Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

feil, und jeder schlechte Kerl konnte für baare Zahlung einen Dienst haben.

Zur Versteigerung der letztern bediente sich der Herzog, besonders seit Riegers Sturz, des infamen Wittleders, eines Abentheurers, der ohne das mindeste Talent, und bey dem wittlederrohesten Charakter und den pöbelhaftesten Sitten, sich vom gemeinen Soldaten, bis zu der Stelle des Kirchenrathsdirektors emporschwang. Er drang sich, als er noch in den dunklern Parthien seiner Laufbahn wandelte, dem Fürsten, mit kühnen Vorschlägen, zur Vergrößerung seiner Einkünfte, zu, und dadurch machte er sein Glück. Niemand hat jemals den Diensthandel unverschämter getrieben, als er. Nicht genug daß er alle vakanten Aemter verkaufte, sie schriftlich und mündlich feil bot, und ganz ohne Rücksicht auf das Verdienst bloß auf die Summe des Kaufschillings sah; - kein ehrlicher Beamter war vor seinem Judaismus sicher. Denn Leute von Vermögen konnten

feil, und jeder schlechte Kerl konnte für baare Zahlung einen Dienst haben.

Zur Versteigerung der letztern bediente sich der Herzog, besonders seit Riegers Sturz, des infamen Wittleders, eines Abentheurers, der ohne das mindeste Talent, und bey dem wittlederrohesten Charakter und den pöbelhaftesten Sitten, sich vom gemeinen Soldaten, bis zu der Stelle des Kirchenrathsdirektors emporschwang. Er drang sich, als er noch in den dunklern Parthien seiner Laufbahn wandelte, dem Fürsten, mit kühnen Vorschlägen, zur Vergrößerung seiner Einkünfte, zu, und dadurch machte er sein Glück. Niemand hat jemals den Diensthandel unverschämter getrieben, als er. Nicht genug daß er alle vakanten Aemter verkaufte, sie schriftlich und mündlich feil bot, und ganz ohne Rücksicht auf das Verdienst bloß auf die Summe des Kaufschillings sah; – kein ehrlicher Beamter war vor seinem Judaismus sicher. Denn Leute von Vermögen konnten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0054" n="54"/>
feil, und jeder schlechte Kerl konnte für baare Zahlung einen Dienst haben.</p>
        <p>Zur Versteigerung der letztern bediente sich der Herzog, besonders seit <hi rendition="#g">Riegers</hi> Sturz, des infamen <hi rendition="#g">Wittleders</hi>, eines Abentheurers, der ohne das mindeste Talent, und bey dem wittlederrohesten Charakter und den pöbelhaftesten Sitten, sich vom gemeinen Soldaten, bis zu der Stelle des Kirchenrathsdirektors emporschwang. Er drang sich, als er noch in den dunklern Parthien seiner Laufbahn wandelte, dem Fürsten, mit kühnen Vorschlägen, zur Vergrößerung seiner Einkünfte, zu, und dadurch machte er sein Glück. Niemand hat jemals den Diensthandel unverschämter getrieben, als er. Nicht genug daß er alle vakanten Aemter verkaufte, sie schriftlich und mündlich feil bot, und ganz ohne Rücksicht auf das Verdienst bloß auf die Summe des Kaufschillings sah; &#x2013; kein ehrlicher Beamter war vor seinem Judaismus sicher. Denn Leute von Vermögen konnten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0054] feil, und jeder schlechte Kerl konnte für baare Zahlung einen Dienst haben. Zur Versteigerung der letztern bediente sich der Herzog, besonders seit Riegers Sturz, des infamen Wittleders, eines Abentheurers, der ohne das mindeste Talent, und bey dem wittlederrohesten Charakter und den pöbelhaftesten Sitten, sich vom gemeinen Soldaten, bis zu der Stelle des Kirchenrathsdirektors emporschwang. Er drang sich, als er noch in den dunklern Parthien seiner Laufbahn wandelte, dem Fürsten, mit kühnen Vorschlägen, zur Vergrößerung seiner Einkünfte, zu, und dadurch machte er sein Glück. Niemand hat jemals den Diensthandel unverschämter getrieben, als er. Nicht genug daß er alle vakanten Aemter verkaufte, sie schriftlich und mündlich feil bot, und ganz ohne Rücksicht auf das Verdienst bloß auf die Summe des Kaufschillings sah; – kein ehrlicher Beamter war vor seinem Judaismus sicher. Denn Leute von Vermögen konnten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/54
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/54>, abgerufen am 25.11.2024.