[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.
der Untreue, der Undankbarkeit und der Verrätherey gegeben werden konnte. Der gewaltige Mann wurde auf dem öffentlichen Paradeplatze zu Stuttgard in Verhaft genommen, und zum Festungsarreste abgeführt. Nach einer langen Reihe von Jahren, nahm ihn der Herzog wieder in seine Dienste auf; aber er erlangte nie mehr die vorige Gunst. Er wurde General und Kommandant auf dem Asperg, machte in seinem Alter den Bethbruder, und radotirte von den fünf Wunden und vom Lamme. Das größte Verdienst, das sich um diese Zeit, ein Hof- oder Geschäftsmann um Karln machen konnte, war die Eröffnung neuer Geldquellen, um seiner Prachtliebe und Verschwendung fortdaurende Nahrung zu verschaffen. Es ist keine Finanzoperation zu gedenken, welche nicht vorgeschlagen, und dann auch probirt ward. Daß die gewöhnlichen Abgaben auf den höchsten Grad empor geschraubt wurden, ist, unter solchen Umständen, eine ganz gewöhnliche Sache, der Untreue, der Undankbarkeit und der Verrätherey gegeben werden konnte. Der gewaltige Mann wurde auf dem öffentlichen Paradeplatze zu Stuttgard in Verhaft genommen, und zum Festungsarreste abgeführt. Nach einer langen Reihe von Jahren, nahm ihn der Herzog wieder in seine Dienste auf; aber er erlangte nie mehr die vorige Gunst. Er wurde General und Kommandant auf dem Asperg, machte in seinem Alter den Bethbruder, und radotirte von den fünf Wunden und vom Lamme. Das größte Verdienst, das sich um diese Zeit, ein Hof- oder Geschäftsmann um Karln machen konnte, war die Eröffnung neuer Geldquellen, um seiner Prachtliebe und Verschwendung fortdaurende Nahrung zu verschaffen. Es ist keine Finanzoperation zu gedenken, welche nicht vorgeschlagen, und dann auch probirt ward. Daß die gewöhnlichen Abgaben auf den höchsten Grad empor geschraubt wurden, ist, unter solchen Umständen, eine ganz gewöhnliche Sache, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="52"/> der Untreue, der Undankbarkeit und der Verrätherey gegeben werden konnte. Der gewaltige Mann wurde auf dem öffentlichen Paradeplatze zu <hi rendition="#g">Stuttgard</hi> in Verhaft genommen, und zum Festungsarreste abgeführt. Nach einer langen Reihe von Jahren, nahm ihn der Herzog wieder in seine Dienste auf; aber er erlangte nie mehr die vorige Gunst. Er wurde General und Kommandant auf dem <hi rendition="#g">Asperg</hi>, machte in seinem Alter den Bethbruder, und radotirte von den fünf Wunden und vom Lamme.</p> <p>Das größte Verdienst, das sich um diese Zeit, ein Hof- oder Geschäftsmann um <hi rendition="#g">Karln</hi> machen konnte, war die Eröffnung neuer Geldquellen, um seiner Prachtliebe und Verschwendung fortdaurende Nahrung zu verschaffen. Es ist keine Finanzoperation zu gedenken, welche nicht vorgeschlagen, und dann auch probirt ward. Daß die gewöhnlichen Abgaben auf den höchsten Grad empor geschraubt wurden, ist, unter solchen Umständen, eine ganz gewöhnliche Sache, </p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0052]
der Untreue, der Undankbarkeit und der Verrätherey gegeben werden konnte. Der gewaltige Mann wurde auf dem öffentlichen Paradeplatze zu Stuttgard in Verhaft genommen, und zum Festungsarreste abgeführt. Nach einer langen Reihe von Jahren, nahm ihn der Herzog wieder in seine Dienste auf; aber er erlangte nie mehr die vorige Gunst. Er wurde General und Kommandant auf dem Asperg, machte in seinem Alter den Bethbruder, und radotirte von den fünf Wunden und vom Lamme.
Das größte Verdienst, das sich um diese Zeit, ein Hof- oder Geschäftsmann um Karln machen konnte, war die Eröffnung neuer Geldquellen, um seiner Prachtliebe und Verschwendung fortdaurende Nahrung zu verschaffen. Es ist keine Finanzoperation zu gedenken, welche nicht vorgeschlagen, und dann auch probirt ward. Daß die gewöhnlichen Abgaben auf den höchsten Grad empor geschraubt wurden, ist, unter solchen Umständen, eine ganz gewöhnliche Sache,
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| Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/52>, abgerufen am 02.05.2024. |
