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[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

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oder auf ihre Dienste machte. Da er in nichts nach Grundsätzen handelte, und alle seine Entschliessungen plötzlich und rasch faßte, so war er sehr unbeständig, und eine Unternehmung, die er oft mit unermeßlichem Aufwande vorbereitet hatte, wurde nicht selten in der Mitte abgebrochen, und überhaupt gar nichts vollendet. Schwierigkeiten, die seinen Planen oder Grillen gemacht wurden, waren unerträglich; sie zu heben, wurden alle nur mögliche Kräfte in Bewegung gesetzt. Er war voll Lebhaftigkeit und Feuer; aber bey einer gleichförmigen Thätigkeit bald verdrossen. Er konnte nichts widriges ertragen, und gerieth bey dem Anblicke desselben entweder im Flammen, oder erlag. Alle Dienste, die man ihm geleistet hatte, sah er als Schuldigkeit an, und vergaß sie auf der Stelle; aber Beleidigungen blieben ihm unvergeßlich, und er rächte sie oft mit Grausamkeit. Er liebte den Spott, und bediente sich gerne der Freyheit, die nur die Fürsten haben, die Leute öffentlich zu

oder auf ihre Dienste machte. Da er in nichts nach Grundsätzen handelte, und alle seine Entschliessungen plötzlich und rasch faßte, so war er sehr unbeständig, und eine Unternehmung, die er oft mit unermeßlichem Aufwande vorbereitet hatte, wurde nicht selten in der Mitte abgebrochen, und überhaupt gar nichts vollendet. Schwierigkeiten, die seinen Planen oder Grillen gemacht wurden, waren unerträglich; sie zu heben, wurden alle nur mögliche Kräfte in Bewegung gesetzt. Er war voll Lebhaftigkeit und Feuer; aber bey einer gleichförmigen Thätigkeit bald verdrossen. Er konnte nichts widriges ertragen, und gerieth bey dem Anblicke desselben entweder im Flammen, oder erlag. Alle Dienste, die man ihm geleistet hatte, sah er als Schuldigkeit an, und vergaß sie auf der Stelle; aber Beleidigungen blieben ihm unvergeßlich, und er rächte sie oft mit Grausamkeit. Er liebte den Spott, und bediente sich gerne der Freyheit, die nur die Fürsten haben, die Leute öffentlich zu

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[28/0028] oder auf ihre Dienste machte. Da er in nichts nach Grundsätzen handelte, und alle seine Entschliessungen plötzlich und rasch faßte, so war er sehr unbeständig, und eine Unternehmung, die er oft mit unermeßlichem Aufwande vorbereitet hatte, wurde nicht selten in der Mitte abgebrochen, und überhaupt gar nichts vollendet. Schwierigkeiten, die seinen Planen oder Grillen gemacht wurden, waren unerträglich; sie zu heben, wurden alle nur mögliche Kräfte in Bewegung gesetzt. Er war voll Lebhaftigkeit und Feuer; aber bey einer gleichförmigen Thätigkeit bald verdrossen. Er konnte nichts widriges ertragen, und gerieth bey dem Anblicke desselben entweder im Flammen, oder erlag. Alle Dienste, die man ihm geleistet hatte, sah er als Schuldigkeit an, und vergaß sie auf der Stelle; aber Beleidigungen blieben ihm unvergeßlich, und er rächte sie oft mit Grausamkeit. Er liebte den Spott, und bediente sich gerne der Freyheit, die nur die Fürsten haben, die Leute öffentlich zu

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/28>, abgerufen am 21.11.2024.