und den Zusammenhang dieses Landes mit dem Mutterstaate abgeschnitten. Der Herzog Karl, der diese Eingriffe tief fühlte, hoffte von seiner Verbindung mit dem deutschen Reiche die Wiederherstellung seiner Rechte, und nahm an dem Kriege nur denjenigen Antheil, den eben diese Verbindung erheischte. Er hatte wohl berechnet, daß eine größere Anstrengung seiner Kräfte zu dem Resultate des Krieges nicht das mindeste beytragen, vielmehr den Feind erbittern, und im schlimmern Falle die Gefahr für Wirtemberg unendlich vermehren würde. Die französischen Machthaber verkannten dieses so gemässigte Betragen nicht. Mömpelgard wurde blos sequestrirt, und man glaubte die Besitzungen eines Fürsten mit Schonung behandeln zu müssen, dessen Gesinnungen so wenig feindselig waren.

Ludwig faßte diesen Geist der höhern Politik nicht. Er haßte vermöge seines guten sittlichen Gefühls, ein Volk,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="91"/>
daselbst aufgepflanzt, und den Zusammenhang dieses Landes mit dem Mutterstaate abgeschnitten. Der Herzog <hi rendition="#g">Karl</hi>, der diese Eingriffe tief fühlte, hoffte von seiner Verbindung mit dem deutschen Reiche die Wiederherstellung seiner Rechte, und nahm an dem Kriege nur denjenigen Antheil, den eben diese Verbindung erheischte. Er hatte wohl berechnet, daß eine größere Anstrengung seiner Kräfte zu dem Resultate des Krieges nicht das mindeste beytragen, vielmehr den Feind erbittern, und im schlimmern Falle die Gefahr für <hi rendition="#g">Wirtemberg</hi> unendlich vermehren würde. Die französischen Machthaber verkannten dieses so gemässigte Betragen nicht. <hi rendition="#g">Mömpelgard</hi> wurde blos sequestrirt, und man glaubte die Besitzungen eines Fürsten mit Schonung behandeln zu müssen, dessen Gesinnungen so wenig feindselig waren.</p>
        <p><hi rendition="#g">Ludwig</hi> faßte diesen Geist der höhern Politik nicht. Er haßte vermöge seines guten sittlichen Gefühls, ein Volk,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0091] daselbst aufgepflanzt, und den Zusammenhang dieses Landes mit dem Mutterstaate abgeschnitten. Der Herzog Karl, der diese Eingriffe tief fühlte, hoffte von seiner Verbindung mit dem deutschen Reiche die Wiederherstellung seiner Rechte, und nahm an dem Kriege nur denjenigen Antheil, den eben diese Verbindung erheischte. Er hatte wohl berechnet, daß eine größere Anstrengung seiner Kräfte zu dem Resultate des Krieges nicht das mindeste beytragen, vielmehr den Feind erbittern, und im schlimmern Falle die Gefahr für Wirtemberg unendlich vermehren würde. Die französischen Machthaber verkannten dieses so gemässigte Betragen nicht. Mömpelgard wurde blos sequestrirt, und man glaubte die Besitzungen eines Fürsten mit Schonung behandeln zu müssen, dessen Gesinnungen so wenig feindselig waren. Ludwig faßte diesen Geist der höhern Politik nicht. Er haßte vermöge seines guten sittlichen Gefühls, ein Volk,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/91
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/91>, abgerufen am 24.11.2024.