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[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

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Gegenden des Landes veranstaltet wurden. Der Herzog liebte diese Art von Vergnügen mit Leidenschaft. Die Zahl der Jäger und Jägergenossen wurde deßhalb ins Unendliche vervielfältigt, und diese rauhe Klasse von Menschen erlaubte sich, so wie überall wo sie in den Augen des Souverains geltend geworden, die gröbsten Ungerechtigkeiten und Bedrückungen gegen die armen Landleute. Das Wild wurde in ausserordentlicher Menge gehegt. Heerdenweise fiel es in den Aeckern und Weinbergen ein, und zerstöhrte oft in einer Nacht die Arbeit eines ganzen Jahres. Der jetzige Markgraf von Baaden sagte einst bey der Tafel, wo von dem ungeheuren Luxus und Bedrückungen des Hofes von Wirtemberg die Rede war: es wäre sonderbar, er der Markgraf gäbe sich alle Mühe sein Land recht glücklich zu machen, und der Herzog von Wirtemberg gebe sich nicht weniger Mühe, sein Land zu ruiniren, und doch würden immer beyder Absichten vereitelt. - Selbsthülfe war bey Zuchthaus- und Festungsstrafe

Gegenden des Landes veranstaltet wurden. Der Herzog liebte diese Art von Vergnügen mit Leidenschaft. Die Zahl der Jäger und Jägergenossen wurde deßhalb ins Unendliche vervielfältigt, und diese rauhe Klasse von Menschen erlaubte sich, so wie überall wo sie in den Augen des Souverains geltend geworden, die gröbsten Ungerechtigkeiten und Bedrückungen gegen die armen Landleute. Das Wild wurde in ausserordentlicher Menge gehegt. Heerdenweise fiel es in den Aeckern und Weinbergen ein, und zerstöhrte oft in einer Nacht die Arbeit eines ganzen Jahres. Der jetzige Markgraf von Baaden sagte einst bey der Tafel, wo von dem ungeheuren Luxus und Bedrückungen des Hofes von Wirtemberg die Rede war: es wäre sonderbar, er der Markgraf gäbe sich alle Mühe sein Land recht glücklich zu machen, und der Herzog von Wirtemberg gebe sich nicht weniger Mühe, sein Land zu ruiniren, und doch würden immer beyder Absichten vereitelt. – Selbsthülfe war bey Zuchthaus- und Festungsstrafe

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Gegenden des Landes veranstaltet wurden. Der Herzog liebte diese Art von Vergnügen mit Leidenschaft. Die Zahl der Jäger und Jägergenossen wurde deßhalb ins Unendliche vervielfältigt, und diese rauhe Klasse von Menschen erlaubte sich, so wie überall wo sie in den Augen des Souverains geltend geworden, die gröbsten Ungerechtigkeiten und Bedrückungen gegen die armen Landleute. Das Wild wurde in ausserordentlicher Menge gehegt. Heerdenweise fiel es in den Aeckern und Weinbergen ein, und zerstöhrte oft in einer Nacht die Arbeit eines ganzen Jahres. Der jetzige Markgraf von Baaden sagte einst bey der Tafel, wo von dem ungeheuren Luxus und Bedrückungen des Hofes von Wirtemberg die Rede war: es wäre sonderbar, er der Markgraf gäbe sich alle Mühe sein Land recht glücklich zu machen, und der Herzog von Wirtemberg gebe sich nicht weniger Mühe, sein Land zu ruiniren, und doch würden immer beyder Absichten vereitelt. &#x2013; Selbsthülfe war bey Zuchthaus- und Festungsstrafe
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[36/0036] Gegenden des Landes veranstaltet wurden. Der Herzog liebte diese Art von Vergnügen mit Leidenschaft. Die Zahl der Jäger und Jägergenossen wurde deßhalb ins Unendliche vervielfältigt, und diese rauhe Klasse von Menschen erlaubte sich, so wie überall wo sie in den Augen des Souverains geltend geworden, die gröbsten Ungerechtigkeiten und Bedrückungen gegen die armen Landleute. Das Wild wurde in ausserordentlicher Menge gehegt. Heerdenweise fiel es in den Aeckern und Weinbergen ein, und zerstöhrte oft in einer Nacht die Arbeit eines ganzen Jahres. Der jetzige Markgraf von Baaden sagte einst bey der Tafel, wo von dem ungeheuren Luxus und Bedrückungen des Hofes von Wirtemberg die Rede war: es wäre sonderbar, er der Markgraf gäbe sich alle Mühe sein Land recht glücklich zu machen, und der Herzog von Wirtemberg gebe sich nicht weniger Mühe, sein Land zu ruiniren, und doch würden immer beyder Absichten vereitelt. – Selbsthülfe war bey Zuchthaus- und Festungsstrafe

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/36>, abgerufen am 28.03.2024.