Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

so ungestalt war. Diesem entführte sie der Herzog, und machte sie erst zu seiner Freundinn, dann zu seiner Frau, und endlich zur Herzoginn. Sie hatte sein ganzes Herz, und beherrschte ihn ohne daß er es wußte. Nie hatte eine seiner Beyschläferinnen einen Einfluß auf die Regierungsangelegenheiten. Aber die Gräfinn von Hohenheim erlangte eine unbeschränkte Macht über ihn. Doch mißbrauchte sie dieselbe nicht. Vielmehr lehrte sie den Herzog die Süssigkeiten eines stillen, geräuschlosen Lebens kennen, mässigte seine heftigen Leidenschaften beförderte manche gute und nützliche Anstalt, verhalf dem Verdienst zu seinen Rechten, und theilte aus der Chatoulle ihres Gemahls der Armuth reiche Gaben mit. Freylich veranlaßte sie auch manche kostbare Reise, versorgte ihre Familie mit den einträglichsten Aemtern, und sammelte sich, aber auf eine rechtmäßige Art, große Reichthümer. Doch erdreiste sich ja niemand um deßwillen einen Stein auf sie zu werfen, er sey den gewiß, daß er in ihrer

so ungestalt war. Diesem entführte sie der Herzog, und machte sie erst zu seiner Freundinn, dann zu seiner Frau, und endlich zur Herzoginn. Sie hatte sein ganzes Herz, und beherrschte ihn ohne daß er es wußte. Nie hatte eine seiner Beyschläferinnen einen Einfluß auf die Regierungsangelegenheiten. Aber die Gräfinn von Hohenheim erlangte eine unbeschränkte Macht über ihn. Doch mißbrauchte sie dieselbe nicht. Vielmehr lehrte sie den Herzog die Süssigkeiten eines stillen, geräuschlosen Lebens kennen, mässigte seine heftigen Leidenschaften beförderte manche gute und nützliche Anstalt, verhalf dem Verdienst zu seinen Rechten, und theilte aus der Chatoulle ihres Gemahls der Armuth reiche Gaben mit. Freylich veranlaßte sie auch manche kostbare Reise, versorgte ihre Familie mit den einträglichsten Aemtern, und sammelte sich, aber auf eine rechtmäßige Art, große Reichthümer. Doch erdreiste sich ja niemand um deßwillen einen Stein auf sie zu werfen, er sey den gewiß, daß er in ihrer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0065" n="65"/>
so ungestalt war. Diesem entführte sie der Herzog, und machte sie erst zu seiner Freundinn, dann zu seiner Frau, und endlich zur Herzoginn. Sie hatte sein ganzes Herz, und beherrschte ihn ohne daß er es wußte. Nie hatte eine seiner Beyschläferinnen einen Einfluß auf die Regierungsangelegenheiten. Aber die Gräfinn von <hi rendition="#g">Hohenheim</hi> erlangte eine unbeschränkte Macht über ihn. Doch mißbrauchte sie dieselbe nicht. Vielmehr lehrte sie den Herzog die Süssigkeiten eines stillen, geräuschlosen Lebens kennen, mässigte seine heftigen Leidenschaften beförderte manche gute und nützliche Anstalt, verhalf dem Verdienst zu seinen Rechten, und theilte aus der Chatoulle ihres Gemahls der Armuth reiche Gaben mit. Freylich veranlaßte sie auch manche kostbare Reise, versorgte ihre Familie mit den einträglichsten Aemtern, und sammelte sich, aber auf eine rechtmäßige Art, große Reichthümer. Doch erdreiste sich ja niemand um deßwillen einen Stein auf sie zu werfen, er sey den gewiß, daß er in ihrer
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0065] so ungestalt war. Diesem entführte sie der Herzog, und machte sie erst zu seiner Freundinn, dann zu seiner Frau, und endlich zur Herzoginn. Sie hatte sein ganzes Herz, und beherrschte ihn ohne daß er es wußte. Nie hatte eine seiner Beyschläferinnen einen Einfluß auf die Regierungsangelegenheiten. Aber die Gräfinn von Hohenheim erlangte eine unbeschränkte Macht über ihn. Doch mißbrauchte sie dieselbe nicht. Vielmehr lehrte sie den Herzog die Süssigkeiten eines stillen, geräuschlosen Lebens kennen, mässigte seine heftigen Leidenschaften beförderte manche gute und nützliche Anstalt, verhalf dem Verdienst zu seinen Rechten, und theilte aus der Chatoulle ihres Gemahls der Armuth reiche Gaben mit. Freylich veranlaßte sie auch manche kostbare Reise, versorgte ihre Familie mit den einträglichsten Aemtern, und sammelte sich, aber auf eine rechtmäßige Art, große Reichthümer. Doch erdreiste sich ja niemand um deßwillen einen Stein auf sie zu werfen, er sey den gewiß, daß er in ihrer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/65
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/65>, abgerufen am 02.05.2024.