[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.Laster zu erliegen. Die Mithelfer der Tyranney wurden schüchtern. Auch gebrach es dem Herzoge immer mehr an Geld, und im ganzen Lande hatte niemand weniger Kredit als er. Und so begann er seine Bedürfnisse einzuschränken, seine ausländischen Beyschläferinnen zu verabschieden, sein Militär zu vermindern, die Pracht des Hofes herabzusetzen, und sich in eine Art von Privatleben zurück zu ziehen, das nach einer solchen Jugend, immer für einen moralischen Salto mortale gelten konnte. Der Herzog bezeichnete diese neuere Periode selbst durch eine Handlung, die die Gränze der frühern Verirrungen ausdrücklich bestimmte, und eine Verläugnung zu erkennen gab, die man von niemand weniger, als von ihm erwarten konnte. Er ließ an seinem fünfzigsten Geburtstage ein von ihm selbst verfaßtes Manifest in das Land ergehen, und von allen Kanzeln ablesen, worinn er seinem Volke seine Jugendsünden beichtete, und Besserung versprach. Laster zu erliegen. Die Mithelfer der Tyranney wurden schüchtern. Auch gebrach es dem Herzoge immer mehr an Geld, und im ganzen Lande hatte niemand weniger Kredit als er. Und so begann er seine Bedürfnisse einzuschränken, seine ausländischen Beyschläferinnen zu verabschieden, sein Militär zu vermindern, die Pracht des Hofes herabzusetzen, und sich in eine Art von Privatleben zurück zu ziehen, das nach einer solchen Jugend, immer für einen moralischen Salto mortale gelten konnte. Der Herzog bezeichnete diese neuere Periode selbst durch eine Handlung, die die Gränze der frühern Verirrungen ausdrücklich bestimmte, und eine Verläugnung zu erkennen gab, die man von niemand weniger, als von ihm erwarten konnte. Er ließ an seinem fünfzigsten Geburtstage ein von ihm selbst verfaßtes Manifest in das Land ergehen, und von allen Kanzeln ablesen, worinn er seinem Volke seine Jugendsünden beichtete, und Besserung versprach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="62"/> Laster zu erliegen. Die Mithelfer der Tyranney wurden schüchtern. Auch gebrach es dem Herzoge immer mehr an Geld, und im ganzen Lande hatte niemand weniger Kredit als er. Und so begann er seine Bedürfnisse einzuschränken, seine ausländischen Beyschläferinnen zu verabschieden, sein Militär zu vermindern, die Pracht des Hofes herabzusetzen, und sich in eine Art von Privatleben zurück zu ziehen, das nach einer <hi rendition="#g">solchen</hi> Jugend, immer für einen moralischen <hi rendition="#aq">Salto mortale</hi> gelten konnte.</p> <p>Der Herzog bezeichnete diese neuere Periode selbst durch eine Handlung, die die Gränze der frühern Verirrungen ausdrücklich bestimmte, und eine Verläugnung zu erkennen gab, die man von niemand weniger, als von ihm erwarten konnte. Er ließ an seinem fünfzigsten Geburtstage ein von ihm selbst verfaßtes Manifest in das Land ergehen, und von allen Kanzeln ablesen, worinn er seinem Volke seine Jugendsünden beichtete, und Besserung versprach. </p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0062]
Laster zu erliegen. Die Mithelfer der Tyranney wurden schüchtern. Auch gebrach es dem Herzoge immer mehr an Geld, und im ganzen Lande hatte niemand weniger Kredit als er. Und so begann er seine Bedürfnisse einzuschränken, seine ausländischen Beyschläferinnen zu verabschieden, sein Militär zu vermindern, die Pracht des Hofes herabzusetzen, und sich in eine Art von Privatleben zurück zu ziehen, das nach einer solchen Jugend, immer für einen moralischen Salto mortale gelten konnte.
Der Herzog bezeichnete diese neuere Periode selbst durch eine Handlung, die die Gränze der frühern Verirrungen ausdrücklich bestimmte, und eine Verläugnung zu erkennen gab, die man von niemand weniger, als von ihm erwarten konnte. Er ließ an seinem fünfzigsten Geburtstage ein von ihm selbst verfaßtes Manifest in das Land ergehen, und von allen Kanzeln ablesen, worinn er seinem Volke seine Jugendsünden beichtete, und Besserung versprach.
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/62>, abgerufen am 28.07.2024. |