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[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

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auf einem Balle belustigte, der Erbprinz von Braunschweig, alles nahm über Hals und Kopf die Flucht, und er selbst entgieng nur mit Mühe der Gefangenschaft. Und doch war er eitel und thöricht genug, von dieser schimpflichen Niederlage, wie von einem Siege zu sprechen, "Ich habe, schrieb er dem Minister von Montmartin, 600 Grenadiere aufgeopfert, um 8000 Mann zu retten, und - der Streich ist mir gelungen!" Eben so wenig fand er die Lorbeeren die er suchte, in dem Feldzuge nach Sachsen. Die abscheulichsten Unthaten und Plünderungen, die sich der Soldat in Feindesland erlaubte, und eine eilige Retirade war der ganze Erfolg desselben. Der Herzog fieng an zu fühlen, daß er sich durch seine Kriegszüge nur lächerlich mache, gieng wieder nach Haus, und überließ sich seinen alten Zerstreuungen, welche weniger gefährlich und weniger mühsam waren, als ritterliche Abentheuere. Nachdem er sich noch eine Weile mit dem friedlichen Soldatenspiele amusirt

auf einem Balle belustigte, der Erbprinz von Braunschweig, alles nahm über Hals und Kopf die Flucht, und er selbst entgieng nur mit Mühe der Gefangenschaft. Und doch war er eitel und thöricht genug, von dieser schimpflichen Niederlage, wie von einem Siege zu sprechen, „Ich habe, schrieb er dem Minister von Montmartin, 600 Grenadiere aufgeopfert, um 8000 Mann zu retten, und – der Streich ist mir gelungen!“ Eben so wenig fand er die Lorbeeren die er suchte, in dem Feldzuge nach Sachsen. Die abscheulichsten Unthaten und Plünderungen, die sich der Soldat in Feindesland erlaubte, und eine eilige Retirade war der ganze Erfolg desselben. Der Herzog fieng an zu fühlen, daß er sich durch seine Kriegszüge nur lächerlich mache, gieng wieder nach Haus, und überließ sich seinen alten Zerstreuungen, welche weniger gefährlich und weniger mühsam waren, als ritterliche Abentheuere. Nachdem er sich noch eine Weile mit dem friedlichen Soldatenspiele amusirt

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[41/0041] auf einem Balle belustigte, der Erbprinz von Braunschweig, alles nahm über Hals und Kopf die Flucht, und er selbst entgieng nur mit Mühe der Gefangenschaft. Und doch war er eitel und thöricht genug, von dieser schimpflichen Niederlage, wie von einem Siege zu sprechen, „Ich habe, schrieb er dem Minister von Montmartin, 600 Grenadiere aufgeopfert, um 8000 Mann zu retten, und – der Streich ist mir gelungen!“ Eben so wenig fand er die Lorbeeren die er suchte, in dem Feldzuge nach Sachsen. Die abscheulichsten Unthaten und Plünderungen, die sich der Soldat in Feindesland erlaubte, und eine eilige Retirade war der ganze Erfolg desselben. Der Herzog fieng an zu fühlen, daß er sich durch seine Kriegszüge nur lächerlich mache, gieng wieder nach Haus, und überließ sich seinen alten Zerstreuungen, welche weniger gefährlich und weniger mühsam waren, als ritterliche Abentheuere. Nachdem er sich noch eine Weile mit dem friedlichen Soldatenspiele amusirt

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/41>, abgerufen am 27.04.2024.