Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

zur Last fallen mußte. Und nun maaßte er sich gar das Besteuerungsrecht, und zwar nach einem neuen Fusse an, um seine Forderungen an das Land vollends bis in das Unendliche spannen zu können. Die Stände die schon so viel aus unterthänigster Devotion hingegeben, und bey den frechsten Schritten des Despotismus so feige geschwiegen hatten, erhuben sich endlich, brachten ihre Sache bey dem Reichsgerichte in Wien klagbar an, und - so kam jener merkwürdige Zeitpunkt herbey, da Wirtemberg der Welt das schöne Schauspiel gab, in dem ein Volk den gesellschaftlichen Vertrag mit seinem Fürsten, nachdem er von demselben war gebrochen worden, aufs Neue errichtete. Die Landschaft übernahm einen großen Theil der herzoglichen Schulden; erhielt aber dagegen in dem Erbvergleiche, eine wiederholte Bestätigung ihrer alten Privilegien, und aller derjenigen Rechte, welche aus dem Geiste derselben fliessen. Damit gewann der Herzog die Befreyung von der drückenden Last, die auf

zur Last fallen mußte. Und nun maaßte er sich gar das Besteuerungsrecht, und zwar nach einem neuen Fusse an, um seine Forderungen an das Land vollends bis in das Unendliche spannen zu können. Die Stände die schon so viel aus unterthänigster Devotion hingegeben, und bey den frechsten Schritten des Despotismus so feige geschwiegen hatten, erhuben sich endlich, brachten ihre Sache bey dem Reichsgerichte in Wien klagbar an, und – so kam jener merkwürdige Zeitpunkt herbey, da Wirtemberg der Welt das schöne Schauspiel gab, in dem ein Volk den gesellschaftlichen Vertrag mit seinem Fürsten, nachdem er von demselben war gebrochen worden, aufs Neue errichtete. Die Landschaft übernahm einen großen Theil der herzoglichen Schulden; erhielt aber dagegen in dem Erbvergleiche, eine wiederholte Bestätigung ihrer alten Privilegien, und aller derjenigen Rechte, welche aus dem Geiste derselben fliessen. Damit gewann der Herzog die Befreyung von der drückenden Last, die auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0060" n="60"/>
zur Last fallen mußte. Und nun maaßte er sich gar das Besteuerungsrecht, und zwar nach einem neuen Fusse an, um seine Forderungen an das Land vollends bis in das Unendliche spannen zu können. Die Stände die schon so viel aus unterthänigster Devotion hingegeben, und bey den frechsten Schritten des Despotismus so feige geschwiegen hatten, erhuben sich endlich, brachten ihre Sache bey dem Reichsgerichte in <hi rendition="#g">Wien</hi> klagbar an, und &#x2013; so kam jener merkwürdige Zeitpunkt herbey, da <hi rendition="#g">Wirtemberg</hi> der Welt das schöne Schauspiel gab, in dem ein Volk den gesellschaftlichen Vertrag mit seinem Fürsten, nachdem er von demselben war gebrochen worden, aufs Neue errichtete. Die Landschaft übernahm einen großen Theil der herzoglichen Schulden; erhielt aber dagegen in dem <hi rendition="#g">Erbvergleiche</hi>, eine wiederholte Bestätigung ihrer alten Privilegien, und aller derjenigen Rechte, welche aus dem Geiste derselben fliessen. Damit gewann der Herzog die Befreyung von der drückenden Last, die auf
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0060] zur Last fallen mußte. Und nun maaßte er sich gar das Besteuerungsrecht, und zwar nach einem neuen Fusse an, um seine Forderungen an das Land vollends bis in das Unendliche spannen zu können. Die Stände die schon so viel aus unterthänigster Devotion hingegeben, und bey den frechsten Schritten des Despotismus so feige geschwiegen hatten, erhuben sich endlich, brachten ihre Sache bey dem Reichsgerichte in Wien klagbar an, und – so kam jener merkwürdige Zeitpunkt herbey, da Wirtemberg der Welt das schöne Schauspiel gab, in dem ein Volk den gesellschaftlichen Vertrag mit seinem Fürsten, nachdem er von demselben war gebrochen worden, aufs Neue errichtete. Die Landschaft übernahm einen großen Theil der herzoglichen Schulden; erhielt aber dagegen in dem Erbvergleiche, eine wiederholte Bestätigung ihrer alten Privilegien, und aller derjenigen Rechte, welche aus dem Geiste derselben fliessen. Damit gewann der Herzog die Befreyung von der drückenden Last, die auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/60
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/60>, abgerufen am 22.11.2024.