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[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

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neuen Herzoge längst aller Herzen gewonnen, und man schätzte besonders die Tugend der Humanität über alles, da man sie an Karln nicht selten so schmerzlich vermißt hatte. Dagegen war Ludwig ein sehr mittelmässiger Kopf, ohne Energie und Festigkeit, lenksam für den Schmeichler und Betrüger, unthatig und indolent. Seine Religiosität wurde oft fanatisch und intolerant. In den Freuden der Tafel fand er seine größte Seligkeit. Oft überlud er sich in ihrem Genusse.

Wirtemberg kannte Ludwigen als einen Menschen von der beßten Moralität. Auch hatte er bey allen Gelegenheiten die Parthie der guten Sache gegen Karln genommen, und sein Mißfallen an manchen Streichen der Tyrannen laut erklärt. Das ganze Land streckte deßhalb die Arme nach ihm aus. Jedermann nahm an dem Jubel des Einzugs und der Huldigung den innigsten Antheil. Man erneuerte das Andenken an den besten Fürsten,

neuen Herzoge längst aller Herzen gewonnen, und man schätzte besonders die Tugend der Humanität über alles, da man sie an Karln nicht selten so schmerzlich vermißt hatte. Dagegen war Ludwig ein sehr mittelmässiger Kopf, ohne Energie und Festigkeit, lenksam für den Schmeichler und Betrüger, unthatig und indolent. Seine Religiosität wurde oft fanatisch und intolerant. In den Freuden der Tafel fand er seine größte Seligkeit. Oft überlud er sich in ihrem Genusse.

Wirtemberg kannte Ludwigen als einen Menschen von der beßten Moralität. Auch hatte er bey allen Gelegenheiten die Parthie der guten Sache gegen Karln genommen, und sein Mißfallen an manchen Streichen der Tyrannen laut erklärt. Das ganze Land streckte deßhalb die Arme nach ihm aus. Jedermann nahm an dem Jubel des Einzugs und der Huldigung den innigsten Antheil. Man erneuerte das Andenken an den besten Fürsten,

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[80/0080] neuen Herzoge längst aller Herzen gewonnen, und man schätzte besonders die Tugend der Humanität über alles, da man sie an Karln nicht selten so schmerzlich vermißt hatte. Dagegen war Ludwig ein sehr mittelmässiger Kopf, ohne Energie und Festigkeit, lenksam für den Schmeichler und Betrüger, unthatig und indolent. Seine Religiosität wurde oft fanatisch und intolerant. In den Freuden der Tafel fand er seine größte Seligkeit. Oft überlud er sich in ihrem Genusse. Wirtemberg kannte Ludwigen als einen Menschen von der beßten Moralität. Auch hatte er bey allen Gelegenheiten die Parthie der guten Sache gegen Karln genommen, und sein Mißfallen an manchen Streichen der Tyrannen laut erklärt. Das ganze Land streckte deßhalb die Arme nach ihm aus. Jedermann nahm an dem Jubel des Einzugs und der Huldigung den innigsten Antheil. Man erneuerte das Andenken an den besten Fürsten,

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/80>, abgerufen am 02.05.2024.